"Nicht zu Grabe tragen": Zwölfstündige Mahnwache wegen drohender Standort-Schließung in Franken

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Stockstadt: Wegen drohender Standort-Schließung - "Beeindruckende Mahnwache" vor Papierfabrik
Im Herbst könnte es zur Schließung der Sappi-Papierfabrik in Stockstadt kommen. Die Gewerkschaft IGBCE hat deshalb am Donnerstag (20. Juli 2023) eine "beeindruckende Mahnwache" abgehalten.
Stockstadt: Wegen drohender Standort-Schließung - "Beeindruckende Mahnwache" vor Papierfabrik
Toni Lütgenau
Stockstadt: Wegen drohender Standort-Schließung - "Beeindruckende Mahnwache" vor Papierfabrik
Im Herbst könnte es zur Schließung der Sappi-Papierfabrik in Stockstadt kommen. Die Gewerkschaft IGBCE hat deshalb am Donnerstag (20. Juli 2023) eine "beeindruckende Mahnwache" abgehalten..
Stockstadt: Papierfabrik Sappi erwägt Standort-Schließung - 550 Mitarbeiter betroffen
Sappi

Der Standort Stockstadt der Zellstoff- und Papierfabrik Sappi droht das Aus. Unter dem Motto "Sappi nicht zu Grabe tragen" haben zahlreiche Teilnehmer im Zuge einer Mahnwache auf die 550 gefährdeten Arbeitsplätze aufmerksam gemacht.

  • Papierfabrik Sappi könnte Stockstadt-Standort schließen
  • "Passt nicht in strategische Ausrichtung" - Konzern mit Erklärung
  • Gewerkschaft: Begründung des Konzerns "ein Schlag ins Gesicht"
  • 550 Arbeitsplätze bei Schließung in Gefahr

Etwa 550 Mitarbeitende der Stockstädter Papierfabrik Sappi stehen momentan vor der Frage, wie es weitergeht. Dass der Standort "nicht in die strategische Ausrichtung" passe, sei bereits bekannt, heißt es in einer Mitteilung an die Belegschaft vom Donnerstag (6. Juli 2023), weshalb man erwäge, das Werk zu schließen. Die Gewerkschaft IGBCE hat durch eine Mahnwache am Donnerstag (20. Juli 2023) mit zahlreichen Teilnehmern gezeigt, dass man dies nicht einfach hinnehmen werde.

Update vom 21.07.2023: 550 Arbeitsplätze gefährdet - Argumentation des Konzerns "ein Schlag ins Gesicht"

Am Donnerstag (20. Juli 2023) hielt die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) vor der Sappi Papierfabrik in Stockstadt eine zwölfstündige Mahnwache ab. Im Laufe der Veranstaltung wurden 550 Grabkerzen in Form der Zahl 550 angezündet: "Die Kerzen sind eine Symbolik für die Angestellten, die hier ihren Job verlieren könnten", so Toni Lütgenau, Sprecher der IGBCE, gegenüber inFranken.de. Angestellte, Anwohner und sogar einige Politiker, unter anderem der Bürgermeister von Stockstadt Rafael Herbrik (SPD), haben sich an der Aktion beteiligt und sich solidarisch gezeigt.

"Wir wollen uns gegen den Verkauf wehren, denn zu sagen, dass der Standort nicht in die strategische Ausrichtung passt, ist ein Schlag ins Gesicht", so Lütgenau. Die Fabrik sei ein Traditionswerk, in dem seit 120 Jahren schon Generationen gearbeitet hätten. "Es haben schon einmal 170 Leute ihren Arbeitsplatz verloren, da haben die Mitarbeiter hier trotzdem alles gegeben und zur Firma gehalten. Jetzt erwarten wir, dass auch Sappi alles dafür tut, um einen Käufer für das Werk zu finden".

Lütgenau selbst habe gesehen, dass dort ganze Familien arbeiten: "Durch eine Schließung würde das gesamte Familieneinkommen verloren gehen" - das dürfe nicht zugelassen werden. "Wir haben die 550 Mitarbeiter durch die beeindruckende Mahnwache in den Fokus gerückt und ein starkes Signal gesendet". Jetzt müsse Sappi reagieren, erklärt Toni Lütgenau.

Erstmeldung vom 10.07.2023: Papierfabrik Sappi erwägt Standort-Schließung

South African Pulp and Paper Industries Limited (Sappi) wurde am 1936 östlich von Johannesburg gegründet und ist in mehreren Ländern Europas sowie in Amerika und weiterhin in Südafrika vertreten. Sappi Europe solle "ein nachhaltig widerstandsfähiges Unternehmen werden, das innerhalb der globalen Sappi-Gruppe systematisch relevant bleibt", erklärt das Unternehmen.

Zu Stockstadt erklärt Sappi: "Nachdem wir seither alle Optionen für das Werk geprüft haben, einschließlich Gesprächen mit anderen potenziellen Käufern, ist klar geworden, dass ein Verkauf des Werks als laufendes Unternehmen nicht möglich ist. Wir haben uns daher entschlossen, sowohl die Werksleitung als auch den Wirtschaftsausschuss sowie den Betriebsrat darüber zu informieren, dass wir den Konsultationsprozess mit der Erwägung der Schließung des Werks beginnen."

Der Konzern bezeichnet diesen nicht beabsichtigten Ausgang als "sehr unglückliches Ergebnis" gegenüber der Kollegenschaft. Das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren zur angedachten Schließung solle bis Oktober 2023 abgeschlossen sein.

Papier-Konzern sichert Mitarbeitenden Unterstützung zu

"Wir können Ihnen versichern, dass Sappi Europe unsere Mitarbeiter während dieses Prozesses unterstützen wird", heißt es weiter. Alle Verfahrensschritte und Verhandlungen wolle man einhalten, "die nach den geltenden gesetzlichen und sonstigen Vorschriften zur Arbeitnehmerbeteiligung (zum Beispiel Betriebsverfassungsgesetz) erforderlich sind". Weitere Sappi-Werke bedienten die Kundschaft in Zukunft. Zum Schluss lobt das Unternehmen den Einsatz der Belegschaft und macht deutlich, dass "dass dieses Ergebnis nicht auf mangelndes Engagement seitens Sappi zurückzuführen ist."

inFranken.de hat in den vergangenen Monaten über mehrere Insolvenzen berichtet. Der angeschlagene Nürnberger Autozulieferer Leoni sieht mittlerweile seine Rettung in der Übernahme durch einen Großaktionär. Ein Elektro-Unternehmen mit Sitz in Lauf hat ebenso Insolvenz angemeldet. Weitere Nachrichten aus Aschaffenburg findest du auf unserer Übersichtsseite.