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"Held von Aschaffenburg": Virales Video zeigt falsches Todesopfer


Autor: Ellen Schneider

Aschaffenburg, Samstag, 25. Januar 2025

In den sozialen Medien kursiert derzeit ein Video, das eines der Todesopfer des Messerangriffs in Aschaffenburg zeigen soll - dabei kam es zu Verwechslungen mit einem fast zeitgleich verstorbenen Eiscafé-Besitzer.


Nach dem Messerangriff in Aschaffenburg sind noch zahlreiche Fragen offen - zu den Hintergründen der Tat, zum Täter und auch zu den Opfern. Bei den Getöteten handelt es sich um einen zweijährigen Jungen und einen Mann. Der 41-Jährige soll eingeschritten sein, als der Täter eine Kindergartengruppe in einem Park angriff. Er starb später an seinen Verletzungen. Nun kursiert in mehreren sozialen Netzwerken ein Video, das den Mann zeigen soll - versehen ist es mit seinem angeblichen Namen und den Worten "Der Held von Aschaffenburg! Hat sein Leben geopfert, um die Kinder zu retten".

Zahlreiche Menschen sprechen in den Kommentaren ihre Bewunderung und ihr Mitleid aus - dabei handelt es sich gar nicht um das tatsächliche Opfer. Das bestätigen sowohl die Polizei Unterfranken, als auch der Sohn des in dem Video gezeigten Mannes auf Anfrage von inFranken.de. Und der Irrtum führt noch weiter: Der Name unter dem Bild gehört wohl nicht einmal zu dem Mann im Video. Er gehört zu dem ehemaligen Besitzer eines Eiscafés in Aschaffenburg, der unabhängig von der Tat verstorben ist. Das Bild zeigt allerdings nicht ihn selbst, sondern seinen Sohn. 

Verwechslung bei Opfer von Messerangriff in Aschaffenburg: Falsches Video kursiert im Netz

Auch ein Aschaffenburger Ladenbesitzer deckte den Irrtum in den sozialen Medien auf. Der verstorbene Eiscafé-Besitzer sei ein guter Freund von ihm gewesen, erklärt er online. Der Ladenbesitzer verkündete in den sozialen Netzwerken auch den Tod seines Freundes - am selben Tag, an dem der Messerangriff stattfand. "In tiefer Trauer muss ich euch mitteilen, dass unser Freund [...] von uns gegangen ist", schrieb er und betonte: "Du warst für mich wie ein großer Bruder und sogar wie ein Papa." Dazu wurde ein Bild geteilt, das unter anderem die Inhaber der beiden Geschäfte und den Sohn des Verstorbenen zeigt.

Ein möglicher Zusammenhang mit dem Messerangriff wurde in dem Beitrag nicht erwähnt. In einem Nachtrag betont er, dass er auch nie etwas Entsprechendes behauptet habe. Allerdings könnten einige Menschen die zwei Todesfälle wegen des Zeitpunkts seines Posts miteinander in Verbindung gebracht haben. "Ich finde das sehr traurig, wir sollten die Familie in Ruhe ihre Trauer ausleben lassen", schreibt er zu den falschen Videos, die derzeit auf TikTok und Co. kursieren und den Sohn des Verstorbenen zeigen.

Auch die Familie meldet sich über das Profil des Eiscafés zu dem Vorfall zu Wort und teilt die Beiträge des befreundeten Ladenbesitzers. Dazu schreiben die Angehörigen: "Bitte lasst uns in Frieden trauern. Wir fühlen mit Aschaffenburg." Auf Anfrage von inFranken.de kündigte die Familie an, sich nach der Trauerfeier an diesem Wochenende zu den Vorfällen äußern zu wollen.

Todesopfer von Aschaffenburg: Verwechslung mit Eiscafé-Besitzer beschäftigt auch Polizei in Unterfranken

Die falschen Behauptungen im Netz beschäftigen auch die Polizei Unterfranken. Diese betont in einer Instagram-Story: "Auf unseren Kanälen gehen vermehrt Nachfragen und das Foto eines 41-jährigen italienischen Staatsangehörigen aus Aschaffenburg ein. Hier besteht keinerlei Zusammenhang zu der Gewalttat vom Mittwoch." Auf Nachfrage von inFranken.de bestätigt die Polizei noch einmal: Weder bei dem Vater noch dem Sohn der Inhaber-Familie eines Eiscafés in Aschaffenburg handle es sich um die getötete Person.

Eine Todes-Anzeige auf einem italienischen Trauerportal zeigt: Der Eiscafé-Besitzer soll einen Tag vor der Messerattacke gestorben sein. Einem Artikel des italienischen Mediums ildolomiti zufolge, sei er in den Dolomiten beim Spazierengehen im Wald tödlich verunglückt. 

Das Eiscafé in Aschaffenburg hatten er und seine Familie einige Wochen zuvor aufgegeben. "Liebe Kunden und Freunde, nach vielen wunderbaren Jahren haben wir uns entschieden, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen", kündigten die Inhaber damals auf Instagram an. "Dieses Bild war unser Abschiedsbild ... danach wolltet ihr euer Leben in den Dolomiten genießen", schrieb auch der Aschaffenburger Ladeninhaber zu dem Beitrag, in dem er den Tod seines Freundes verkündete.

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