Oechsler: "Traditionsstandorte" von massivem Stellenabbau betroffen
Autor: Ralf Welz
Franken, Freitag, 13. Dezember 2024
Abermals hat ein fränkisches Traditionsunternehmen gravierende Stellenstreichungen verkündet. Die 1864 gegründete Firma Oechsler setzt an zwei wichtigen Standorten den Rotstift an.
Globale Krisen, anhaltende Konflikte und ein schwaches Wirtschaftsklima haben in der Region Franken erhebliche Auswirkungen. Viele Unternehmen kämpfen mit spürbaren Auftragseinbrüchen und stark gestiegenen Kosten. Aufgrund gesunkener Nachfrage bei Elektroautos hat der Autozulieferers Leoni am Standort Roth zahlreiche Angestellte in Kurzarbeit geschickt. Auch bei der BayWa kriselt es. Der Agrarhändler streicht circa 1300 Vollzeitstellen, 26 Standorte müssen schließen - droht auch in Franken ein drastischer Schnitt?
Schlechte Nachrichten aus Sicht der Belegschaft kommen ebenfalls von der Oechsler AG mit Sitz im mittelfränkischen Ansbach. Das 1864 gegründete Unternehmen ist in der kunststoffverarbeitenden Industrie tätig. Nun wurde die Umstrukturierung des weltweiten Produktionsnetzwerks angekündigt - mit einschneidenden Folgen für die Mitarbeiter an den Standorten Ansbach und Weißenburg.
Ansbacher Oechsler AG setzt Rotstift an - Personalstärke soll an Auslastung angepasst werden
Die bekannt gegebenen Schritten sind laut Firmenangaben Bestandteil eines zu Jahresbeginn aufgelegten Transformationsprogramms. "Das übergeordnete Ziel der Neuausrichtung ist es, die Produktion an die aktuellen und zukünftigen Marktanforderungen und Kundenbedürfnisse anzupassen", erklärt Oechsler in einer aktuellen Pressemeldung. Einer der Kernpunkte: Die Stärken und Kapazitäten der jeweiligen Produktionsstätten sollen künftig besser und effizienter genutzt werden. "Damit geht auch einher, dass die Personalstärke an die Auslastung hinsichtlich der aktuellen Marktlage angepasst wird", heißt es in der Verlautbarung des Kunststoffexperten mit Sitz in Ansbach.
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Das neue Konzept sieht ferner die Etablierung zweier separater Unternehmen innerhalb der Firmengruppe vor. Mit der Oechsler Polymer GmbH konzentriere man sich zukünftig zielgerechter auf die Produktion von Kunststoffbauteilen, "die nach langem Lebenszyklus fortgesetzt in mittleren und kleineren Stückzahlen produziert werden und damit besonders anspruchsvoll in der Gewährleistung von Produktivität und Qualität sind", erklärt das Unternehmen. Dazu soll die Fertigung gebündelt werden.
Die Oechsler Ceramics GmbH ermögliche zudem die Spezialisierung auf Pulverspritzguss. Oechsler bündelt das entsprechende Fachwissen laut Mitteilung in diesem Bereich in einer eigenständigen Einheit, um Prozesse zu optimieren. "Durch diesen Know-how-Aufbau können die Teams zukünftig Anlaufprozesse beim Kunden besser und kosteneffizient begleiten", teilt das Unternehmen mit. Die Unabhängigkeit der GmbH ermöglicht es der Neugründung, neue Produktgruppen wie Motorinnenraum von Fahrzeugen oder neue Technologien wie Metallspritzguss-Lösungen flexibel und gezielt zu entwickeln.
Personalabbau in Ansbach und Weißenburg - Wegfall von 185 Vollzeitstellen geplant
Für die Belegschaft sind die angekündigten Schritte mit unmittelbaren Folgen verbunden: Rund die Hälfte der Mitarbeiter, die aktuell am Standort Weißenburg arbeiten, sollen in eine der beiden neuen Firmen transferiert werden. Im Zuge dieser Neuausrichtung und der damit verbundenen neuen Struktur sowie geänderter Arbeitsprozesse plant Oechsler in Weißenburg den Abbau von rund 70 Vollzeitstellen. Anpassungen sollen auch in der Fertigung in Ansbach sowie in weiteren Unternehmensbereichen umgesetzt werden. "Hiervon sind 115 Vollzeitstellen betroffen, die das Unternehmen im Zuge dieser Veränderungen abbauen will", heißt es in der aktuellen Verlautbarung.
Vor rund zehn Monaten hatte Oechsler bereits Personalreduzierungen an den fränkischen Standorten Ansbach, Brodswinden und Weißenburg bekannt gegeben. Auf die Pläne reagierte seinerzeit sogar Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Mit dem seit Februar umgesetzten Stellenabbau erfolgt laut Unternehmensangaben insgesamt ein Abbau von rund 260 Vollzeitstellen."Seit mehr als 160 Jahren war es stets eine Grundlage unseres Geschäftserfolges, dass wir uns konsequent an die aktuellen Marktanforderungen und Kundenbedürfnisse angepasst haben."