Finanzexperten geben Tipps fürs Homebanking
Autor: Brigitte Krause
LKR Haßberge, Sonntag, 19. April 2020
In der Pandemie stellen die Bankinstitute im Landkreis Haßberge fest: Die Menschen verlieren die Scheu vor dem Onlinebanking und werden zu E-Brokern.
Christian Schwab fällt zum Thema Corona-Krise als erstes ein: "Die Leute sind sehr vernünftig. Ich muss ein dickes Lob an die Bevölkerung und an unsere Kundschaft aussprechen." Der Vorstand der Raiffeisenbank Haßberge freut sich über das besonnene Verhalten der Menschen. Keine Massenpanik, im Gegenteil, das Bargeld bleibt eher im Fach. In den drei Hauptgeschäftsstellen der Raiffeisenbank in Haßfurt, Eltmann und Hofheim verzeichne man ein ruhiges Klima.
Die Raiffeisenbank Haßberge bemerke auch eine starke Nachfrage bei staatlichen Förderprogrammen. "Die Firmenkunden brauchen mehr Liquidität", erläutert Christian Schwab. Man könne die Entscheidungen aber schnell fällen und Anträge zügig abarbeiten. Gut zu tun habe das Kundenservice-Center. Bei aktuellen "Schnäppchen-Preisen" an der Börse gibt es viele Aufträge sowohl auf der Verkaufs- wie auch auf der Kaufseite. Die Transaktionen im Wertpapiergeschäft sind sprunghaft angestiegen.
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Corona verändert die Gesellschaft, das spürt man nicht nur in der Berufswelt, wo das Home-Office inzwischen ganz normal geworden ist, das spüren auch die Banken im Verhalten der Menschen, wie Christian Schwab deutlich macht: Stark nachgefragt werde das Online-Banking in dieser Zeit. "Während es früher hieß, ,Das brauch ich net!‘, ist der Trend hierzu jetzt unheimlich hoch", beschreibt es Schwab.
Das E-Brokerage-Angebot der Raiffeisenbank werde ebenso gerne genutzt, hier kann man selbst Broker sein, direkt seine Aufträge abgeben und lernen, wie der Umgang mit der Karte an Schrecken verliert. Bargeldlos bezahlen, das ist ein großer Trend der Zeit.
Weltweite Finanz-Auswirkungen
Roberto Nernosi, Vorstandsmitglied der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, verzeichnet ein ähnliches Verhalten der Kundschaft. Sein Blick auf den Bankenalltag fällt sehr akribisch und genau aus.
Die Pandemie sei mit einer Wucht und Geschwindigkeit hereingebrochen, die weltweite Auswirkungen hatte. Liquiditätsprobleme treffen den privaten und den gewerblichen Kunden zeitversetzt, weil die Auswirkungen der Kurzarbeit erst im April und Mai zu spüren sein werden. Der Gesetzgeber sieht die Möglichkeit vor, Raten für drei Monate auszusetzen; diese Wahl könne der Kunde schon auf der Internetseite treffen; für Tilgungen bei Baufinanzierungen beispielsweise gäbe es auch die Möglichkeit, für sechs Monate auszusetzen.
Bei den gewerblichen Kunden ließ sich mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen im März eine hohe Frequenz an Nachfragen feststellen. Was passiert, was muss ich für Anträge liefern? Die vielen Fragen bescherten den Beratern am Tag zwischen 30 und 40 Telefonate. "Viele Banken sind preiswerter", weiß Nernosi, doch in den Regionalbanken seien die Kunden gerade jetzt froh über den direkten Kontakt und das gefestigte Vertrauensverhältnis zum Berater.
Grundsätzlich verzeichnet auch die Sparkasse eine viel größere Bereitschaft, mediale Kanäle zu nutzen. Und nachdem in den Zeiten der Hamsterkäufe noch das Bargeld sprudelte, wandelte sich das in den folgenden Wochen. Das bargeldlose Zahlen hat zugenommen, bundesweit verzeichneten die Banken erstmals mehr bargeldloses Zahlen als Bargeldverkehr - in einem Deutschland, das bisher als Nation der Bargeldzahler galt. Auch bei der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge zeichnet sich der Trend ab, die Flaute an der Börse für manchen Zukauf zu nutzen oder gar neu einzusteigen. Online an der Börse kaufen oder verkaufen zu können, das sei "für den, der schnell handeln will, toll".
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Wie die meisten soliden Banker aber sieht Nernosi in der langfristigen und über eine zeitliche Distanz erfolgende Anlage die bessere Wahl. Sein persönlicher Wunsch: "Es wäre schön, wenn Deutschland mehr in Realwerte investieren würde." Denn hier sind die Renditen an der Entwicklung der realen Wirtschaft angelehnt. Schließlich handelt es sich dabei um börsennotierte Unternehmen und Immobilien.
Und ein Letztes: Wie in der Raiffeisenbank hat man auch in der Sparkasse schon vor Corona einen ganz bestimmten Trend festgestellt. Bankschließfächer sind des Deutschen liebstes Kind geworden. Freilich weiß niemand, was da in die Bankschließfächer so gelegt wird. Und sicherlich wird es sich dabei um Wertsachen handeln. Der Schluss dürfte nahe liegen, dass viele Menschen sich einen kleinen, golden glänzenden Vorrat angelegt haben. Für schlechtere Zeiten.