Ende März stellen wir unsere Uhren wieder auf Sommerzeit. Während sich die einen freuen, dass es länger hell bleibt, ärgern sich andere über die "geklaute Stunde" - wie steht es um den EU-Vorstoß?
Nächste Zeitumstellung im März 2024
Umfrage für Abschaffung
Halbe Sommerzeit, dauerhafte Sommerzeit
Zweimal im Jahr müssen die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union – und damit auch Deutschlands – an der Uhr drehen. Ende März stellt man auf die Sommerzeit um, und Ende Oktober wieder auf die Winterzeit. Am 31. März und 27. Oktober ist es auch in diesem Jahr wieder so weit – und das, obwohl die EU die Zeitumstellung eigentlich abschaffen wollte – nicht zuletzt wegen so einiger gesundheitlicher "Nebenwirkungen".
Abschaffung soll Energie sparen: Wieso gibt es noch Winter- und Sommerzeit?
Seit 1980 gibt es die Zeitumstellung – und der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger scheint sie lästig geworden zu sein. So kam eine nicht repräsentative Online-Befragung der EU-Kommission aus dem Jahr 2018 unter 4,6 Millionen Europäern und Europäerinnen zu einem eindeutigen Ergebnis: 84 Prozent stimmten für die Abschaffung der Zeitumstellung. Es ist jedoch zu beachten, dass die 4,6 Millionen Befragten nur rund ein Prozent der EU-Bevölkerung ausmachen.
Dennoch hatte die Umfrage ein Nachspiel. Das EU-Parlament sprach sich dafür aus, die Zeitumstellung abzuschaffen. Neben der nicht repräsentativen Umfrage trugen auch Forderungen aus der Bevölkerung, den Mitgliedsstaaten und eine Reihe von Studien zu der Entscheidung bei. Es stellte sich zum Beispiel heraus, dass die Zeitumstellung gar keine Energie spart – ehemals der Hauptgrund für ihre Einführung. Schon im März 2021 sollte die Zeit dann zum letzten Mal umgestellt werden – doch es passierte nichts. Was ist also aus den großen Plänen der EU geworden?
Durch die Energiekrise sind die Rufe nach Abschaffung wieder lauter geworden. Kritiker nutzen dabei ironischerweise genau dasselbe Argument, wie zur Einführung der Zeitumstellung: Energie sparen. Dafür soll es dauerhaft bei der Sommerzeit bleiben. "Je heller es abends ist, desto weniger Strom wird verbraucht", erklärt Korbinian von Blanckenburg, Professor an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, in der "Rheinischen Post". Das Einsparpotenzial liege bei bis zu 700 Millionen Euro. Ganz so einfach ist es aber doch nicht.
Zeitumstellung mit Nebenwirkungen - Jetlag bei Tier und Mensch
Es dürfe nicht nur der Stromverbrauch zu Hause berücksichtigt werden, wie Christoph Mordziol vom Umweltbundesamt im Gespräch mit der Deutsche Presse-Agentur betont. "Bei geändertem Freizeitverhalten kann man annehmen, dass Aktivität außerhalb des Hauses zu Energieverbrauchssteigerungen im Verkehrs- und im Freizeitsektor führt." Dann wären wir also wieder beim gleichen Problem wie jetzt. Während der Sommerzeit wird am Abend weniger Strom mit Licht verbraucht, in Frühjahr und Herbst wird dafür in den Morgenstunden mehr geheizt. Der Energiespar-Effekt hebt sich also auf. Tipps, wie du wirklich Energie sparen kannst, findest du hier.
Wenn aber weder die Zeitumstellung, noch ihre Abschaffung Energie sparen, ist das nicht automatisch ein Grund alles beim Alten zu belassen. Die EU-Kommission hatte wie bereits erwähnt mehrere Beweggründe für ihren Vorschlag, zum Beispiel gesundheitliche. Zwar gebe es Studie, "dass die Sommerzeit in Verbindung mit mehr Freizeitaktivitäten im Freien positive Auswirkungen haben könnte", heißt es laut dpa von der Behörde. Aber es gebe auch Forschungsergebnisse, die darauf hindeuteten, dass gesundheitliche Auswirkungen wie auf den Biorhythmus gravierender sein könnten als bisher angenommen. Trotzdem ist seit 2021 vonseiten der EU nichts mehr in Sachen Abschaffung passiert.
Der Grund, wieso es mit der Abschaffung nicht vorangeht, liegt vor allem in den komplizierten Abläufen der EU-Politik. Die EU-Kommission hat im September 2018 den Vorschlag, die Zeitumstellung abzuschaffen, an das Parlament gegeben. 2019 hat das Parlament sich entschlossen, den Vorschlag zu unterstützen und das ganze ging in den Europäischen Rat. Dieser besteht aus den Regierungschefs der Mitgliedsstaaten. Wie eine Pressesprecherin der Kommission auf Nachfrage von Regionalheute.de angibt, liege es nun an ihnen, "einen gemeinsamen Standpunkt zu finden".
EU will Zeitumstellung abschaffen: Das ist aus dem Vorschlag geworden
Im Dezember 2019 sei das letzte Mal im Rat über die Zeitumstellung diskutiert worden. Seither wurde es still um das Thema, denn von einem gemeinsamen Standpunkt waren die nationalen Regierungen weit entfernt. Griechenland und Zypern wollten zum Beispiel bei der Zeitumstellung bleiben, wie die Tagesschau berichtete. Selbst wenn sich alle Ländern einig wären, die Umstellung abzuschaffen, gebe es noch Probleme: Bleibt man auf Dauer bei der Winterzeit - der eigentlichen "Normalzeit" - oder der Sommerzeit?
Je nach geografischer Lage ist es für manche Länder besser, bei der Sommerzeit zu bleiben. Bereits vor über einem Jahr erklärte der damalige Europaabgeordnete der SPD, Ismail Ertug, gegenüber der Tagesschau: "Es gibt Länder, die haben überhaupt kein Interesse, das zu verändern, weil es da ganz gut funktioniert. Es gibt aber auch Länder im Norden zum Beispiel, die sagen: Wir brauchen die Winterzeit, damit es im Winter früher hell wird." Aus gesundheitlicher Sicht wäre das ebenfalls schlecht. Schon jetzt macht sich die Umstellung bei vielen Menschen als "Mini-Jetlag" bemerkbar.
Zu der weiter unveränderte Problematik mit der Abstimmung in der EU hat sich zuletzt auch der aktuelle EU-Abgeordnete der SPD, Thomas Ruder geäußert: "Während die nordischen Länder einer dauerhaften Winterzeit den Vorzug geben, tendieren die südlichen Staaten eher zur Beibehaltung der Sommerzeit. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, eine zersplitterte Zeitlandschaft in Europa zu vermeiden, die Koordination erschweren würde. Es scheint, dass die Diskussion um die Zeitumstellung uns noch für einige Zeit begleiten wird."
Droht ein Flickenteppich? Wieso die Abschaffung der Zeitumstellung so kompliziert ist
Eine weitere Alternative, die in Brüssel diskutiert wird, ist die "halbe Sommerzeit". Diese würde eine halbe Stunde nach der Sommerzeit und eine halbe Stunde vor der Winterzeit. Auch eine neue Einteilung der Zeitzonen in der EU wäre denkbar. Ein internationales Forscherteam hat dazu ein Konzept erarbeitet.
Die Idee war zunächst, eine Folgenabschätzung durchzuführen. Doch nicht mal darauf konnte man sich auf EU-Ebene einigen. Deutschland und andere Mitglieder sehen Brüssel in der Verantwortung. Die EU-Kommission meint dagegen, das sei Sache der Mitgliedsstaaten. Schließlich würden diese die nationalen Eigenheiten besser kennen. Wie geht es jetzt also weiter?
Erstmal hängt es weiterhin am Europäischen Rat, eine gemeinsame Position bekannt zugeben. Dort steht die Abschaffung der Zeitumstellung aber erstmal nicht auf der Agenda. Wie Anna Cavazzini, Grünen-Abgeordnete im EU-Parlament, dem MDR erklärte, liege das auch daran, dass inzwischen viele andere dringende Themen im Fokus stehen. Bis 2026 hat die EU alle Termine zu dem Thema abgesagt. Laut Cavazzini fehle noch immer ein gemeinsames Konzept der Mitgliedsstaaten. Sie erwarte von den EU-Mitgliedern, "dass sie einen Mechanismus entwickeln, wie der Binnenmarkt nicht gestört wird und dass wir nicht bei einem Flickenteppich landen, Land A macht die Sommerzeit Zeit und Land B die Winterzeit." Das sei einfach nie passiert.
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Und gerade zur Zeiten wie der Energiekrise, Inflation, Heizmaterialkosten würde die dauerhafte Sommerzeit einiges einsparen.
Aber nein, dann kommen so hirnrissige Ratschläge wie Tempo 30, anstatt dafür zu sorgen, dass der Verkehr flüssiger wird ,z.B. Anpassung der Ampelschaltungen für grüne Wellen, so dass man weniger anfahren und stoppen muss. Verringert Verschleiß und verbraucht weniger Sprit.
biker372
Man sieht wieder einmal was bei dieser EU in ihren schicken Glaspalästen heraus kommt. Nicht einmal bei einem so trivial klingenden Fall gibt es eine geschlossene einheitliche Lösung. Immer nur reden,reden,reden und vertragen. Ich würde dieses Bürokratiemonster und geldverschlingende EU Parlament abschaffen, da würde man mehr einsparen. Diese Parlamenarier*innen sind sich nur alle bei ihren Gehaltsabschlüssen einig und einer Meinung. Aber der deutsche "Michl" bezahlt die ganze Show. Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln. Aber wenn schon auf nationalen Problemen kein Konsens mehr gefunden wird, wie soll dieses dann auf internationalen Bühnen stattfinden. Frei nach dem Motto, man müsste es so tun, man könnte es so tun und sollte es so tun. Aber passieren tut gar nichts mehr.
Und gerade zur Zeiten wie der Energiekrise, Inflation, Heizmaterialkosten würde die dauerhafte Sommerzeit einiges einsparen.
Aber nein, dann kommen so hirnrissige Ratschläge wie Tempo 30, anstatt dafür zu sorgen, dass der Verkehr flüssiger wird ,z.B. Anpassung der Ampelschaltungen für grüne Wellen, so dass man weniger anfahren und stoppen muss. Verringert Verschleiß und verbraucht weniger Sprit.
Man sieht wieder einmal was bei dieser EU in ihren schicken Glaspalästen heraus kommt. Nicht einmal bei einem so trivial klingenden Fall gibt es eine geschlossene einheitliche Lösung. Immer nur reden,reden,reden und vertragen. Ich würde dieses Bürokratiemonster und geldverschlingende EU Parlament abschaffen, da würde man mehr einsparen. Diese Parlamenarier*innen sind sich nur alle bei ihren Gehaltsabschlüssen einig und einer Meinung. Aber der deutsche "Michl" bezahlt die ganze Show. Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln. Aber wenn schon auf nationalen Problemen kein Konsens mehr gefunden wird, wie soll dieses dann auf internationalen Bühnen stattfinden. Frei nach dem Motto, man müsste es so tun, man könnte es so tun und sollte es so tun. Aber passieren tut gar nichts mehr.