Winterwurst statt Weihnachtswurst: Currywurst-Bude erntet Shitstorm - was dahinter steckt

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Eine Berliner Currywurst-Bude hat zuletzt in den sozialen Netzwerken für Furore gesorgt. Foto: Daniel Karmann/dpa
Eine Berliner Currywurst-Bude hat zuletzt in den sozialen Netzwerken für Furore gesorgt. Foto: Daniel Karmann/dpa

Viele Nutzer schäumten vor Wut in den sozialen Netzwerken. Die Entscheidung einer Currywurst-Bude die "Weihnachtswurst" in "Winterwurst" umzubenennen, entzürnte die Gemüter. Das Unternehmen bekam genau, was es wollte.

Eine bekannte Currywurst-Bude aus Berlin hat am Mittwoch (18. Dezember 2019) für Aufregung in sozialen Netzwerken gesorgt. Mit einem Post via Facebook zog der Imbiss die geballte Wut vieler Nutzer auf sich.

Der Grund: "Curry 36" kündigte an, dass man sich aus diversen Gründen in diesem Jahr dafür entschieden habe, die beliebte "Weihnachtswurst" zukünftig als "Winterwurst" zu bezeichnen, hieß es von Seiten der Wurst-Bude. "Wir hoffen auf euer Verständnis", fügte "Curry 36" abschließend hinzu.

"Winterwurst": Currywurst-Bude sorgt für Trigger-Moment

Entsetzen und Verärgerung waren die Folge. Böswillige und abfällige Bewertungen füllten die Kommentarspalte. Die Stimmung kippte jedoch nach einiger Zeit, da sich unter den Nutzern die Pointe der Geschichte breitmachte.

"Curry 36" sorgte nur einen Tag später für Klarheit. Fakt ist: In der Bude hat es nie eine sogenannte "Weihnachtswurst" gegeben. Somit konnte sie auch nicht umbenannt werden. Hinter dem Facebook-Post steckte schlussendlich geschicktes Marketing. Nimmt man die Reichweite des Posts als Maßstab, hat sich die Aktion bezahlt gemacht: Mehr als 6500 Nutzer reagierten auf den Post, mehr als 9000 User kommentierten ihn und er wurde über 2000 Mal geteilt (Stand: 20.12.2019, 11.30 Uhr). Per E-Mail: Jetzt den inFranken.de-Newsletter abonnieren

Zahlreiche Nutzer bemerkten, dass sich die Currywurst-Bude einen Spaß erlaubt hatte. Andere hingegen nicht. Ein Nutzer schrieb beispielsweise "also von mir kein Verständnis... was sollen das für Gründe sein?" Viele der wütenden User zogen ihre eigenen Schlussfolgerungen aus dem Posting selbst, die Currywurst-Bude hatte durch die Formulierung des Posts massig Spielraum für Interpretationen angeboten - die beliebteste: Die Firma gehe diesen Schritt aus Angst, sich für deutsche Traditionen und Bräuche auszusprechen. Damit beuge sich das Unternehmen den Meinungen intoleranter Migranten.

"Die größte Beleidigung kommt doch von euch, wenn ihr uns das Weihnachtsfest mit solchen Dummheiten vermiest." - Nutzerkommentar auf Facebook

Exakt auf diese "Argumentation" hatte "Curry 36" wohl angespielt. In der Aufklärung des Falles heißt es: "Unsere Stammkunden haben den Braten - pardon, die Wurst - natürlich sofort gerochen: Eine Weihnachtswurst gab es nie und eine Winterwurst wird es (vermutlich) auch in Zukunft nicht bei uns geben."

Dass man Vielfalt lebe, zeige der Besuch von Gästen aus der ganzen Welt, fügte "Curry 36" hinzu. Damit setzte das Unternehmen ein klares Statement gegen die Meinung einiger Kommentatoren, die auf eine Abschaffungskultur deutscher Traditionen und den Untergang des christlichen Abendlandes anspielten. Der Geschäftsführer des Imbisses zeigte sich zufrieden mit dem Marketing-Gag: "Bisher ist die Aktion von Erfolg gekrönt", sagte er dem Tagesspiegel. Es sei darum gegangen, eine Provokation hübsch zu verpacken, fügte er hinzu.

Das Schlussstatement im Facebook-Post kann "Curry 36" tatsächlich belegen. Unter anderem schauten dort bereits Die Ärzte, Ex-Kanzler Gerhard Schröder oder Tom Hanks auf einen Snack vorbei.

Fall erinnert an 2014: Umbenennung eines Weihnachtsmarktes

2014 wurde ein ähnliches Thema bereits heiß diskutiert. Damals ging es um einen Berliner Weihnachtsmarkt im Stadtteil Kreuzberg: Die Veranstaltung sollte angeblich in "Wintermarkt" umbenannt werden. Die Bild am Sonntag trat die Diskussion mit der Artikelüberschrift "Haben wir nicht alle Lichter am Baum?" los.

Die Angelegenheit entpuppte sich schließlich als Falschmeldung. Bis die Aufklärung durch das zuständige Bezirksamt bei allen Kommentatoren ankam, hatten sich bereits Verschwörungstheorien verbreitet, die in das selbe Horn, wie im Fall von "Curry 36", bliesen.

Winterstern statt Weihnachtsstern: So reagiert Aldi auf die Kritik der Kunden

Bei Aldi gab es im November eine Pflanze namens "Winterstern" zu kaufen. Viele Kunden reagierten darauf verärgert. Sie warfen dem Discounter vor, den "Weihnachtsstern" einfach umbenannt zu haben. Doch die Sache ist nicht ganz so einfach.