Und er brachte das klar in Verbindung mit dem politischen Engagement seines Bruders in Berlin seit dem 7. Oktober: «Bei der Art und Weise, wie er in den letzten Monaten für seinen gerechten oder ungerechten Widerstand in der FU im Internet diffamiert und 'markiert' wurde, war diese Folge fast unvermeidbar und ich habe das von Anfang an befürchtet.»
Wie der mutmaßliche Täter die Sache darstellt, ist unbekannt. Der Berliner Rechtsanwalt Ehssan Khazaeli, der den Beschuldigten verteidigt, erklärte auf dpa-Anfrage, dass zunächst die umfangreichen Ermittlungen der Besonderen Aufbauorganisation (BAO) Nahost der Berliner Polizei abgewartet werden sollen. «Der Beschuldigte wird sich auf meinen Rat hin nicht zu verfahrensrelevanten Sachverhalten äußern», sagte Khazaeli.
Seit dem 7. Oktober kam es an Hochschulen in Deutschland immer wieder zu Vorfällen, die als antisemitisch beziehungsweise antiisraelisch gewertet wurden: In Berlin waren es zum Beispiel Aktionen, Schmierereien und Beiträge in Chatgruppen. Die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion, Hanna Veiler, bemängelte Ende 2023 im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: «Es gibt kaum Konsequenzen für solche Studentinnen und Studenten.»
Die FU stellte allerdings mehrere Strafanzeigen, viele davon wegen eines Hausfriedensbruchs im Zusammenhang mit einer Hörsaalbesetzung Mitte Dezember durch die Gruppe «FU Students for a Free Palestine». Einige Gruppen kritisieren eine als einseitig empfundene Solidarisierung von Hochschulen mit Israel.
Universität will juristische Schritte prüfen
Jetzt reagierte auch die FU bestürzt. Man sei «zutiefst entsetzt über den brutalen, mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriff auf einen jüdischen Studenten unserer Universität», teilte das Uni-Präsidium um Günter Ziegler mit. «Wenn sich bestätigt, dass der Täter Student der Freien Universität Berlin ist, wird die Hochschule umgehend die möglichen juristischen Schritte im Rahmen des Hausrechts prüfen und gegebenenfalls ein Hausverbot durchsetzen.» Die Uni richtete Genesungswünsche an den Verletzten. Sie unternehme «alles in ihrer Kraft Stehende», um eine Bedrohung jüdischer Studierender auf dem Campus zu verhindern, betonte die FU.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte eine genaue Aufklärung der Hintergründe und gegebenenfalls Konsequenzen. «Sollten sich die bisherigen Anhaltspunkte erhärten und der Angriff auf antisemitischen Motiven beruhen, dann muss den Täter die volle Härte des Gesetzes treffen», sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. In diesem Fall solle die Freie Universität auch eine Exmatrikulation prüfen.
Auch Berlins Regierungschef Wegner mahnte, er erwarte von den Universitätsleitungen konsequentes Vorgehen gegen Antisemitismus und aktives Eingreifen, «wenn sich solche Entwicklungen abzeichnen.»