Wahltrend nach Protesten: AfD verliert deutlich - doch Ampel profitiert nicht
Autor: Gwendolyn Kaiser, Agentur dpa
Deutschland, Dienstag, 23. Januar 2024
Nach Angaben einer ersten Umfrage nach den aktuellen Massenprotesten würden weniger Menschen die AfD wählen. Der Insa-Geschäftsführer ist sich sicher: Die Demos haben eine Auswirkung.
Die Enthüllungen vom Medienhaus Correctiv am 10. Januar 2024 über ein Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam, bei der unter anderem über "Remigration" gesprochen wurde, traten eine deutschlandweite Welle an großen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie los.
Allein in Bamberg kamen 6.000 Menschen zusammen und in Nürnberg demonstrierten rund 15.000 Menschen gegen Rechts. Ein neuer Insa-Meinungstrend für die Bild zeigt "das größte Umfrage-Minus für die AfD seit fast zwei Jahren".
AfD mit größtem Umfrage-Verlust: Ampel hat nichts davon
Die AfD verliert 1,5 Prozentpunkte in der neuesten Insa-Auswertung und fällt somit von 23 Prozent auf 21,5 Prozent. Nach Angaben der Bild profitiert die aktuelle Regierung aber nicht davon. Insgesamt kommt die Ampel nur noch auf 31 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2021 erreichte sie 52 Prozent.
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Meinungsforscher und Geschäftsführer Hermann Binkert meint: "Die Demos gegen die AfD werden von 37 Prozent der Deutschen unterstützt. Sie zeigen Wirkung. Die AfD bleibt aber mit acht Punkten Abstand zur SPD zweitstärkste Kraft. 57 Prozent können sich grundsätzlich gar nicht vorstellen, die AfD zu wählen." Während die SPD einen halben Prozentpunkt verloren hat und die FDP bei fünf Prozent bleiben, gewinnen die Grünen als einzige Ampel-Partei einen halben Prozentpunkt dazu. So schneiden die Parteien im neuesten Trend ab:
- SPD: 13,5 Prozent (-0,5)
- CDU/ CSU: 30,5 Prozent (-0,5)
- Grüne: 12,5 Prozent (+0,5)
- FDP: 5 Prozent (unverändert)
- AfD: 21,5 Prozent (-1,5)
- Linke: 3 Prozent (-1)
- Freie Wähler: 2,5 Prozent (-0,5)
- Sonstige: 11,5 (+3,5)
Trotz Umfrage-Absturz wächst die AfD-Mitgliederanzahl
Andere Wahlumfragen von beispielsweise Verian (Emnid) vom 20. Januar 2024 oder Forsa vom 16. Januar 2024 zeigen mit 22 Prozent eine ähnliche Prozentzahl an Wählerstimmen für die AfD, allerdings blieb der Trend hier unverändert oder nahm sogar um einen Prozentpunkt zu. Berichte über ein Treffen mit rechtsextremistischen Aktivisten in Potsdam, bei dem mehrere Politiker der AfD zugegen waren, haben der Partei nach eigenen Angaben bei der Mitgliederentwicklung bislang nicht geschadet.
Zwischen dem 10. Januar 2024 und dem 22. Januar 2024 seien etwa 1400 Aufnahmeanträge neu eingegangen, teilte ein Sprecher mit. Im gleichen Zeitraum habe es Austritte "im mittleren zweistelligen Bereich" gegeben.