Der neue Symphonische Chor Bamberg trat zum ersten Mal auf. Es ist noch viel Luft nach oben.
Die gute Nachricht zuerst: Der neue Symphonische Chor Bamberg hat seine Arbeit aufgenommen, und es hat sich gezeigt, dass da wirklich gute Stimmen versammelt sind, die einiges für die Zukunft versprechen.
Aber da sind wir auch schon bei der weniger guten Nachricht: Es ist noch viel Luft nach oben. Oder anders gesagt: Man saß am Sonntag im Joseph-Keilberth-Saal und fragte sich, worüber man sich zuerst wundern sollte.
Erstaunliche Entscheidung
Allein schon die Beobachtung, dass das Jungfernkonzert eines großen, neu gegründeten Chores, der einmal ein wichtiger Faktor im Konzertleben werden soll, unter "Orgelkonzert" firmierte, war erstaunlich.
Vielleicht, weil sich der Chor erst am Vortag des Konzerts mit seinem Leiter Tarmo Vaask zu gemeinsamen Proben traf. In so knapper Zeit kann man kein abendfüllendes Programm erarbeiten, das das Jungfernkonzert zu einem künstlerischen Weckruf machen würde. So sang der Chor das "Festival Te Deum" op. 32 von Benjamin Britten und Dobrinka Tabakovas "Centuries of Meditation" in der Uraufführung der Bearbeitung für Sopran, Chor und Orgel.
Ansonsten gab es Gesichertes, das ein Chor auch singt, wenn man ihn um 4 Uhr morgens aus dem Tiefschlaf holt: Advents- und vor allem Weihnachtslieder von Johann Sebastian Bach bis John Rutter. Damit es ein Orgelkonzert wird, hatte man zwei Fachleute geholt: den Freiberger David Franke, der heute in Freiburg unterrichtet.
Seine Improvisationen waren eindrucksvoll in ihren strukturellen und dynamischen Aufgipfelungen, aber auch etwas schematisch und akademisch. Da hätte er auch mal Elemente des Jazz oder andere Aspekte einbauen, das Ganze moderner machen können. Ljubov Nosova war eine ausgezeichnete Begleiterin für den Chor, insbesondere bei den "Centuries of Meditation", einer Art bulgarisch-englischer Minimal Music, die von allen Beteiligten hohe Konzentration forderte. Allerdings hatte sie dabei leider - wie auch David Franke - mit einem getrübten Ansprechverhalten der Tastatur des elektrischen Spieltisches an der Bühnenrampe zu kämpfen.
Innere Balance
Aber eigentlich ging es ja um den Chor. Man hörte schon, dass den beiden Werken von Britten und Tabakova bei der Probe das Hauptaugenmerk gegolten hatte, ihrer strukturellen Durchdringung, ihren Gefahrenstellen und deren Überwindung.