Terroranschläge und Flüchtlingsströme sorgen bei Urlaubern für Verunsicherung. Geht's in die Ferne? Oder lockt heuer Erholung in der Heimat?
Wohin soll in diesem Jahr die Reise gehen? Viele Deutsche tun sich im März 2016 schwer mit einer Antwort. Anders als sonst. Da wussten die "Reiseweltmeister" oft schon im Januar, welche Region, welche Stadt oder welchen Kontinent sie im Jahresverlauf besuchen wollten. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die 32. Deutsche Tourismusanalyse vom Februar diesen Jahres. Für die Untersuchung hatte das Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK 4000 Deutsche befragt. Ergebnis: Von 100 Befragten gaben 42 an, 2016 einen Urlaub von wenigstens fünf Tagen zu planen, 21 verneinten die Frage, 37 waren sich nicht sicher.
Das heißt: Jeder fünfte Bundesbürger wollte zumindest zu Jahresbeginn gar keine größere Reise unternehmen.
Und ein gutes Drittel, 37 Prozent, wusste noch nicht, wohin die Reise gehen sollte.
Zahlen, die die Tourismusbranche bestätigt.
Zwar sei die Urlaubsfreude ungebrochen, aber es wird weniger gebucht. Die Verunsicherung ist messbar.
In der Türkei gibt es derzeit rund 40 Prozent weniger Buchungen als noch vor einem Jahr.
Der Terror in Istanbul und der jüngste Anschlag in Ankara hinterlassen Spuren. Nach dem IS-Anschlag auf ein russisches Flugzeug kämpft auch Ägypten mit schwächelnden Touristenzahlen. In Tunesien hat sich die Zahl der Urlauber nach Terrorattacken gar halbiert. Der Zukunftsforscher Ulrich Reinhardt: "Die gegenwärtige humanitäre Krise und die zunehmende Angst vor Terroranschlägen hat die Bevölkerung tief verunsichert und lässt sie an einer positiven Zukunft zweifeln". Reinhardt belegt das mit Zahlen. In der Studie gaben 55 Prozent der Deutschen an, sie würden eher angstvoll in die Zukunft blicken.
Die Gruppe der über 55-Jährigen zeigte sich dabei besonders skeptisch (rund zwei Drittel).
Die Deutschen sorgen sich auch um die wirtschaftliche Entwicklung.
Vier von fünf erwarten für 2016 eine Rezession. Im Ergebnis führe das zu einer abnehmenden Konsumlust, sagt Reinhardt. In der Konsequenz auch zu weniger Urlaubsplanungen. Es sei denn, das Thema Sicherheit wird am Urlaubsziel groß geschrieben. Denn die Reiselust der Deutschen, sie ist nach wie vor vorhanden.
Wenn das Sicherheitsbedürfnis nicht befriedigt werden kann, sucht man sich neue Reiseziele oder verzichtet ganz auf den Urlaub. Weshalb viele Tourismusexperten davon ausgehen, dass der Zukunftspessimismus auch auf die Branche durchschlagen wird. Das glauben längst nicht alle. Olaf Seifert, Geschäftsführer des Tourismusverbands Franken, blickt optimistisch in die Saison.
Es gebe eine ganze Reihe von Indikatoren dafür, dass der deutsche Urlauber in diesem Jahr verstärkt die einheimischen Tourismusziele ansteuern könnte.
Suche nach sicherem Traumziel: Einige Profiteure gibt es aber schon - und einen Spitzenreiter: Deutschland.
Kaum eine Woche ohne eine weitere Hiobsbotschaft für die türkische Tourismusbranche. Zuletzt blieben die deutsche Botschaft in Ankara, das deutsche Generalkonsulat in Istanbul sowie die deutschen Schulen in Ankara und Istanbul geschlossen. Eine Vorsichtsmaßnahme, die die ohnehin schon eingebrochenen Buchungszahlen weiter purzeln lassen könnte.
Eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen kämpft um seine Gäste. Selbst in den Osterferien kann man derzeit für schlappe 400 Euro in die Türkei reisen - inklusive Flug, All in-Verpflegung und Unterkunft in einem Fünf-Sterne-Hotel.
Auch andere Länder leiden unter der latenten Terrorgefahr. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnen beispielsweise Ägypten und Tunesien erneut deutlich weniger Buchungen. "Die Zurückhaltung ist aufgrund der schrecklichen Ereignisse der jüngsten Zeit häufig mit der Frage nach der Sicherheit des Reiseziels verbunden", begründet Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reise Verbands (DRV).
Derzeit spricht das Auswärtige Amt für 25 Länder Reisewarnungen aus.
17 davon betreffen einzelne Regionen in einem Land wie etwa Fukushima in Japan, das Sinai-Gebiet in Ägypten oder die Palästinensischen Gebiete im Gazastreifen. Die übrigen acht Warnungen gelten für das ganze Land.
Die sichersten Staaten sind Neuseeland, Japan, Norwegen, Dänemark, Island und Portugal.
Deutsche entscheiden kurzfristig
Aufgrund der andauernden Flüchtlingsdebatte gehen Experten zudem davon aus, dass Länder nahe der sogenannten Balkanroute in diesem Jahr unter ausbleibenden Touristen leiden könnten: Sprich Serbien, Kroatien und Slowenien. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass keines der Ziele komplett von der touristischen Landkarte verschwindet. Ist eine Destination länger wieder raus aus den Negativschlagzeilen, kann sich die Nachfrage meist schnell erholen.
Verzichten wollen die Deutschen 2016 auf ihren Urlaub aber nicht.
Auch wenn der Buchungsstand bislang noch nicht das Vorjahresniveau erreicht hat, übertreffen laut Auswertungen des Marktforschungsunternehmens GfK die bislang getätigten Buchungen schon jetzt die zum gleichen Zeitpunkt für den Sommers 2014 getätigten Buchungen. "Man weicht auf andere Ziele aus, entscheidet sich kurzfristig, oder unternimmt kürzere Reisen", sagt GfK-Experte Roland Gaßner.
Die Profiteure für das laufende Jahr stehen trotzdem schon so gut wie fest. Zu den beliebtesten Auslandszielen werden neben dem Nachbarland Österreich auch Mittelmeerländer zählen - darunter Spanien (besonders Mallorca und die Kanaren), Italien und Griechenland. Auch Portugal verzeichnet bereits ein deutliches Buchungsplus.
Darüber hinaus interessieren sich die Deutschen verstärkt für einen Skandinavienurlaub oder eine Fernreise.
"2016 wird das Jahr der Karibik: Nochmals deutlich mehr Gäste zieht es nach Kuba, die Dominikanische Republik oder Mexiko", sagt Fiebig. Das bestätigt auch Tui-Chef Fritz Joussen. "Dort ist es mindestens so warm sei wie in Nordafrika, und von Terroranschlägen hat man schon lange nichts mehr gehört." Außerdem machen sinkende Spritkosten und Jets, die weniger Kerosin verbrauchen, Fernreisen erschwinglicher.
Ein Land wird aber auch 2016 nicht vom Urlaubsthron gestoßen: Deutschland. Die Gründe sind unter anderem in der kurzen Anreise und günstigen Preisen zu finden. Zudem werden Faktoren wie deutschsprachiges Personal, deutsche Kinderärzte und eine gute medizinische Versorgung geschätzt.
Es bleibt dabei: Auch im Urlaub fühlt sich ein Großteil der Deutschen daheim am wohlsten.
Floskeln aus dem Reisekatalog - Das bedeuten Sätze in Urlaubskatalogen
Schlägt man einen Urlaubs-Katalog auf, sehen darin alle Hotels traumhaft aus und alle Beschreibungen klingen toll. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus: Die Texte aus den Katalogen muss man nämlich richtig übersetzen.
Floskel 1: Kurzer Transfer zum Flughafen
"Da bin ich schnell da", wird man sich denken. Aber wenn Hotel und Flughafen nicht weit voneinander entfernt sind, werden Gäste den Flugverkehr auch während des gesamten Urlaubs hören. In einem Hotel mit dieser Beschreibung kann es sehr laut werden.
Tipp: Im Internet nachschauen, wo das Hotel genau liegt - zum Beispiel auf google maps.
Tabu sollten alle Herbergen sein, die näher als zehn Kilometer am Flughafen liegen.
Floskel 2: Direkt am Meer
Eine Beschreibung für Spitzfindige: Denn Meer heißt nicht gleich Strand. Wenn das Hotel am Meer ist, liegt es meist an einem Hafen oder an einer Steilküste. So oder so: Urlauber können sich auf jeden Fall darauf einstellen, dass sie einen weiten Weg zum nächsten Badestrand haben.
Tipp: Ein Hotel buchen, das in der Beschreibung "direkt am Strand" liegt, dann spart man sich weite Fußwege.
Floskel 3: Nur 15 Minuten zum Strand
Das hört sich besser an, als wenn das Hotel "nur" direkt am Meer liegt. Aber wie sind die 15 Minuten bemessen? Zu Fuß? Mit dem Auto? Mit dem Bus? Ohne Angabe des Verkehrsmittels ist die Aussagekraft dieser Beschreibung gleich Null.
Tipp: Solche Hotels meiden.
Diese Floskel versteckt in der Regel nur die schlechte Lage. Bei Strandhotels ist in aller Regel keine Entfernung angegeben, denn es liegt eben direkt am Strand.
Floskel 4: Idylle in ruhiger Lage
Diese Umschreibung deutet darauf hin, dass der Ort in einer Region liegt, in dem sich absolut keine touristische Infrastruktur befindet.
Tipp: Die Website des Ortes besuchen, in dem das Hotel steht. So bekommt man einen ganz guten Eindruck, wie verschlafen oder aufgeweckt das Reiseziel ist.
Floskel 5: Internationale Küche
Wenn ein Reisekatalog die internationale Küche anpreist, sind damit Mahlzeiten auf dem Niveau einer deutschen Werkskantine gemeint.
Mit landestypischen Gerichten und origineller Küche hat das Ganze wenig zu tun.
Tipp: Wenn Urlauber Wert auf gutes Essen legen, dann sollten sie sich für ein Hotel entscheiden, das in der Beschreibung ganz klar macht, wie das Essen aussieht. Floskelhafte Beschreibungen stehen immer für schmale Kost.
Floskel 6: Helle und freundliche Zimmer
Muss man damit wirklich werben? Helle und freundliche Zimmer sind doch das Mindeste, was Hotelgäste erwarten können. Denn das Gegenteil wären dunkle und unfreundliche Zimmer. Viel Komfort dürfen Urlauber in solchen Zimmern nicht erwarten.
Tipp: Bei besser ausgestatteten Zimmern immer auf Beschreibungen wie "geschmackvolle Einrichtung", "geräumig und (sehr) komfortabel" oder "luxuriös eingerichtet" achten.
Floskel 7: Aufstrebender Ferienort
Ein Ort, den man
vielleicht in zehn Jahren das erste Mal besuchen sollte. Denn aufstrebende Ziele zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass an allen Ecken und Enden mit viel Lärm und Dreck gebaut wird.
Tipp: In diesem Punkt helfen Internetportale, die Hotels bewerten. Hier findet jeder, wie zufrieden andere Urlauber waren.
Floskel 8: Mietsafe
Wenn in Hotels oder Appartements ein Mietsafe angeboten wird, müssen Touristen für die Nutzung fast immer unverhältnismäßig hohe Gebühren zahlen. Das gilt entsprechend auch für Fernseher, Elektro-Heizkörper, Klimaanlagen, oder Poolliegen "gegen Gebühr".
Tipp: Ein Hotel kann zwar schön sein, auch wenn Extra-Leistungen extra kosten. Allerdings sollten Gäste mit erheblichen Mehrkosten rechnen.
Floskel 9: Naturstrand
Was sich nach individueller Idylle anhört, ist eine Beschreibung, dass es am Strand weder Toiletten noch Umkleidekabinen gibt. Dafür kann jedoch jede Menge Müll herum liegen, der vom Meer angeschwemmt und nur selten beseitigt wird.
Tipp: Solche Hotels sind tabu. Die Erfahrung zeigt, dass wenn der Strand schon schmuddelig ist, auch das Hotel kaum besser sein wird.
Floskel 10: Zur Meerseite gelegen
Eine solche Unterkunft bedeutet in der Praxis, dass sich zwischen dem Meer und Hotel noch weitere hohe Gebäude befinden, die den unmittelbaren Meerblick versperren. Nur die Bezeichnung "Meerblick" garantiert eine ungestörte Aussicht.
Vorsicht auch beim Ausdruck "seitlicher Meerblick": Da müssen sich Urlauber eventuell schon sehr weit über den Balkon lehnen, um die See sehen zu können.
Tipp: Wenn der Meerblick wichtig ist, sollen sich ihn Touristen schon bei der Buchung garantieren lassen. Dann hat man vor Ort im Gespräch mit der Reiseleitung etwas in der Hand, um den Anspruch durchzusetzen.
Floskel 11: Internationale Atmosphäre
Hier werden Hotelgäste bestimmt keine Größen aus dem Showgeschäft antreffen. Unter internationaler Atmosphäre verstehen Reiseveranstalter, dass im Hotel üblicherweise Vereine und Gruppen aus aller Herren Länder bei viel Alkohol die Nacht zum Tage machen.
Tipp: Das ideale Hotel für alle, die im Urlaub "einen draufmachen" wollen.
Ansonsten gilt: Finger weg!
Floskel 12: Abendliche Tanzveranstaltungen
Der Begriff hört sich so harmlos an. Ein Hotel mit solch abendlichen Veranstaltungen wird seinen Gästen aber kaum eine ruhige Nacht bescheren, denn an Schlaf ist in solchen Unterkünften nicht zu denken.
Tipp: Wenn ein Rahmenprogramm nicht stört, garantieren nur Bezeichnungen wie etwa "schallisolierte Diskothek", dass Urlauber vor nervigem Lärm geschützt sind.
Floskel 13: Leihwagen empfehlenswert
Hier hat man es nicht mit einem fürsorglichen Veranstalter zu tun, der nur einen guten Tipp geben will.
Diese Unterkunft liegt schlichtweg in der Einsamkeit.
Tipp: Solche Hotels meiden, wenn man im Urlaub Leben und Trubel um sich herum haben möchte.
Floskel 14: Bei deutschen Gästen sehr beliebt
Man spricht Deutsch, bayerisches Bier fließt in Strömen. Kurz: Alles ist wie zu Hause, aber das landestypische Ambiente wird in diesem Hotel sicherlich fehlen.
Tipp: Wenn Urlauber ein solche Unterkunft buchen, können sie gleich Urlaub in Deutschland machen und sich die Kosten für den Flug sparen.
Floskel 15: Legere Atmosphäre
Eine wirklich fiese Prospekt-Falle für den nächsten Urlaub: Gemeint ist mit dieser Umschreibung oft nichts anderes, als dass Urlauber dem Personal gleichgültig sind und sie eher als Last denn als Gast empfunden werden.
Tipp: Vorsicht vor derartigen Unterkünften, deren Angebote mit nichtssagenden Floskeln umschrieben werden. Denn guter Service wird im Prospekt immer auch positiv beschrieben.