Thyssenkrupp-Chef López hatte am Dienstag eine Neuigkeit für den Aufsichtsrat: Der indische Konzern Jindal Steel will die Stahlsparte kaufen. Thyssenkrupp will das Angebot jetzt intensiv prüfen.
Überraschendes Angebot: Der indische Stahlkonzern Jindal Steel International will Deutschlands größten Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel kaufen. «Die Thyssenkrupp AG hat ein unverbindliches, indikatives Angebot von Jindal Steel International für den Kauf von Thyssenkrupp Steel Europe erhalten», teilte der Industriekonzern in Essen mit.
Der Vorstand der AG werde dieses Angebot intensiv prüfen, hieß es weiter. Die Konzernführung will dabei nach eigenen Angaben vor allem auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation sowie die Beschäftigung an den Stahl-Standorten achten. Weitere Informationen zum Angebot machte Thyssenkrupp zunächst nicht.
Die Börse reagierte erfreut auf die Nachricht: Thyssenkrupp-Aktien stiegen deutlich und lagen am Nachmittag mit 11,42 Euro rund 4,9 Prozent im Plus.
Die IG Metall teilte mit, dass die Arbeitnehmerseite den Prozess konstruktiv begleiten wolle. «Dass ein wachstumsorientierter Stahlkonzern wie Jindal Steel International als strategischer Investor bei Thyssenkrupp Steel einsteigen will, ist grundsätzlich eine gute Nachricht für unsere Beschäftigten», sagte der Zweite Vorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp AG, Jürgen Kerner, laut einer Mitteilung der Gewerkschaft.
IG Metall: Zügig in Gespräche einsteigen
Jindal Steel verfüge über einen eigenen Zugang zu Rohstoffen und Know-how in der grünen Transformation. «Jetzt kommt es darauf an, zügig in substanzielle Gespräche einzusteigen, um möglichst schnell Klarheit über die wichtigsten offenen Fragen zu erlangen.» Laut IG Metall hatte Thyssenkrupp-Vorstandchef Miguel López zuvor den Konzernaufsichtsrat über das Angebot informiert.
Die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlhersteller. Das Unternehmen ist wegen der Konjunkturschwäche, hoher Energiepreise und Billigimporten aus Asien in eine Krise geraten. Als Gegenmaßnahme sollen die Kapazitäten verringert werden - von 11,5 Millionen Tonnen pro Jahr auf 8,7 bis 9 Millionen Tonnen. Rund 11.000 Stellen sollen abgebaut oder ausgegliedert werden. Betriebsbedingte Kündigungen soll es dabei nicht geben.
Thyssenkrupp plant außerdem eine Verselbstständigung. Das tschechische Energieunternehmen EPH des Unternehmers Daniel Kretinsky hält bereits 20 Prozent. Geplant ist bislang ein 50:50-Gemeinschaftsunternehmen.