"Super-Immunität" gegen Corona erreichen: Diese Kombination schützt das Immunsystem besonders gut

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Wer geimpft ist und auch eine Corona-Infektion überstanden hat, produziert laut neuen Studienergebnissen besonders starke Antikörper.
Wer geimpft ist und auch eine Corona-Infektion überstanden hat, produziert laut neuen Studienergebnissen besonders starke Antikörper.
Frank Rumpenhorst/dpa

Forscher untersuchen aktuell, wie sich eine Infektion mit dem Corona-Virus auf die Bildung von Antikörpern auswirkt - und kamen zu überraschenden ersten Ergebnissen. Wer geimpft und gleichzeitig genesen ist, hat einen besonders guten Immunschutz gegen das Virus.

  • Hybrid-Immunität: Geimpfte und gleichzeitig Genesene haben besten Schutz vor Corona-Infektion
  • Antikörper für das Immunsystem: So reagiert der Körper beim Kontakt mit dem Virus
  • B-Zellen: weiße Blutkörperchen übernehmen wichtige Funktion
  • Infektiologe warnt: Corona-Infektion nicht absichtlich in Kauf nehmen

Um die Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland einzudämmen, will die Bundesregierung bis Ende Januar nochmals mehrere Millionen Vakzin-Dosen verimpfen. Doch neue Studien belegen, dass nicht nur die Impfung vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt, sondern auch eine bereits überstandene Infektion. Diese Kombination aus geimpft und genesen verspricht eine regelrechte „Super-Immunität“.

Hybrid-Immunität entsteht bei Geimpften und gleichzeitig Genesenen

Bei einer Infektion mit Covid-19 entwickelt das Immunsystem Antikörper gegen das Virus, wie auch bei einer Impfung. Wer aber sowohl genesen als auch geimpft ist, baut laut Forschern eine sogenannte Hybrid-Immunität auf. Untersuchungen zeigen aber, dass die Menge der im Blut gebildeten Antikörper nach einer Infektion oder einer Impfung nach nur wenigen Monaten wieder stark sinkt. Wichtig ist dabei, über welchen Zeitraum die Antikörper bestehen bleiben. Denn davon hängt auch ab, wie viel Zeit bis zur nächsten Auffrischungsimpfung vergehen sollte.

Neuen Studienergebnissen zufolge können Kreuzimpfungen mit unterschiedlichen Impfstoffen – beispielsweise mit Biontech und Moderna – auf Dauer besser schützen. Ein Forscherteam rund um den israelischen Professor Yair Goldberg vom „Technion Israel Institute of Technology“ in Haifa untersucht derzeit, wie sich eine zusätzliche Infektion auf die Antikörperbildung auswirkt. Die ersten Ergebnisse zeigen: Wer sich nach oder vor der Impfung infiziert, also geimpft und genesen ist, hat eine länger anhaltende Immunität.

Hinter dieser Reaktion des Immunsystems stecken die sogenannten Gedächtniszellen: Gibt es nach einer bereits überstandenen Infektion einen Kontakt mit dem Coronavirus, bildet der Körper in nur wenigen Stunden neue Antikörper. Diese können eine erneute Ansteckung zwar nicht verhindern, aber dafür einen schweren Verlauf der Erkrankung. Bei jedem neuen Kontakt zwischen Gedächtnis- und Viruszellen erlebt das Immunsystem einen Lerneffekt und kann sich besser vor dem Virus schützen.

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Eine wichtige Rolle nehmen dabei auch B-Zellen ein: Diese weißen Blutkörperchen werden nach einer Infektion oder Impfung produziert und auch nach der ersten, akuten Reaktion des Immunsystems nicht wieder abgebaut. Dadurch können sie sich bei jedem neuen Virus-Kontakt vermehren und auch umso mehr neue und stärkere Antikörper bilden. Das Besondere an den B-Zellen: Forscher entdeckten, dass die durch B-Zellen gebildeten Antikörper in größerer Menge auftreten und sogar auf Virus-Varianten reagieren können.

B-Zellen bieten besseren Schutz vor Corona-Varianten

Wissenschaftler aus Österreich haben kürzlich bei der Untersuchung einer kleinen Testgruppe herausgefunden, dass die Kombination aus genesen und geimpft auch einen besseren Immunschutz vor der Omikron-Variante bietet. Auch der Immunologe Rishi Goel sprach im Fachmagazin „Nature“ von einer regelrechten „Explosion“ der B-Zellen. Zudem sollen Personen, die schon zu Beginn der Pandemie mit dem Virus Kontakt hatten, qualitativ „bessere“ B-Zellen produzieren. Inwieweit sich die Kombination aus geimpft und genesen tatsächlich auf die Entstehung der weißen Blutkörperchen auswirkt und wann eine "Super-Immunität" erreicht werden kann, muss allerdings noch weiter untersucht werden.

Forscher haben zudem herausgefunden, dass eine größere Zeitspanne zwischen den Impfungen eine längere Immunisierung begünstigen könnte. Im Hinblick auf die Omikron-Variante deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass Impfdurchbrüche – also Ansteckungen trotz Impfung – zu einer vermehrten Hybrid-Immunität führen könnten. Der Münchner Infektiologe Dr. Christoph Spinner warnt jedoch davor, eine Infektion wissentlich in Kauf zu nehmen, um anschließend als Genesener besser geschützt zu sein. Gegenüber dem BR betonte er daher: „Wir wissen, dass diese Erkrankung mit ausgesprochen vielen Komplikationen einhergeht und für Erwachsene alles andere als eine harmlose Infektionskrankheit ist.“

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Nach Ansicht des Jenaer Infektiologen Mathias Pletz werden die Corona-Wellen im Jahr 2022 abnehmen. "Die Wellen werden immer flacher werden, auch wenn neue Varianten kommen, weil einfach schon eine gewisse Grundimmunität da ist", sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur.

Die Spanische Grippe habe etwa gezeigt, dass so ein Virus nie ganz verschwinden werde. "Aber irgendwann wird es dann schwere Verläufe nur noch in dem Maße geben, dass sie für das Gesundheitssystem zu bewältigen sind."

"Wie Streichholz in Benzinlache zu werfen"

Das Grundproblem bei Corona sei gewesen, dass das Virus zu Beginn der Pandemie auf eine Bevölkerung mit keinerlei Immunität getroffen sei. "Das war wie ein Streichholz in eine Benzinlache zu werfen." Mit Blick auf die Omikron-Variante sei nun ein optimistisches Szenario, dass die Mutante auf eine weitgehend geboosterte Bevölkerung trifft und die daraus resultierenden Verläufe sehr leicht sind. "Und dass es dadurch eine Hybrid-Immunität gibt - also eine Immunität, die sich aus Impfung und Infektion zusammensetzt."

Wichtig sei anzuerkennen, dass durch Kontaktbeschränkungen nach Weihnachten die Ausbreitung von Omikron langfristig nicht verhindert werden könne. "Das wird nicht möglich sein. Aber wir können die Ausbreitung verlangsamen. Und wir müssen uns natürlich die Zeit, die wir uns damit erkaufen, nutzen, um so viele Menschen wie möglich zu boostern."

mit dpa

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