Einmal war Bayern ganz vorn. Denn bereits am 7. November 1918 erklärte Kurt Eisner das Land zum Freistaat. In der Folge kam es zu einem wenig bekannten Kuriosum: der Festungskommune Ebrach.
Als Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht am 9. November 1918 in Berlin jeweils die Republik ausriefen, war die Revolution in Bayern bereits zwei Tage alt, Ludwig III., der letzte bayrische König, war mit seiner Familie geflohen. Der Linkssozialist Kurt Eisner hatte im Landtag den "Freien Volksstaat Bayern" proklamiert. "Kein Schuss war gefallen, kein Tropfen Blut vergossen", schrieb der Publizist Sebastian Haffner später.
Überall in Bayern bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte, so in Würzburg, Schweinfurt, den Arbeiterstädten Ingolstadt, Fürth und Nürnberg und auch in Würzburg, rund 7000 sollen es gewesen sein. Ein junger Adliger ermordete Eisner im Februar 1919, die Regierung flüchtete nach Bamberg. In München kam es im April/Mai 1919 zur Bildung einer anarchistisch-kommunistischen Räterepublik, die von mit einer "kaiserlich-deutschen Sozialdemokratie" (Haffner) verbündeten Freikorps brutal niedergeschlagen wurde. Viele Revolutionäre wurden ermordet; viele wanderten in Festungshaft.
Eine Festung war Ebrach im Steigerwald, heute noch JVA, wo u. a. der anarchistische Dichter Erich Mühsam einsaß. Der Arbeiterschriftsteller Albert Daudistel schildert in einem Schlüsselroman Leben und Treiben in der "Festungskommune Ebrach". Das bayrische Justizministerium reagierte: "Ebrach war auf dem besten Wege, eine richtige Kommunistenhochschule zu werden. Die dortige Festung wurde alsbald nach ihrer Belegung mit Mühsam ... der Brennpunkt der wütendsten staats- und regierungsfeindlichen Agitation", heißt es in einem Schreiben von 1919 an den Landtag.
Die Regierung verlegte viele Häftlinge nach Niederschönenfeld, wo sie schikanös behandelt wurden. Man vergleiche etwa die Haftbedingungen Erich Mühsams mit denen Adolf Hitlers in Landsberg! Die Justiz war auf dem rechten Auge blind, einer der Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik. Haffner sieht in dem "Verrat" (so ein Buchtitel) der Sozialdemokratie von 1918/19 einen weiteren. Erich Mühsam wurde 1934 im KZ Oranienburg gefoltert und ermordet.