Vom 11. bis 13. Juni 2013 findet die 24. Bamberger Hegelwoche statt. Sie widmet sich dem Wechselspiel von kulturellem Erinnern und Vergessen.
Angenommen, jemand ist seinem Partner jahrelang treu. Dann hat er zu ihm zwar ,Ja' gesagt, zu potenziellen anderen Kandidaten aber ,Nein'. Weil, sagt Christian Illies, Professor für Philosophie an der Uni Bamberg: In jedem Ja eben auch ein Nein steckt, so wie in jedem Erinnern ein Vergessen. Und umgekehrt. So nahbar kann Philosophie sein. Das zu vermitteln, ist das Ziel der Bamberger Hegelwoche, die vom 11. bis 13. Juni stattfindet.
Bamberg erinnert im 20. Jahr seines Welterbes in besonderer Weise an seine gegenwärtige Vergangenheit - und die 24. Bamberger Hegelwoche macht dieses Wechselspiel von kulturellem Erinnern und Vergessen an drei Abenden zum Thema (Programm am Ende des Textes). Illies, der am ersten Abend eine Einführung hält und am dritten Abend bei der abschließenden Podiumsdiskussion dabei ist, bezeichnet die Hegelwoche als Brückenschlag: Zwischen Stadt, Öffentlichkeit und Uni, aber auch akademisch zwischen der Philosophie und anderen Disziplinen. Auf den Punkt gebracht: "Die Hegelwoche ist ein Versuch, öffentlich zu philosophieren."
Mit Philosophie die Welt begreifenHegel wurde als Namensgeber ausgewählt, weil er versuchte, mit seinem philosophischen Denken die ganze Welt zu fassen. Er schrieb eine Enzyklopädie, die alle Ideen vom Kosmos über die Tiere bis hin zur Architektur abdeckt und philosophisch zu erklären versucht, warum es ist, wie es ist. "Diese Idee, dass Philosophie nicht nur um sich selber kreist, sondern die Welt begreifen helfen soll, steht für uns im Zentrum", erklärt Illies die Intention der Hegelwochen.
In den Anfangsjahren kreisten sie um große deutsche philosophische Persönlichkeiten. Als diese "aufgebraucht" waren, verschob sich die Veranstaltung hin zu ihrer jetzigen Form: "Wir nehmen uns jedes Jahr eines aktuellen Themas an, das wir philosophisch aus verschiedenen Perspektiven tiefer betrachten wollen", sagt Illies. Dazu tragen profilierte Redner unterschiedlicher Fachrichtungen ebenso bei wie die Uni selbst mit einer Ringvorlesung.
Im Jubiläumsjahr des Bamberger Welterbes wurde die Hegelwoche mit "Stumme Steine, Beredtes Gedenken. Kultur und Mensch zwischen Erinnern und Vergessen" überschrieben. "Damit wollen wir ein Stück weit den Begriff Kultur und Weltkultur definieren", sagt Illies. Denn: "Jede Kultur lebt ja im Grund aus dem Erinnern, aus dem Fruchtbarmachen von Erinnern. Und das entsteht aus dem Hin und Her von Erinnern und Vergessen."
Von wegen ausradiertJedoch könne beides gleichermaßen lähmend sein, wie es Raum für Neues biete. "Es liegt nicht nur im Vergessen ein Erinnern, sondern auch im Erinnern ein Vergessen. So wie in jedem Ja ein Nein", philosophiert Illies. Als Beispiele nennt er das eingangs erwähnte mit der Partnerschaft oder die ausradierten Figuren der römischen Geschichte. An sie erinnert man sich
gerade deshalb,
weil sie ausradiert wurden. Hätten werden sollen? Antworten bei der Hegelwoche.
Das Programm der Hegelwoche
Termine Die 24. Hegelwoche findet vom 11. bis 13. Juni im Hegelsaal der Bamberger Konzerthalle statt. Die Vorträge beginnen jeweils um 19.15 Uhr.
ThemenAm ersten Abend geht der Bamberger Professor für Allgemeine Psychologie, Claus-Christian Carbon, der Frage nach, wie sich das Individuum Mensch das Vergangene ins Bewusstsein ruft oder es sich ihm entzieht.
Am zweiten Abend erläutern die Professoren für Kulturwissenschaft, Aleida und Jan Assmann, Beispiele für Erinnerungskulturen und Kulturen des Vergessens.
Am dritten Abend geht es um Politik: Selbst Museen können Orte des Vergessens sein, wie Jonathan Williams, Vizedirektor des British Museums (London), am Beispiels seines Museums erläutern wird. Ob sich die Deutschen selbst ihrer erinnern, wird Harald Wydra (Cambridge) fragen. Zum Abschluss gibt es eine Podiumsdiskussion.