Weiterer Ukrainer im Visier der Ermittler
Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. Schließlich geriet unter anderem der Ukrainer Wolodymyr Z. ins Visier der Ermittler, der Medienberichten zufolge Tauchlehrer sein soll. Er hielt sich nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Warschau zunächst in Polen auf, setzte von dort aber in sein Heimatland ab. Die deutschen Strafverfolger hatten sich mit einem Europäischen Haftbefehl an die polnischen Behörden gewandt. Bisher ist er nicht gefasst.
Möglich sei die Ausreise gewesen, weil von deutscher Seite kein Eintrag in das Schengen-Register erfolgt sei, in dem die mit Europäischem Haftbefehl Gesuchten geführt werden, sagte 2024 eine Sprecherin der Warschauer Generalstaatsanwaltschaft. «Wolodymyr Z. hat die polnisch-ukrainische Grenze überquert, bevor es zur Festnahme kam, und der polnische Grenzschutz hatte weder die Informationen noch die Grundlage, um ihn festzunehmen, da er nicht als Gesuchter aufgelistet war.» Medien berichteten über Details der Ermittlungen, die der Generalbundesanwalt nicht kommentierte.
Spuren führen zu Segeljacht
Auch eine Segeljacht stand im Fokus, auf der im Juli 2023 Sprengstoffspuren entdeckt wurden. Es wurde vermutet, dass die «Andromeda» möglicherweise für den Transport des Sprengstoffs zum Einsatz kam. Berichten zufolge gingen die Ermittler davon aus, dass das Sabotage-Kommando an Bord des Bootes mutmaßlich aus fünf Männern und einer Frau bestand.
Die Bundesanwaltschaft erklärt nun zu der Festnahme, für den Transport hätten der Beschuldigte und seine Mittäter eine Segeljacht genutzt, die von Rostock aus startete. Die Jacht sei zuvor mit Hilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen angemietet worden.
Hubig betont «beeindruckenden Ermittlungserfolg»
Die Ermittlungen zu dem Nord-Stream-Komplex kämen gut voran, hatte Generalbundesanwalt Jens Rommel im November dem «Spiegel» gesagt. «Es ist uns gelungen, zwei Beschuldigte zu identifizieren». Es bleibe allerdings noch viel zu tun. «Die Identität weiterer Beteiligter, die Tatmotivation und insbesondere die Frage nach einer etwaigen staatlichen Steuerung der Operation sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen.»
«Der Bundesanwaltschaft ist ein sehr beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen», erklärte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) zur Festnahme. «Die Sprengung der Pipelines muss aufgeklärt werden, auch strafrechtlich. Deshalb ist es gut, dass wir dabei vorankommen. Ich danke allen, die an dieser hochkomplexen Operation beteiligt waren – und weiter daran arbeiten, Recht und Gesetz Geltung zu verschaffen.»
Deutschland sei ein Rechtsstaat, in dem Straftaten konsequent ermittelt würden, betonte die Ministerin. An der deutschen Haltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ändere sich dadurch nichts. Hubig sagte: «Wir stehen politisch fest an der Seite der Ukraine.»