Druckartikel: Völlig neuer Sprit in Deutschland an erster Tankstelle erhältlich - doch es gibt einen Haken

Völlig neuer Sprit in Deutschland an erster Tankstelle erhältlich - doch es gibt einen Haken


Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa

Mannheim, Mittwoch, 18. Oktober 2023

Der Ethanolhersteller CropEnergies wirbt für die Markteinführung von Super E20. Erstmals soll der neue Sprit an einer öffentlichen Tankstelle angeboten werden - allerdings mit Einschränkungen.
Ein Auto parkt vor einer E20-Tankstelle im Werk der Südzucker-Tochter CropEnergies in Zeitz. Nun ist E20 in Mannheim erstmals an einer öffentlichen Tankstelle zu haben.


Erst Mitte September hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine Ladesäulen-Pflicht für Tankstellen angekündigt. Das könnte aber nicht die einzige große Änderung an deutschen Zapfsäulen in diesem Jahr werden. Der Mannheimer Ethanolhersteller CropEnergies will nämlich von diesem Dienstag (17. Oktober 2023) an bundesweit erstmals an einer öffentlichen Tankstelle den emissionssparenden Sprit Super E20 anbieten.

Die E20-Zapfsäule ist nach Angaben des Unternehmens allerdings in der laufenden Versuchsphase nur für bestimmte Firmenflotten zugänglich, nicht für die breite Öffentlichkeit. Bisher gebe es dieses Angebot eines höheren, 20-prozentigen Bioethanol-Anteils nur an Betriebstankstellen auf Firmengeländen.

Neuer Sprit erhältlich - jedoch nur für Firmenwagen

Der Automobilclub ADAC begrüßt den Fortschritt beim Thema E20. Gegenüber E5 und E10 lassen sich demnach die Treibhausgas-Emissionen beim Autofahren unkompliziert weiter reduzieren. Super E10 biete ein Einsparpotenzial von bis zu drei Millionen Tonnen CO₂ jährlich. "Über eine höhere Beimischungsquote von aktuell maximal 10 auf dann bis zu 20 Prozent Bioethanol ließen sich die Einsparpotenziale noch einmal deutlich steigern", sagte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze. Damit auch normale Autos den neuen Sprit nutzen können, muss laut dem Automobilclub die Qualitätsnorm für Ottokraftstoffe angepasst werden. Hier sei auch die Politik gefordert. Im Anschluss müssten Autohersteller ihre Fahrzeuge für die Nutzung technisch freigeben.

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Der ADAC sieht aber auch die Notwendigkeit, Fehler der E10-Einführung im Jahr 2011 zu vermeiden. Damals hieß es, die Benzinbranche trage die Alleinschuld am E10-Debakel. Sie habe versäumt, Autofahrer über die Verträglichkeit aufzuklären, was für Verunsicherung gesorgt habe. «Gerade mal 24 Prozent betrug im vergangenen Jahr der Marktanteil von Super E10 am Ottokraftstoffmarkt», so der ADAC. Das Einsparpotenzial bei Emissionen werde so nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft.

Der Naturschutzbund Nabu warnt davor, Biokraftstoffe als Allheilmittel zu sehen. "Zu glauben, wir könnten durch einen Switch zu Biokraftstoffen die Verkehrswende voranbringen, ist ein Irrweg", hieß es. Diese seien extrem ineffizient und flächenintensiv. Der Nabu bemängelt vor allem die Konkurrenz zur Nahrungsmittel-Erzeugung. Es brauche nicht mehr Biokraftstoffe, sondern alternative Mobilitätskonzepte, hieß es.

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