„Es ist nicht die Zeit, sich zurückzulehnen und sich zu entspannen.“
Glasgow hat ein massives Glaubwürdigkeits-, Handlungs- und Verpflichtungsdefizit, denn die Welt steuert gerade auf eine Erwärmung von mindestens 2,4 Grad zu – wenn nicht, sogar noch mehr. So lautet die Einschätzung des Climate Action Trackers bei der COP 26. Prof. Niklas Höhne vom New Climate Institut warnte bei der Klimakonferenz: „Es ist nicht die Zeit, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Mal angenommen jedes Land setzt genau das um, was es hier vorgeschlagen hat, dann wären im Jahr 2030 unsere Emissionen immer noch doppelt so hoch wie sie sein sollten, wenn wir den 1,5 Grad-Pfad einhalten wollen […]. Alle Länder müssen erneut überdenken, was sie tun können. Und dazu müssen sie in den Notfallmodus übergehen. Wenn wir jedes Mal nur ganz kleine Schritte machen, funktioniert das nicht. Die Regierungen müssen grundsätzlich anders handeln.“
Wie gut die neu festgelegten Ziele der Länder bei der Klimakonferenz sind, beurteilt der CAT ebenso. Die Beurteilung wird in der Karte unten grafisch dargestellt. Der CAT hat bei seiner Analyse die sogenannten NDCs (= nationally determined contribution bzw. national festgelegte Beiträge) der Staaten bewertet. Vereinfacht gesagt hat das Institut sich die neu festgelegten Klimaziele der einzelnen Länder angeschaut und überprüft, inwiefern sich diese verbessert haben oder eben nicht.
In der Karte werden die Staaten nach verschiedenen Kriterien eingestuft. Die Einstufungen werden in vier unterschiedlichen Farben dargestellt. Grün bedeutet, dass der jeweilige Staat noch stärkere NDCs offiziell vorgelegt hat. Dazu gehören zum Beispiel die gesamte EU, die USA, das Vereinigte Königreich, Neuseeland und China. Dass China am Rande der Konferenz stärkere Ziele angekündigt hat, galt als ein großer Erfolg der COP 26. Blau bedeutet ebenso, dass der jeweilige Staat stärkere NDCs vorgelegt hat. Jedoch wurden diese vom CAT nicht genauer analysiert. Die Farbe Gelb steht dafür, dass ein Land stärkere NDCs zwar vorgeschlagen, aber nicht offiziell vorgelegt hat wie die anderen Länder. Das betrifft Indien und Südkorea. Orange eingefärbt sind die Regierungen, deren Klimaziele sich nicht verschärft haben. Dies trifft zum Beispiel auf Russland, die Schweiz, Brasilien und Australien zu.
Geeinigt haben sich die Staaten bei der Weltklimakonferenz auf eine beschleunigte globale Energiewende weg von der Kohle. Außerdem sollen Subventionen für fossile Energien abgebaut werden. Wie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mitteilte, ging es bei der COP 26 erstmals nicht nur um die Ziele an sich, sondern auch um die Frage danach, wie die Ziele erreicht werden können. In der Abschlusserklärung zur Klimakonferenz wurde die Solidarität mit den Staaten betont, die bereits heute stark vom Klimawandel betroffen sind. Bis 2025 sollen Hilfen für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels verdoppelt werden. Deutschland ist dabei einer der führenden Geber.
Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze zog am Ende der Konferenz Bilanz: "Glasgow bringt eine deutliche Beschleunigung für den Klimaschutz, und mehr Tempo ist auch erforderlich. Die 20er Jahre sind das Jahrzehnt, in dem die Weltgemeinschaft die entscheidenden Fortschritte machen kann und muss. Diese Konferenz hat gezeigt, dass die Welt ein gemeinsames Ziel verfolgt, eine klimaneutrale Weltwirtschaft. […]. Ziele sind wichtig für den Klimaschutz, aber Wirklichkeit wird der 1,5 Grad-Pfad nur, wenn man ihn gemeinsam geht und praktisch umsetzt. Das funktioniert mit realen Fortschritten bei Windrädern, Solaranlagen, Stromnetzen, Ladesäulen, Wäldern, Mooren oder grünen Stahlfabriken."