Nach Polizisten-Mord in Mannheim: Haftbefehl gegen Messerangreifer

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In der Mannheimer Innenstadt greift ein Mann an einem Stand der islamkritischen Bewegung Pax Europa mehrere Menschen mit einem Messer an - ein Polizist ist an seinen Verletzungen gestorben. Jetzt wurde ein Haftbefehl gegen den Angreifer erlassen.

Update vom 24.06.2024, 1935 Uhr: Haftbefehl gegen Messerangreifer

Nach der tödlichen Messerattacke in Mannheim ist dem Täter der Haftbefehl eröffnet worden. Dem 25-Jährigen wird Mord, versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, wie die Bundesanwaltschaft am Montag (24. Juni 2024) in Karlsruhe auf Anfrage mitteilte. Der Täter war seit der Messerattacke Ende Mai nicht vernehmungsfähig gewesen, nachdem er bei dem Angriff selbst angeschossen worden war.

Der 25-jährige Afghane hatte am 31. Mai auf dem Mannheimer Marktplatz fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt - darunter auch das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger. Der 29 Jahre alte Polizist Rouven L. erlag später seinen Verletzungen. Ein anderer Beamte schoss den Angreifer nieder. Der wurde anschließend operiert und konnte zunächst nicht vernommen werden.

Wenige Tage nach dem Angriff übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Die oberste deutsche Anklagebehörde geht von einer religiösen Motivation der Tat aus. Der Beschuldigte habe zu massiver Gewalt gegriffen, vermutlich, um Kritik am Islam zu unterbinden, sagte Generalbundesanwalt Jens Rommel in Karlsruhe. Es handele sich um einen "speziellen Fall", einen "individuellen Fall", der sich von anderen islamistisch-geprägten Fällen unterscheide.

Die Tat hatte auch eine intensive Debatte über striktere Abschiebungen ausländischer Straftäter ausgelöst. Als Konsequenz aus der tödlichen Messerattacke will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Abschiebung von Schwerstkriminellen nach Afghanistan und Syrien wieder ermöglichen. "Solche Straftäter gehören abgeschoben - auch wenn sie aus Syrien und Afghanistan stammen", sagte der SPD-Politiker im Bundestag. "Schwerstkriminelle und terroristische Gefährder haben hier nichts verloren." Bei der Innenministerkonferenz vergangene Woche sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), sie sei dazu bereits mit mehreren Staaten im Gespräch

Update vom 3.6.2024, 15.45: Polizist nach Messerangriff gestorben

Der Polizist, der bei dem Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz attackiert worden war, ist an seinen Verletzungen gestorben. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, das Polizeipräsidium Mannheim und das Landeskriminalamt am Sonntagabend (2. Juni 2024) mit.

Der Angreifer habe dem 29 Jahre alten Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen. "Er wurde unmittelbar nach der Tat notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt, erlag aber in den späten Nachmittagsstunden des 2. Juni seinen schweren Verletzungen", teilten die Behörden mit. "Wir trauern um einen Polizeibeamten, der für unsere Sicherheit sein Leben gegeben hat." Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) ordnete ab Montag Trauerbeflaggung am Rathaus an.

Das Motiv des 25-jährigen Täters ist indes noch immer unklar. Bisher war der Mann, der in Afghanistan geboren wurde, aber 2014 als Jugendlicher nach Deutschland kam, nicht vernehmungsfähig - er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden. Bisher war er polizeilich nicht in Erscheinung getreten, er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im hessischen Heppenheim. Bei dem Angriff hatte der Mann am Freitagvormittag auf dem Marktplatz in der Innenstadt bei der Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den Polizisten. Zu den Verletzten zählt auch das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger. 

"Die Nachricht erschüttert mich bis ins Mark", teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Abend mit. Die Gedanken seien bei der Familie, den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen, so der Grünen-Politiker. "Uns allen führt diese fürchterliche Tat schmerzhaft vor Augen, welchem oft unkalkulierbaren Risiko Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind." 

"Dies sind Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint", erklärte Innenminister Thomas Strobl (CDU). "Die gesamte Polizei Baden-Württemberg wird ihm stets und für immer ein ehrendes Andenken bewahren." Der Polizist sei Opfer eines brutalen, bestialischen Angriffs geworden. "Er ließ sein Leben, weil er dafür eingestanden ist, andere Menschen zu schützen." "Dieser junge Polizist hatte sein ganzes Leben noch vor sich", sagte CDU-Landeschef Manuel Hagel. "Nichts kann diesen schmerzlichen Verlust wohl jemals heilen." Das ganze Land sei dem jungen Beamten für seinen Heldenmut zu tiefem Dank verpflichtet.

Auch zahlreiche Bundespolitiker zeigten sich erschüttert über den Tod des jungen Mannes. Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich auf X "zutiefst" bestürzt. "Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin in diesen bitteren Stunden in Gedanken bei seiner Familie und bei allen, die um ihn trauern", schrieb der SPD-Politiker.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte, der Tod des Polizisten mache sie "unendlich traurig". "Er war mutig eingeschritten, um Leben zu retten. Er ist im Dienst für unsere Sicherheit gestorben", betonte die SPD-Politikerin. CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf X: "Aus dem Messerangriff am Freitag ist heute heimtückischer Mord geworden. Meine Gedanken sind bei der Familie. Es ist einfach furchtbar." Auch FDP-Chef Christian Lindner, Außenministern Annalena Baerbock, der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour und zahlreiche andere Politiker reagierten schockiert auf den Tod des Polizisten. 

Die Deutsche Polizeigewerkschaft reagierte betroffen, aber auch wütend. "Die Gewalt, die uns täglich begegnet, ist schonungslos brutal, menschenverachtend und oft tödlich", sagte Landeschef Ralf Kusterer. Die Kampagnen gegen Hass und Hetze würden oft nicht einmal im Ansatz die Probleme treffen, die Polizistinnen und Polizisten täglich ertragen müssten. "Mit Diskussionen um Demokratie und Meinungsfreiheit erreicht man weder schuld- und deliktsunfähige Täter noch religiöse Fanatiker, deren Gedankenwelt uns völlig fremd und absurd erscheint." Auf der Plattform X bekundeten Polizeibehörden bundesweit unter dem Hashtag #einervonuns ihre Trauer über den Tod des Kollegen.

Update vom 1.6.2024, 15.45: Tatverdächtigem wird versuchter Mord zur Last gelegt

Der bei einem Messerangriff während einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa in Mannheim verletzte Polizist ist in ein künstliches Koma versetzt worden. "Er schwebt weiterhin in Lebensgefahr", sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Samstag (01. Juni 2024).

"Es war richtig knapp gestern", schrieb das ebenfalls verletzte BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger am Samstagvormittag in einer Nachricht mit Foto auf der Plattform Telegram aus dem Krankenhaus. Er habe mehrere Stichverletzungen erlitten, eine davon im Oberschenkel habe "erheblichen Blutverlust" verursacht. Auch im Gesicht sei er verletzt worden. Stürzenberger dankte allen beteiligten Ärzten sowie den Gesichtschirurgen, "die extra von einer Spezialklinik kamen".

Bei dem Angriff hatte ein Mann am Freitagvormittag auf dem Marktplatz in der Innenstadt mehrere Menschen verletzt, darunter den Polizisten lebensgefährlich. Der Täter sei operiert worden und zurzeit nicht vernehmungsfähig, so der Sprecher. Das Motiv sei noch unklar. Nach übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich um einen 25-Jährigen aus Herat in Afghanistan, der im südhessischen Heppenheim lebt. Sicherheitskreisen nach soll er mit einer Deutschen verheiratet sein, die zwei Kinder hat. 

Gegen den 25-Jährigen ist Haftbefehl erlassen worden. Ihm wird versuchter Mord zur Last gelegt, wie Staatsanwaltschaft Karlsruhe und Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Samstag mitteilten. Der mutmaßliche Täter lebe seit 2014 in Deutschland. Die Wohnung des in Afghanistan geborenen Mannes sei durchsucht worden.

Update vom 1.6.2024, 12.08 Uhr: Motiv-Suche nach Messerangriff in Mannheim geht weiter 

Einen Tag nach der Messerattacke bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa in Mannheim versuchen die Ermittlerinnen und Ermittler weiter zu klären, wie es zu der Bluttat kommen konnte. "Was uns am meisten umtreibt, ist die Frage nach dem Motiv", hieß es aus dem baden-württembergischen Landeskriminalamt. Der von der Polizei niedergeschossene Täter sei operiert worden und zurzeit nicht vernehmungsfähig, die Suche nach seinen Beweggründen daher bislang nicht vorangekommen. Zu seiner Identität machten die Ermittler und Ermittlerinnen bislang keine Angaben. Nach übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich um einen 25-Jährigen aus Herat in Afghanistan, der in Südhessen lebt. Der bei dem Angriff verletzte Polizist schwebe indes "weiterhin in höchster Lebensgefahr", sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Samstagmorgen (1. Juni 2024).

Der Täter hatte am Freitagvormittag Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung auf dem Mannheimer Marktplatz angegriffen und sechs Menschen verletzt, darunter den Polizisten. Laut dem LKA-Sprecher handelt es sich bei allen Verletzten außer dem Beamten um Teilnehmer der Kundgebung. Ob sie auch Mitglieder von Pax Europa sind, sei noch unklar.

Nach Darstellung der Schatzmeisterin der Organisation, Stefanie Kizina, wurde auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger verletzt. Kizina sagte, die Attacke sei gezielt gegen den 59-Jährigen gerichtet gewesen, der mit einem Messer im Gesicht verletzt worden sei. Der Bild-Zeitung erläuterte sie: "Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht." Stürzenberger ist einer der führenden Köpfe des Vereins.

Messer-Angriff in Mannheim: Internet-Video zeigt Tatgeschehen

Aus dem LKA heißt es, zahlreiche Fragen seien noch ungeklärt und Gegenstand der Ermittlungen. "Was ist das für ein Messer? Woher stammt das? Hat er das Messer gekauft?" - über die Antworten darauf wolle man auch herausfinden, ob der Festgenommene die Tat geplant oder ob es sich um einen spontanen Angriff gehandelt habe. Die für politische Delikte zuständige Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe ermittelt in dem Fall. "Unsere Gedanken sind bei allen, die durch den Messerangriff verletzt worden sind, meine Gedanken als Innenminister natürlich auch vor allem bei dem verletzten Polizeikollegen", sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) der Bild-Zeitung am Samstag (1. Juni 2024).

Schon kurz nach dem Angriff kursierte ein Video von der Tat im Internet: Darauf ist zu sehen, wie der Angreifer auf mehrere Menschen einsticht und Umstehende rufen: "Das Messer weg!" Zu sehen ist auch, wie ein Beamter auf den Angreifer schießt. Mehrere Polizisten fixieren den Mann danach auf dem Boden. Nach Angaben von Polizei, Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt wurde nur ein Schuss abgegeben.  Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen. Auch Kanzler Olaf Scholz zeigte sich erschüttert. "Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar", schrieb er auf der Plattform X. "Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entrüstet. "Ich verurteile die Tat in Mannheim aufs Schärfste!", schrieb seine Sprecherin Cerstin Gammelin in Steinmeiers Namen auf X. "In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein - Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut." Vizekanzler Robert Habeck sprach von "furchtbaren Szenen der Gewalt". Die Umstände des Verbrechens müssten nun schnell aufgeklärt werden, sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. 

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) bezeichnete den Messerangriff als Terrorattacke und erklärte dazu: "Im Namen der Stadt Mannheim und der Mannheimer Stadtgesellschaft verurteile ich diese niederträchtige, brutale Terrorattacke im Rahmen einer islamkritischen Veranstaltung auf das Schärfste."

Ursprungsmeldung vom 31. Mai 2024: Messerangriff auf Mannheimer Marktplatz

Bei einem Einsatz auf dem Mannheimer Marktplatz hat die Polizei einen Angreifer niedergeschossen. Der Mann wurde dabei nach Polizeiangaben vom Freitag verletzt. Er hatte zuvor mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen und verletzt.

Unter den Verletzten befindet sich auch ein Polizeibeamter. Wie viele Menschen bei dem Angriff verletzt wurden und wie schwer die Verletzungen sind, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, sagte eine Polizeisprecherin. 

Von dem Angriff auf dem Marktplatz kursiert im Netz ein Video. In diesem ist zu sehen, wie ein Angreifer mehrfach mit einem Messer auf Menschen einsticht, darunter auf einen Polizeibeamten. Im weiteren Verlauf zeigt das Video, wie ein Polizeibeamter auf den Angreifer schießt und der Mann anschließend von mehreren Beamten auf dem Boden fixiert wird.

Verletzter Polizist schwebt in Lebensgefahr

Das Motiv der Tat sei derzeit noch unklar. Ob die Messerattacke einen politischen Hintergrund habe, sei Gegenstand der Ermittlungen. Rettungskräfte und auch ein Rettungshubschrauber seien im Einsatz, sagte die Polizeisprecherin. Der Marktplatz sei abgesperrt worden, zudem seien Sichtschutzwände aufgebaut worden. Er befindet sich mitten in der Innenstadt der 300.000-Einwohner-Stadt im Norden Baden-Württembergs. 

Der beim Messerangriff niedergestochene Polizist ist lebensgefährlich verletzt worden. Dies verlautete am Freitag aus Sicherheitskreisen. Der Beamte werde operiert. Bei dem Einsatz schoss die Polizei auf den Angreifer. Der Mann wurde dabei nach Polizeiangaben ebenfalls verletzt. 

Nach dem Messerangriff hat sich der Oberbürgermeister der Stadt tief getroffen gezeigt. "Dieser brutale Angriff erschüttert und schockiert uns, er macht uns sprachlos", sagte der CDU-Politiker Christian Specht am Freitag. Er sei in Gedanken bei dem verletzten Polizisten und auch bei den anderen Opfern. Zugleich rief er die Menschen dazu auf, nicht über die Hintergründe der Tat zu spekulieren, sondern stattdessen die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten. 

Vorschaubild: © Bernd Weißbrod/dpa