"Riesen-Pimmel ins Feld sprengen": Influencer meldet sich nach Masken-Skandal mit wirrem Video zurück

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Jan Böhermann erhebt schwere Vorwürfe gegen Fynn Kliemann: Er soll viele Menschen mit seinen Corona-Masken heftig getäuscht haben.
Böhmermann erhebt schwere Vorwürfe gegen Kliemann
dpa; Collage: inFranken.de

Jan Böhmermann wirft dem Youtuber Fynn Kliemann vor, dass er die Öffentlichkeit mit seiner Maskenproduktion getäuscht hat. Kliemann soll gelogen und betrogen haben. Der sieht sich als Opfer einer Verschwörung.

  • Jan Böhmermann erhebt heftige Vorwürfe gegen Fynn Kliemann
  • Recherchen des "ZDF Magazin Royale" legen Unglaubliches offen
  • Kliemann soll angeblich fair produzierte Masken in Wahrheit zu Dumping-Löhnen produziert haben
  • About You widerspricht Kliemann
  • Kliemann meldet sich mit Video zu Wort und sieht sich als Opfer einer Verschwörung

Fynn Kliemann ist aktuell mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. Jan Böhmermann hat schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben - er soll Schutzmasken aus Bangladesch und Vietnam als "fair" und "in Europa produzierte" Masken verkauft haben. Und es kommt noch schlimmer.

Update vom 20.06.2022: Kliemann spricht in einem Instagram-Video davon, Opfer einer Verschwörung zu sein

Gegen Fynn Kliemann wird derzeit ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Stade versucht herauszufinden, ob sich der Influencer und Unternehmer mit rechtswidrigen Tricks am Verkauf von Atemschutzmasken bereichert hat. Rund vier Tage nachdem die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen hat, veröffentlichte Kliemann ein Video als Instagram-Story. Dabei spricht er von einer Verschwörung gegen ihn. 

Sein Video beginnt er mit den Worten „So, es ist doch jetzt gut“. Anschließend spricht der gehetzt wirkende Kliemann von „wild gewordenen Reportern“, die es sich „zur Aufgabe gemacht“ hätten, sein Leben „zu zerstören“. Er habe sich schließlich entschuldigt und aus seinen Fehlern gelernt. Außerdem sagte er, dass „diese ganze Böhmerland scheiße“ ihn nicht interessiere. Kliemann erklärte, er sei ein Ziel der „woken linken Szene“. „Ich verstehe schon. Ihr habt mich mit öffentlichen Geldern groß gemacht, dann habe ich nicht gespurt und jetzt soll ich mit öffentlichen Geldern zerstört werden.“ Er sei in den Beiträgen falsch dargestellt worden und es sei „egal, ob man sich entschuldigt hat“, so Kliemann.

Im Vorfeld des Videos hatte sich das "Kliemannsland", ein Platz für Erwachsene, um unterhalten zu werden, ein Video veröffentlicht, in dem man sich am Ende von Fynn Kliemann distanzierte. Kliemann selbst bezog indes weiterhin nicht Stellung, warum 24.000 Euro, die für eine Spendenaktion für die Ukraine gesammelt worden waren, erst Mitte Mai, nachdem Pressenachfragen eingegangen waren, an die fragliche Stiftung überwiesen wurden. Zudem steht weiterhin der Betrugsverdacht im Raum. Ob Fynn Kliemann angeklagt wird, werden die kommenden Wochen zeigen. 

Update vom 07.05.2022: About You widerspricht Kliemann

Der Versandhändler About You widerspricht dem in die Kritik geratenen Influencer und Geschäftsmann Fynn Kliemann zu Schutzmasken-Geschäften. Bei dem Fall geht es um die Frage, ob der tatsächliche Produktionsort - Asien statt Europa - im Jahre 2020 bewusst verschleiert wurde. Musiker Kliemann, der in Beziehung zum Textilhersteller Global Tactics steht, hatte am Freitag mitgeteilt, dass About You Bescheid gewusst habe, dass die Lieferungen aus verschiedenen Ländern, auch außerhalb Europas stammten. About-You-Co-Chef Tarek Müller schrieb darauf auf Twitter: «Das stimmt nicht.»

Er führte weiter aus: «Dass die Masken teilweise nicht in Europa produziert wurden, war uns bis heute nicht bekannt und wir haben den Fall unverzüglich intern geprüft, um uns ein genaues Bild zu machen.» Der Textilhersteller habe angegeben, dass die Masken aus Europa stammen. «Nach den uns vorliegenden Informationen hat uns Global Tactics weder im Jahr 2020, noch danach, darüber informiert, oder uns darauf hingewiesen, dass die Masken außerhalb Europas hergestellt werden.»

Der Gründer von Global Tactics, Tom Illbruck, hatte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur gesagt: Masken seien in dem betreffenden Zeitraum 2020 auch in Bangladesch produziert worden, nicht nur in Europa. Wenn zum Beispiel ein Großkunde keinen Wert darauf gelegt habe, dass die Masken explizit aus einem bestimmten Land oder explizit aus Europa kommen, «haben wir Masken angeboten, ohne explizit an jeder Stelle zu sagen, wo die Masken herkommen». Nachgefragt zu About You sagte Illbruck: «Nach dem, was uns an Dokumenten vorliegt, gibt es keine Absprachen mit About You, dass die Masken explizit aus Portugal gekommen sind und das ist an keiner Stelle schriftlich versichert worden.»

Satiriker Jan Böhmermann hatte zuvor den Fall in einem TV-Beitrag öffentlich gemacht. Kliemann hatte in seinem Statement dann Fehler eingeräumt, zugleich um einen differenzierten Blick auf die Details gebeten.

About You hat inzwischen Masken aus dem Shop «Oderso», dessen Geschäftsführer Kliemann ist, aus dem Sortiment genommen und will den ganzen Fall überprüfen. About You wurde 2014 als Otto-Tochter gegründet. 2021 ging der Online-Modehändler an die Börse. Otto ist nach wie vor größter Anteilseigner bei About You.

Ursprüngliche Meldung: Böhmermann wirft Kliemann Maskenbetrug vor

Die meisten kennen Fynn Kliemann wahrscheinlich als sympathischen Künstler, Handwerker und Unternehmer. Er gilt als hyperaktives Multitalent- als jemand, der lieber handelt, anstatt alles zu zerreden und dabei immer ein großes Herz zeigt.

Daher wiegen die aktuellen Vorwürfe umso schwerer: Das "ZDF Magazin Royale" hat sich mit Kliemanns Geschäften auseinandergesetzt. Kliemann hatte im Jahr 2020 auf Instagram verkündet, dass er mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck die eigene Textilproduktion in Europa auf Maskenproduktion umstellen will. Kurze Zeit später gibt er als "einer der größten Masken-Produzenten Europas" aus. Die Masken verkaufte er (angeblich) zum Selbstkostenpreis. "Es geht in dieser Krise nicht darum, Geld zu verdienen, sondern darum, möglichst vielen Menschen zu helfen, die gerade dringend Hilfe brauchen," sagte er dazu.

Böhmermanns Enthüllungsvideo über Kliemann wurde bereits vor Ausstrahlung der Sendung (heute Abend, 23 Uhr im ZDF) veröffentlicht. Parallel dazu hat er auch auf der Website LMAAFK.de sämtliche Recherchen offengelegt. Die Vorwürfe: Kliemann soll Masken zu Dumping-Löhnen in Bangladesch und Vietnam hergestellt haben. Und noch schlimmer: Er soll 100.000 fehlerhafte Masken an Flüchtlingsunterkünfte in Bosnien und Griechenland gespendet haben.

Kliemann gibt sich auf Vorwürfe ahnungslos

Vor der Veröffentlichung des Videos hatte die Redaktion des "ZDF Magazin Royale" Kliemann einen Fragenkatalog zukommen lassen. Doch anstatt darauf zu antworten, veröffentlichte der Youtuber ein Instagram-Video, in welchem er die Anfrage zunächst dafür lobte, dass sie Dinge hinterfragte. Auf Detailfragen antwortete er jedoch ausweichend und gab sich ahnungslos, wie der Branchendienst "Übermedien" festhält.

Inzwischen reagierte Kliemann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte." Weiter hieß es in dem Statement: "Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung." Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe er viele enttäuscht. Kliemann bat zugleich um einen differenzierten Blick auf die Details in dem Video-Beitrag.

Am Ende von Böhmermanns Video las dieser noch eine WhatsApp-Nachricht von Kliemann vom 10. April 2022 vor: "Krise kann auch geil sein", soll der Youtuber und Unternehmer damals geschrieben haben.