Ein Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat viele Menschen erschüttert. Die Polizei untersucht mögliche Versäumnisse im Sicherheitskonzept. Unterdessen ist die Zahl der Todesopfer gestiegen, nachdem eine Frau im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen war.
Update vom 6.1.2025, 9.56 Uhr: Sechstes Todesopfer nach Anschlag in Magdeburg - 52-Jährige erliegt Verletzungen im Krankenhaus
Die Zahl der Todesopfer des Ansschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist auf sechs gestiegen. Eine 52-jährige Frau sei laut Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom Montag, 6. Januar 2025, im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg der dpa. Die 52-Jährige sei an den Folgen des Anschlags verstorben.
Kurz vor Weihnachten war ein 50-jähriger Mann mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Bislang sind sechs Menschen gestorben, ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren. Zudem gab es knapp 300 Verletzte. Der Mann aus Saudi-Arabien sitzt in Untersuchungshaft. Er stand vor der Tat bei Ermittlungsverfahren immer wieder in Kontakt mit den Behörden. Zwischen April 2023 und Oktober 2024 trat er in sieben Ermittlungsverfahren in Erscheinung. In fünf Fällen war er Anzeigenerstatter, in zwei Fällen Beschuldigter.Bei den Ermittlungen rückt nun die Frage der Schuldfähigkeit des 50-Jährigen ins Zentrum der Ermittlungen. Laut der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wird ein Gutachten in Auftrag gegeben, ob und wie er psychisch erkrankt ist.
Zudem geht es um das Einsatzkonzept der Polizei und das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts. Der Mann war zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren. Laut dem Innenministerium in Magdeburg betrug der Abstand zwischen der Ampel und der Sperre zu beiden Seiten der Ampel jeweils rund sechs Meter. Der Standplan des Veranstalters sah eine Durchfahrtbreite von insgesamt vier Metern vor. Weiterhin soll aufgearbeitet werden, wieso Flucht- und Rettungswege nicht mit Stahlketten gesichert waren. Auch warum ein Polizeifahrzeug ein paar Meter entfernt von einem vorgesehenen Standort stand, wird untersucht.
Update vom 4.1.2025: Taleb A. vor Anschlag bereits in sieben Ermittlungsverfahren involviert
In den zwei Jahren vor dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt geriet der Täter Taleb A. in sieben Ermittlungsverfahren. Dabei war er in fünf Fällen der Anzeigende und in zwei Fällen der Beschuldigte.
Entsprechende Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. In einem Fall bedrohte Taleb A. einen Rechtsanwalt, der ihn zuvor in einem Verfahren vertreten hatte, sowie dessen Familie und Kanzleimitarbeiter.
Nachdem die Anzeige erstattet wurde, suchte die Polizei am 4. Oktober 2024 Taleb A. auf. Solch eine Gefährderansprache signalisiert seitens der Polizei, dass sie einen potentiellen Straftäter beobachtet und ihn auffordert, bestimmtes Verhalten zu unterlassen.
Kurz vor Weihnachten raste der 50-jährige Taleb A. mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben und nahezu 300 Personen wurden verletzt. Der Saudi-Araber befindet sich in Untersuchungshaft. Seit 2020 arbeitete Taleb A. im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Stationsarzt.
Er betreute suchtkranke Straftäter. Obwohl der Mann für die psychiatrische Betreuung der Patienten verantwortlich war und die Gefährderansprache während der Arbeitszeit erfolgte, fand zwischen dem Gesundheitsunternehmen Salus und der Polizei kein Informationsaustausch statt.
"Den Grund für das Aufsuchen des Mitarbeiters Taleb A. hat die Polizei nicht mitgeteilt," sagte eine Salus-Sprecherin der dpa. Die Polizei kann personenbezogene Daten zur vorbeugenden Straftatenbekämpfung an öffentliche und nichtöffentliche Stellen weitergeben. Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt erläuterte auf Anfrage, dass nach der Gefährderansprache keine Anhaltspunkte vorlagen, "dass durch eine Datenübermittlung Gefahren im Umfeld des Arbeitgebers abgewehrt werden könnten."
Die Anforderungen für eine Datenübermittlung waren nach derzeitigem Prüfungsstand somit nicht erfüllt. Die fachliche Qualifikation des Arztes wurde von Salus nicht infrage gestellt. "Taleb A. hat seinen Dienstvorgesetzten keinen Anlass gegeben, an seiner ärztlichen Qualifikation zu zweifeln," sagte die Sprecherin.
Update vom 30.12.2024: Versäumnisse der Behörden? Fragen zu Todesfahrt sollen beantwortet werden
Nach dem tragischen Anschlag in Magdeburg sollen die politischen Vertreter im Bundestag über mögliche Versäumnisse der Behörden informiert werden. Im Innenausschuss werden heute unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der Leiter des Bundeskriminalamts, Holger Münch, der stellvertretende Präsident des Verfassungsschutzes, Sinan Selen, sowie die Oberbürgermeisterin von Magdeburg, Simone Borris, erwartet.
Bereits vor seinem tödlichen Angriff war der Täter von Magdeburg, Taleb A., den Sicherheitsbehörden bekannt. Nun soll herausgefunden werden, wie der 50-jährige Mann mit einem Fahrzeug über den Weihnachtsmarkt fahren und dabei fünf Menschen töten sowie etwa 230 weitere verletzen konnte.
Der Täter, der derzeit in Untersuchungshaft ist, passierte eine Fußgängerampel und eine Betonsperre. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt nicht nur auf möglichen Fehlern der Behörden bei der Sicherung des Marktes, sondern auch darauf, ob frühere Auffälligkeiten des Täters unbeachtet blieben.
Besonders wichtig ist dabei der Informationsaustausch zwischen verschiedenen staatlichen Institutionen. Vor der Sitzung des Innenausschusses trifft sich das Parlamentarische Kontrollgremium, das für die Überwachung der Geheimdienste des Bundes zuständig ist. Diese Sitzungen finden geheim in einem speziellen Raum des Bundestagsgebäudes statt.
Nach den Sitzungen geben die Parlamentarier manchmal kurze Erklärungen ab. Im Vorfeld von Silvester steht die Sicherheit der Bürger im Vordergrund. Faeser betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Unsere Sicherheitsbehörden beobachten die Lage mit großer Wachsamkeit."
Dies sei besonders nach dem Anschlag von Bedeutung. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte eine "Zeitenwende" für mehr innere Sicherheit gefordert. SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil forderte eine umfassende und transparente Aufarbeitung des Anschlags. Laut den Zeitungen der Funke Mediengruppe sollte alles ans Licht gebracht werden. Klingbeil schlug vor, noch vor den nächsten Bundestagswahlen strengere Sicherheitsgesetze zu beschließen.
Die Polizei und die Sicherheitsbehörden müssten alle erforderlichen Mittel haben, um Sicherheit zu gewährleisten. Die Grünen fordern Klarheit über die Hintergründe. Die detaillierten Abläufe vor, während und nach der Tat, die Informationsströme und Verantwortlichkeiten müssten lückenlos dargelegt werden, erklärte die Parlamentarische Geschäftsführerin, Irene Mihalic, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Eine gründliche Aufarbeitung sei sowohl für die Angehörigen und Verletzten als auch für die Öffentlichkeit wichtig. Laut Mihalic bedarf es dazu mehr als nur einer Ausschuss-Sitzung. Auch der Grünen-Innenexperte Konstantin von Notz drängte auf umfassende Aufklärung und wies darauf hin, dass dies notwendig sei, "bevor man die hundertste Debatte um Strafverschärfungen und Befugniserweiterungen startet", wie er der "Rheinischen Post" sagte.
Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner hatte in der "Welt" zuvor einen besseren Informationsaustausch zwischen den Behörden, insbesondere zwischen Verfassungsschutz und Polizei sowie zwischen den Bundesländern, gefordert. Zusätzlich ist die Migrationspolitik weiterhin ein Thema.
Taleb A., ein Arzt aus Bernburg südlich von Magdeburg, stammt aus Saudi-Arabien und lebt seit 2006 in Deutschland. 2016 erhielt er Asyl als politisch Verfolgter. In den letzten Jahren fiel er durch Drohungen auf. SPD-Chef Klingbeil betonte: "Wer mit Terroranschlägen droht, verliert das Recht, in Deutschland zu bleiben."
Gleichzeitig warnte er davor, Sicherheits- und Migrationsfragen zu vermischen. In Sachsen-Anhalt äußern Menschen mit Migrationshintergrund nach mehreren Übergriffen Besorgnis über mögliche weitere Angriffe. Kirchengemeinden berichten, dass Migrantinnen und Migranten Angst haben, Opfer von Gewalt zu werden. In Magdeburg zeigen viele Bürger weiterhin Mitgefühl. Auf einem Spendenkonto der Stadt wurden mehr als 600.000 Euro für die Opfer und Angehörigen gesammelt.
Update vom 28.12.2024: Scholz erwartet Aufarbeitung ohne "falsche Zurückhaltung" - Behördenfehler?
Nach der Todesfahrt in Magdeburg gewinnt die Debatte um mögliche Fehler von Behörden und Polizei an Fahrt. Während in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt vor allem das Sicherheitskonzept des Veranstalters zum Schutz des Weihnachtsmarkts und das Agieren der Polizei auf dem Prüfstand stehen, richtet sich der Blick in Berlin auch auf Konsequenzen in der Migrationspolitik.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz forderte ein härteres Vorgehen gegen Täter mit Migrationshintergrund. "Wir sind im Umgang mit den Feinden unserer Demokratie einfach nicht konsequent genug. Wir dulden zu viele Menschen in Deutschland, die sich nicht integrieren wollen", schreibt der CDU-Chef in seinem E-Mail-Newsletter "MerzMail".
Ausweisungen müssten auch möglich sein, wenn keine Straftatbestände festgestellt seien, verlangte Merz. Der Täter von Magdeburg scheine ein besonders aggressiver Islam-Gegner zu sein, schrieb Merz. Es würden auch mit diesem Täter offensichtlich Konflikte auf deutschem Boden ausgetragen, die man nicht dulden könne. Leitsatz müsse sein: "Wir wollen solche (potenziellen) Straftäter nicht in unserem Land haben!"
Merz: "Warum werden wir solche Leute nicht los?"
Merz erinnerte an die Vorgeschichte des Mannes, der wegen Drohungen vorbestraft war. "Warum werden wir solche Leute nicht los, bevor sie großes Unheil anrichten? Es mag sein, dass die bisherige Rechtslage das nicht hergibt. Aber dann müssen diese gesetzlichen Regelungen eben geändert werden!"
Kanzler Olaf Scholz (SPD) machte im Interview mit dem Nachrichtenportal t-online deutlich, dass er eine Aufarbeitung des Handelns der Behörden vor dem Anschlag erwartet. "Offensichtlich gab es über die Jahre immer wieder Hinweise auf den Mann. Meine Erwartung ist klar: Jetzt muss sehr genau geprüft werden, ob es Versäumnisse bei den Behörden in Sachsen-Anhalt oder auf Bundesebene gegeben hat. Da darf es keine falsche Zurückhaltung geben."
In Magdeburg wird dazu das Sicherheitskonzept und damit auch die Absicherung von Flucht- und Rettungswegen untersucht. "Es wird aufgearbeitet, ob diese Maßnahmen vom Veranstalter umgesetzt worden sind und wenn nicht, warum nicht. Gleiches gilt für die polizeiliche Einsatzkonzeption", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums.
Abstände zwischen Betonblocksperren und Ampel zu groß
Der Täter Taleb A., der sich in Untersuchungshaft befindet, war am Freitag vergangener Woche mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden fünf Menschen getötet und bis zu 235 verletzt. Der Mann aus Saudi-Arabien war zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren.
Bei den Ermittlungen geht es nun um viele Details. "Der Abstand zwischen Fußgängerampel und Betonblocksperre betrug zu beiden Seiten der Fußgängerampel jeweils rund sechs Meter", teilte das Innenministerium mit. "Es muss nun aufgearbeitet werden, ob das Sicherheitskonzept des Veranstalters des Weihnachtsmarkts so große Lücken in den Betonblocksperren an Fußgängerübergängen vorgesehen hat."
Zudem gehe es darum, wieso Flucht- und Rettungswege – entgegen dem Sicherheitskonzept des Veranstalters – nicht mit Stahlketten gesichert gewesen seien. "Solche Stahlketten sollten Betonblocksperren auf größere Entfernung verbinden. Sie sollten das flexible Öffnen für Durchfahrten von Rettungskräften und Feuerwehr ermöglichen", so das Innenministerium.
Machte die Polizei einen Fehler?
Neben den Ermittlungen zum Anschlag wird auch nach möglichen Fehlern in der Polizeiarbeit gesucht. Laut dem Innenministerium sah die Einsatzkonzeption neben Präsenzstreifen auch Fahrzeuge mit Eingreifkräften an vier Standorten um den Weihnachtsmarkt vor.
"Die Standorte waren nicht dafür vorgesehen, Gehwege oder Zugänge zum Weihnachtsmarkt permanent zu versperren und nur für Rettungskräfte und Feuerwehr zu öffnen", hieß es. Durch die Positionierung in der Nähe von einigen Zugängen zum Weihnachtsmarkt sollte demzufolge die Möglichkeit bestehen, gegebenenfalls mobile Sperren errichten zu können.
Doch nach dem jetzigen Stand der Aufarbeitung befand sich ein Fahrzeug in einer Parkbucht für Taxen und damit nicht an dem vorgesehenen Standort. "Warum dies so war, ist Gegenstand der weiteren Aufarbeitung", so eine Sprecherin des Innenministeriums.
Weihnachtsmarkt in Magdeburg abgebaut
Unterdessen hat der Abbau des Magdeburger Weihnachtsmarkts begonnen. Händler und Fahrgeschäftsbesitzer luden ihre Hütten und große Einzelteile auf Anhänger. Nur wenige Meter entfernt legten viele Menschen auch eine Woche nach dem Anschlag weiterhin Blumen, Kerzen und Kuscheltiere im Gedenken an die Opfer ab.
Der Bundesopferbeauftragte Pascal Kober erklärte, zahlreiche Betroffene des Anschlags seien inzwischen kontaktiert worden und hätten Unterstützungsangebote erhalten. Man arbeite zudem mit Hochdruck daran, auch diejenigen Betroffenen ausfindig zu machen, die man bisher nicht kenne, so Kober. "Wir wollen ihnen sagen: Der Staat steht an ihrer Seite."
Update vom 27.12.2024: Sicherheitskonzept und Polizeiarbeit im Fokus
Neben den Ermittlungen zum Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt wird auch nach Fehlern in der Polizeiarbeit gesucht. Unter anderem geht es um ein Polizeifahrzeug, das sich nicht an einem vorgesehenen Standort befunden hat, wie das Innenministerium in Magdeburg auf Nachfrage mitteilte.
"Zum Zeitpunkt des Anschlags waren Polizeifahrzeuge an den vier festgelegten Standorten um den Magdeburger Weihnachtsmarkt postiert. Nach dem jetzigen Stand der Aufarbeitung befand sich ein Polizeifahrzeug in der Parkbucht für Taxen in der Ernst-Reuter-Allee und damit nicht an dem nach der polizeilichen Einsatzkonzeption vorgesehenen Standort. Warum dies so war, ist Gegenstand der weiteren Aufarbeitung."
Aufgearbeitet würden auch Fragen zum Sicherheitskonzept des Veranstalters des Weihnachtsmarkts. Es gehe darum, was das Konzept zum Schutz des Markts und damit auch zur technischen Absicherung von Flucht- und Rettungswegen vorgesehen habe. "Es wird aufgearbeitet, ob diese Maßnahmen vom Veranstalter umgesetzt worden sind und wenn nicht, warum nicht."
Außerdem teilte das Ministerium mit, der Staatsanwaltschaft liege eine Strafanzeige gegen die Stadt Magdeburg und die Polizeiinspektion Magdeburg vor. "Damit könnten das Sicherheitskonzept des Veranstalters des Weihnachtsmarkts und die polizeiliche Einsatzkonzeption sowie deren jeweilige Umsetzung auch Gegenstand von strafrechtlichen Ermittlungen werden." In diesem Fall würde gegebenenfalls die Polizeiinspektion Halle (Saale) die polizeilichen Ermittlungen übernehmen.
Bei dem Anschlag am vergangenen Freitagabend war ein 50-Jähriger mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gefahren. Fünf Menschen starben, bis zu 235 wurden verletzt. Der Amokfahrer sitzt in Untersuchungshaft.
Update vom 24.12.2024: Magdeburg an Heiligabend in Trauer
Blumen, Kerzen, Kuscheltiere: Vier Tage nach der verheerenden Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, bei der fünf Menschen ihr Leben verloren und bis zu 235 verletzt wurden, zeigen die Einwohner der Landeshauptstadt weiterhin ihre Trauer und Anteilnahme.
Selbst am Heiligabend versammelten sich zahlreiche Menschen rund um den zentralen Gedenkort an der Johanniskirche. Das Meer aus Blumen und Kerzen wuchs stetig an, viele der Trauernden hatten Tränen in den Augen. Auf dem benachbarten Alten Markt, dem zentralen Gelände des seit Freitagabend geschlossenen Weihnachtsmarktes, wurden einige Buden in Gedenkorte umgewandelt.
Auch hier brachten Menschen ihre Trauer und Anteilnahme mit Blumen und Kerzen zum Ausdruck. Viele waren mit Blumensträußen unterwegs und legten sie als Zeichen des Beileids nieder. "Ich konnte erst nicht herkommen, weil es mich zu sehr schockiert hat", erzählte eine Rentnerin der Deutschen Presse-Agentur.
"Aber heute wollte ich hier sein. Es ist ja Weihnachten." Eine Gruppe Jugendlicher gab an, aus dem Salzlandkreis nach Magdeburg gekommen zu sein, um einen Rosenstrauß mit schwarzer Schleife am Gedenkort niederzulegen. "Wir haben alle dafür zusammengelegt. Das muss man machen", sagte einer.
Laut einem dpa-Reporter waren vor Ort auch Polizisten im Einsatz, um an verschiedenen Stellen Nachforschungen anzustellen. Immer wieder hielten Passanten an, um die Szenerie zu beobachten. Eine Sprecherin der Polizeiinspektion Magdeburg erklärte auf Nachfrage, dass Beamte der Landespolizei vor Ort seien, um "dokumentarische Arbeiten" im Rahmen der Ermittlungen zu erledigen.
Am Freitagabend durchbrach der Täter Taleb A. mit einem Auto den Weihnachtsmarkt. Bei dem Anschlag verloren ein neunjähriger Junge sowie vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren ihr Leben. Die Staatsanwaltschaft berichtete, dass die Zahl der Verletzten bei bis zu 235 liegt. A. befindet sich in Untersuchungshaft.
Update vom 24.12.2024: Das steht im Testament des Magdeburg-Attentäters - seltsame Nachricht auf X
Nach Informationen des Spiegel fanden die Ermittler nach der Tat in dem Auto das Testament des Täters von Magdeburg. Darin soll Taleb A., Facharzt für Psychiatrie im Maßregelvollzug in Bernburg, dem Bericht zufolge geschrieben haben, dass nach seinem Tod sein Vermögen an das Deutsche Rote Kreuz übergehen soll. Politische Botschaften waren laut Spiegel nicht in dem Dokument. Nach Informationen der WELT soll der Mann selbst wegen einer psychischen Erkrankung in Behandlung gewesen sein.
"Eine psychische Disposition besteht, wegen dieser hatte er sich zurückliegend auch einweisen lassen", zitiert die Zeitung aus einer Telefonschaltkonferenz zwischen dem Bundeskriminalamt (BKA) und den Landeskriminalämtern (LKA). Außerdem habe es Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen "Bedrohung, Verleumdung und Sexualstraftaten" in mehreren Bundesländern gegeben. Der bekannte Islam-Experte Hamed Abdel-Samad berichtet indes in einem Gastbeitrag für Focus Online von einer mysteriösen Nachricht, die ihm Taleb A. "genau vier Wochen vor dem Anschlag" geschrieben habe. Er glaubte demnach, "dass sowohl die Bundesregierung als auch Teile der islamkritischen Szene in Deutschland unter einer Decke steckten, um saudische Frauen nach Deutschland zu locken und ihr Leben zu zerstören", schreibt Abdel-Samad.
Nach Einschätzung des Experten sehnte sich Taleb A. nach mehr Aufmerksamkeit für seinen politischen Aktivismus, insbesondere in der "Säkulären Flüchtlingshilfe", die sich für nicht-gläubige Geflüchtete einsetzt. "In seiner Nachricht an mich warnte er, dass er bald etwas tun werde, das diese Organisation weltweit zum Gesprächsthema Nr. 1 machen würde", heißt es im Focus-Gastbeitrag. Dabei habe er den Anschlag am Berliner Breitscheidplatz "kopiert", um den Fokus der Öffentlichkeit auf sein großes Lebensthema zu lenken, so Abdel-Samads Vermutung.
Update vom 23.12.2024, 15.16 Uhr: Jetzt bis zu 235 Verletzte bei Anschlag von Magdeburg
Fünf Menschen kamen durch die Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtmarkt ums Leben. Die Zahl der Verletzten wurde jetzt aktualisiert. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Montag, 23. Dezember, erklärt, habe sich die Zahl der Verletzten nach Informationen der Staatsanwaltschaft erhöht. Sie liege nun bei bis zu 235, sagte ein Sprecher in Magdeburg. Es hätten sich noch Menschen in der Uniklinik und bei Ärzten gemeldet. Nicht auszuschließen sei aber, dass es Doppelzählungen gegeben habe. Bislang war von 200 Verletzten ausgegangenen worden. Die Zahl der Todesopfer liege weiter bei fünf, hieß es.
Bei dem Anschlag kam ein neunjähriger Junge aus Bayern ums Leben. Tiefe Trauer herrscht in der oberpfälzischen Markt Floß im Landkreis Neustadt, wo der getötete Neunjährige bis vor Kurzem lebte. Die Mutter meldete sich in den sozialen Medien. Auch zu den weiteren Todesopfern sind nun erste Details bekannt: Es handelt sich vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren.
Unterdessen verdichten sich die Hinweise auf eine gravierende psychische Erkrankung des Täters von Magdeburg, wie die dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr. Damit werde es unwahrscheinlicher, dass der Generalbundesanwalt in Karlsruhe die Ermittlungen zu der Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt übernimmt. Der Generalbundesanwalt ist zuständig für Verfahren im Bereich des Staatsschutzes, also der politisch motivierten Kriminalität.
Schon 2015 gab es Hinweise zu späterem Täter
Taleb A., der Täter des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, war spätestens Anfang 2015 auch den zuständigen Bundesbehörden als potenziell Verdächtiger bekannt. Wie das Innenministerium in Schwerin auf dpa-Anfrage mitteilte, informierten Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern im von Bund und Ländern getragenen Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum das Bundeskriminalamt bereits am 6. Februar 2015 über mögliche Anschlagsabsichten des aus Saudi-Arabien stammenden Mannes.
Anlass für die Meldung seien dessen Drohungen gegenüber der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern im April 2013 und ein Jahr später auch gegen eine Kommunalbehörde in Stralsund gewesen, Handlungen vorzunehmen, die internationale Beachtung fänden.
Nach Angaben von Innenminister Christian Pegel (SPD) lebte der heute 50-Jährige von 2011 bis Anfang 2016 in Mecklenburg-Vorpommern und absolvierte in Stralsund Teile seiner Facharzt-Ausbildung. Mit der Landesärztekammer habe es Streit um die Anerkennung von Prüfungsleistungen gegeben. Gegenüber der Sozialbehörde in Stralsund habe er versucht, mit Drohungen die Gewährung von Hilfe zum Lebensunterhalt durchzusetzen.
Trotz Drohungen nicht als Gefährder eingestuft
Laut Pegel hatte das Amtsgericht Rostock Taleb A. wegen der Drohungen gegenüber der Ärztekammer zu einer Geldstrafe verurteilt. Die vorhergehenden Ermittlungen hätten jedoch keine Hinweise auf reelle Anschlagsvorbereitungen ergeben und auch keine islamistischen Bezüge offenbart.
Nach dem Vorfall in Stralsund sei der Mann im Rahmen einer sogenannten Gefährderansprache von der Polizei auf Konsequenzen hingewiesen worden. Ihm sei gesagt worden, dass man einen sehr viel genaueren Blick auf ihn haben werde. Als Gefährder sei der Mann aber nicht eingestuft worden, sagte Pegel.
Auf X hatte sich der Attentäter von Magdeburg als Kämpfer gegen die Unterdrückung durch den Islam präsentiert. Dann tötete er fünf Menschen und verletzte 200 weitere. Nun äußerte sich X-Chef Elon Musk - und macht wiederum den "traditionellen Medien" Vorwürfe.
Update vom 23.12.2024, 6.40 Uhr: Politische Aufarbeitung beginnt
Nach dem verheerenden Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen und viele verletzt wurden, beginnt nun die politische Auseinandersetzung mit der Tat. Der Ältestenrat des Magdeburger Landtags, die Führungsinstanz des Parlaments, kommt am Donnerstag (23. Dezember 2024) zusammen, um die Situation zu bewerten. Zentrale Frage bleibt, ob und wie die Amokfahrt hätte verhindert werden können und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit zu treffen wären. Dabei betonte der Landkreistag, dass ein absoluter Schutz auf Weihnachtsmärkten nicht möglich sei.
In der Nacht wurde in Bremerhaven ein Mann festgenommen, der in einem TikTok-Video schwere Straftaten auf dem dortigen Weihnachtsmarkt angekündigt hatte. Nachdem das Video bekannt wurde, konnte der Verfasser am Sonntagabend "sehr schnell" identifiziert und vorläufig festgenommen werden, so die Polizei. Eine Gefährdung für die Bevölkerung bestehe nicht. Details zur Festnahme oder zur Ernsthaftigkeit der Drohungen wurden zunächst nicht bekanntgegeben.
Faeser will weitere Gesetzesänderungen vorantreiben
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) appellierte nach der Magdeburger Tragödie im "Spiegel", ausstehende Gesetzesentwürfe zur inneren Sicherheit rasch zu verabschieden. Sobald die Ermittlungen mehr Klarheit über den Täter und die Tatmotive bringen, wolle man daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen. Nach dem islamistischen Anschlag in Solingen wurde bereits das Waffenrecht verschärft und die Befugnisse der Sicherheitsbehörden ausgeweitet, erklärte sie. Am 23. August hatte ein Mann in Solingen drei Menschen erstochen und acht weitere verletzt. Der Hauptverdächtige, Issa Al H., sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Faeser kritisierte, dass weiterreichende Gesetzesänderungen hauptsächlich von der FDP blockiert würden. Die SPD-Politikerin erwähnte das neue Bundespolizeigesetz zur Stärkung der Bundespolizei und die Einführung biometrischer Überwachung, die im Bundesrat von der Union aufgehalten wurden. "Diese Gesetzesvorhaben könnten sofort beschlossen werden, wenn Union und FDP zustimmen würden", sagte Faeser. Seit dem Scheitern der Ampel-Koalition verfügt die rot-grüne Bundesregierung über keine Mehrheit mehr im Bundestag.
Warnungen vor Symbolpolitik und voreiligen Entscheidungen
FDP-Generalsekretär Marco Buschmann warnte vor schnellen Schlüssen: "Unsere Aufgabe ist es, den Opfern und ihren Angehörigen beizustehen. Ein Wettbewerb um symbolische Maßnahmen wäre unangebracht und würde der ernsten Lage nicht gerecht werden", äußerte er gegenüber dem "Spiegel". Auch SPD-Generalsekretär Matthias Miersch rief zur Besonnenheit auf: "Instrumentalisierungen oder voreilige Schlüsse nützen niemandem und spalten nur die Gesellschaft," sagte er ebenfalls dem "Spiegel". "Stattdessen sollten nach Abschluss der Untersuchungen die nötigen Lehren gezogen werden, sowohl für die Sicherheitsarchitektur als auch für gesellschaftlichen Zusammenhalt."
Landkreise: Absoluter Schutz auf Weihnachtsmärkten nicht möglich
Der Deutsche Landkreistag betont, dass es trotz erhöhter Polizeipräsenz und verstärkter Kontrollen keine absolute Sicherheit auf Weihnachtsmärkten geben könne. "An allen Orten gibt es eine verstärkte Anwesenheit von Polizei- und Ordnungskräften und auch in Magdeburg werden die Zugänge polizeilich überwacht und Taschen durchsucht", sagte der Präsident des Landkreistags, Achim Brötel (CDU), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Ein absoluter Schutz lässt sich jedoch nicht gewährleisten."
Aufgrund der Gefahren durch Messerattacken seien die gesetzlichen Bedingungen, bis hin zu generellen Verboten, bereits deutlich verschärft worden, so Brötel weiter. Zudem seien Weihnachtsmärkte Orte der Begegnung und des Miteinanders. "Bei aller abstrakten Gefahr muss auch mit Augenmaß agiert werden, damit das so bleibt."
AfD ruft zur Kundgebung in Magdeburg auf
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck forderte in einer Videobotschaft dazu auf, "sich nicht vom Hass anstecken zu lassen". Rechte Gruppen hatten bereits kurz nach dem Attentat in Magdeburg zu Demonstrationen mobilisiert. Für den frühen Montagabend ruft nun die AfD zu einer Kundgebung auf dem Magdeburger Domplatz mit anschließendem Trauermarsch auf. Erwartet werden die AfD-Vorsitzende Alice Weidel und mehrere AfD-Landespolitiker. In der Einladung hieß es, die schreckliche Tat verdeutliche dramatisch die Gefahren der aktuellen Einwanderungspolitik.
Parallel zur AfD-Veranstaltung ruft die Initiative "Gib Hass keine Chance" zu einer Menschenkette um den Alten Markt auf. Dort raste der Täter Taleb A. am Freitagabend mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt und tötete fünf Menschen, weitere 200 wurden verletzt.
Täter war den Behörden nicht unbekannt
Taleb A. sitzt in Untersuchungshaft. Der Arzt aus Bernburg südlich von Magdeburg, der aus Saudi-Arabien stammt, lebt seit 2006 in Deutschland und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. In der Vergangenheit fiel er mehrfach auf. Laut BKA-Chef Holger Münch wurde nach einem Hinweis aus Saudi-Arabien im November 2023 ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Die Hinweise waren jedoch unspezifisch und der Mann war nicht wegen Gewalttätigkeiten bekannt.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) verwies einen Hinweise gebenden Bürger bezüglich des späteren Magdeburger Täters an die Polizei. Dies sei das übliche Vorgehen in solchen Fällen, ließ das Amt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur verlauten. Ob das Bamf selbst die Polizei informierte, blieb unbeantwortet. Zuvor hatte das Amt auf der Plattform X bekannt gemacht, dass der Hinweis im letzten Spätsommer über Social Media eingegangen sei.
Update vom 22.12.2024, 20.20 Uhr: Bamf erhielt Warnung vor Taleb A. vor einem Jahr
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), das seinen Hauptsitz in Nürnberg hat, hat eine Person mit Hinweisen zu dem späteren Täter des Anschlags von Magdeburg an die Polizei verwiesen. Dies entspreche dem für solche Fälle vorgesehen Vorgehen. "Der hinweisgebenden Person wurde ein direkter Link zu der entsprechenden Polizeibehörde, deren Auftritt auch in englischer Sprache verfügbar ist und wo die jeweiligen Anliegen mitgeteilt werden können, zur Verfügung gestellt", heißt es in einer schriftlichen Antwort auf eine entsprechende Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Frage, ob das Bamf auch selbst die Polizei verständigt hat, wurde nicht beantwortet.
Das Bundesamt hatte zuvor auf der Plattform X mitgeteilt, der Hinweis sei im Spätsommer vergangenen Jahres über die Social-Media-Kanäle eingegangen. "Dieser wurde, wie jeder andere der zahlreichen Hinweise auch, ernst genommen."
Im Netz kursieren derzeit Screenshots, die Nachrichten einer Person mit Warnungen vor dem Täter Taleb A. an das Bamf zeigen sollen. Die Echtheit dieser Screenshots war zunächst nicht zu verifizieren.
Update vom 22.12.2024, 14.25 Uhr: Getötetes Kind kam aus Bayern
In dem oberpfälzischen Markt Floß im Landkreis Neustadt haben die Menschen in Gottesdiensten des Neunjährigen gedacht, der bei dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt getötet wurde. Der Junge sei mit seiner Mutter erst etwa im Frühjahr nach Niedersachsen gezogen, jedoch lebten der Vater und einige Geschwister weiter in Floß, sagte der katholische Pfarrer Max Früchtl am Sonntag. Mehrere Medien hatten darüber berichtet.
Die Menschen in dem Ort mit rund 3.500 Einwohner seien tief betroffen. "Man kann es nicht fassen, dass er plötzlich tot sein soll", sagte Früchtl, der den Neunjährigen persönlich kannte; unter anderem sei der Junge bei den Sternsingern gewesen.
Die Gottesdienste am Samstag und Sonntag seien deutlich stärker besucht gewesen als sonst, berichtete der Pfarrer. Die Besucher seien tief betroffen gewesen, einige hätten geweint. Noch sei unklar, ob der Junge in Floß beigesetzt werden solle. Das müssten nun die Eltern klären. Die Mutter des Jungen hatte sich zudem in den sozialen Medien an die Öffentlichkeit gewandt.
Update vom 22.12.2024, 9.30 Uhr: Bamf bestätigt Hinweise auf den mutmaßlichen Todesfahrer
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat nach eigenen Angaben vor der Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt einen Hinweis zu dem mutmaßlichen Täter erhalten. Der Hinweis sei im Spätsommer letzten Jahres über die Social-Media-Kanäle eingegangen, schrieb das Bamf am Samstag auf der Plattform X. "Dieser wurde, wie jeder andere der zahlreichen Hinweise auch, ernst genommen."
Da das Bundesamt keine Ermittlungsbehörde sei, sei die hinweisgebende Person, wie in solchen Fällen üblich, direkt an die verantwortlichen Behörden verwiesen worden, hieß es. Im Netz kursieren derzeit Screenshots, die Nachrichten einer Person mit Warnungen vor dem mutmaßlichen Täter Taleb A. an das Bamf zeigen sollen. Die Echtheit dieser Screenshots war zunächst nicht zu verifizieren.
Screenshots veröffentlicht - BKA sah keine Hinweise auf Gewalt
Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, sagte am Samstagabend im ZDF-"heute journal", das BKA habe im November 2023 einen Hinweis aus Saudi-Arabien zu dem Mann bekommen. "Hier ist auch ein Verfahren eingeleitet worden. Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat dann auch entsprechende Ermittlungsmaßnahmen vorgenommen." Die Sache sei aber unspezifisch gewesen.
"Er hat auch verschiedene Behördenkontakte gehabt, Beleidigungen, auch mal Drohungen ausgesprochen. Er war aber nicht bekannt, was Gewalthandlungen angeht", sagte Münch zu dem Verdächtigen. Diese Dinge müssten aber nochmal überprüft werden, um zu schauen, ob den Sicherheitsbehörden etwas durchgegangen sei. "Wir haben hier ein völlig untypisches Muster, und wir müssen das auch in Ruhe jetzt auch analysieren."
Der mutmaßliche Täter Taleb A. stammt aus Saudi-Arabien und war 2006 nach Deutschland gekommen. In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen. Nachdem er vor Jahren mit seiner Unterstützung für saudische Frauen, die aus ihrem Heimatland fliehen, an die Öffentlichkeit gegangen war, schrieb er später auf seiner Website in englischer und arabischer Sprache: "Mein Rat: Bittet nicht um Asyl in Deutschland."
Update vom 21.12.2024, 20.10 Uhr: Tatverdächtiger von Magdeburg wird Haftrichter vorgestellt - Gedenkfeier im Dom
Der mutmaßlich Verantwortliche für die Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt soll einem Haftrichter vorgeführt werden. Das solle noch am Samstag in Magdeburg erfolgen, sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage. Der Haftrichter entscheidet, ob der Tatverdächtige in Untersuchungshaft gebracht wird. Bisher ist er nach Angaben der Ermittlungsbehörden noch in Polizeigewahrsam.
Gegen den 50 Jahre alten Mann werde wegen des Verdachts auf fünffachen Mord und versuchten Mord in 200 Fällen ermittelt, sagte Horst Walter Nopens, Leitender Oberstaatsanwalt in Magdeburg.
Nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg werden die Ermittlungen weiterhin von der Polizei in Sachsen-Anhalt geführt. Die Bundesanwaltschaft prüfe noch, ob sie die Ermittlungen übernehme, so die Sicherheitskräfte in Magdeburg.
In Magdeburg war ein Auto am Freitagabend auf einem Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge gerast. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, 200 wurden verletzt. Der festgenommene Verdächtige ist ein als Islam-Kritiker bekannter Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt.
Die Oberbürgermeisterin der Stadt, Simone Borris (parteilos), ihre Kommune dazu aufgerufen, trotz der Erschütterung zusammenzuhalten. "Ich wünsche uns allen, dass wir als Stadtgesellschaft uns davon nicht beeinträchtigen lassen", sagte sie zum Abschluss der Trauerandacht im Magdeburger Dom. "Dass wir gemeinsam trauern, dass wir die Opfer und die Angehörigen der Opfer unterstützen in ihrer Trauer und dass die Stadtgesellschaft bitte zusammenhält."
Die Oberbürgermeisterin dankte zudem für die Anteilnahme, die die Stadt aus allen Teilen des Landes erreicht habe. Und sie erinnerte an Hilfe und Einsatz der Rettungsdienste, Polizei und Krankenhäuser. "Sie werden diese Bilder von gestern wahrscheinlich niemals mehr aus ihrem Gedächtnis streichen können."
In der Trauerandacht hatten Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen, Angehörige der Opfer und Politiker des Anschlags vom Magdeburger Weihnachtsmarkt gedacht. Vor dem Dom warteten während der Andacht zahlreiche weitere Menschen. Für sie war eine große Videoleinwand aufgebaut, auf die der Gottesdienst übertragen werden sollte.
Update vom 21.12.2024, 16.40 Uhr: Todesfahrer nutzte Rettungsweg
Bei der Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit fünf Tote und 200 Verletzten soll der mutmaßliche Täter über den Flucht- und Rettungswegauf den zentralen Platz gelangt sein. Die Fahrt habe rund drei Minuten bis zur Festnahme gedauert, sagte Tom-Oliver Langhans, der Direktor der Polizeiinspektion Magdeburg, in Magdeburg. Nach Behördenangaben sind vier Erwachsene und ein neunjähriges Kind getötet worden. Es gebe insgesamt 205 Opfer, darunter 5 Tote. Nach derzeitigem Ermittlungsstand könne ein zweiter Täter ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher.
Der Flucht- und Rettungsweg, auf dem der mutmaßliche Täter von Magdeburg auf den Weihnachtsmarkt gelangt sein soll, war nach Angaben der Stadt nicht durch Sperren oder Poller geschützt. Notarzt und Feuerwehr sollten über diesen Weg bei Unfällen oder anderen Einsätzen auf dem Platz gelangen können, sagte Ronni Krug, Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung der Stadt.
Dort seien aber mobile Einsatzkräfte der Polizei stationiert gewesen. Die Wege seien daher nicht ungeschützt gewesen, verteidigte Krug das Konzept. Es habe sich "über lange Jahre bewährt".
In Magdeburg war ein Auto am Freitagabend auf einem Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge gerast. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach vor Ort von einer "furchtbaren, wahnsinnigen Tat". Bei dem noch am Abend festgenommenen Verdächtigen handelt es sich um Taleb A., einen Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bezeichnet sich der 50-Jährige, der seit 2006 in Deutschland lebt, selbst als Ex-Muslim. Nach dpa-Informationen stellte A. im Februar 2016 einen Asylantrag, über den im Juli desselben Jahres entschieden wurde. Der saudische Staatsbürger erhielt damals Asyl als politisch Verfolgter. Taleb A. war am Tatort von Einsatzkräften gestellt und festgenommen worden.
Update vom 21.12.2024, 12.55 Uhr: Zahl der Todesopfer steigt auf fünf
Nach der Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist die Zahl der Toten auf fünf gestiegen. "Wir haben fünf Menschenleben zu beklagen und über 200 Verletzte, davon viele schwerst und schwer verletzt", sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).
Die Bilanz sei noch schrecklicher als am Abend zunächst angenommen. Der Ort des Anschlages werde "auf immer mit der Geschichte der Stadt Magdeburg in Verbindung bleiben", erklärte ein sichtlicher erschütterter Haseloff am Ort des Geschehens. Er werde als Gedenkort Eingang in die Stadtgeschichte finden. Der Ministerpräsident sprach von einer Dimension, die sich "keiner von uns vorstellen konnte". Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war nach Magdeburg zum Ort des Geschehens gereist.
Ein Auto war am frühen Freitagabend auf einem Weihnachtsmarkt in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt in die Menschengruppe gerast. Bei dem noch am Abend festgenommenen Verdächtigen handelt es sich um einen Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt. Der Mann ist als islamkritischer Aktivist bekannt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bezeichnet sich der 50-jährige Arzt, der seit 2006 in Deutschland lebt, selbst als Ex-Muslim.
Update vom 21.12.2024, 10.20 Uhr: Vier Tote und über 200 Verletzte - Opferzahlen nach oben korrigiert
Bei dem mutmaßlischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg hat es wohl weitaus mehr Opfer gegeben, als bisher angenommen. Wie die ARD unter Berufung auf örtliche Behörden berichtet, wurden mittlerweile vier Tote und über 200 Verletzte gezählt. Darunter sind laut Angaben des Senders 41 Schwerstverletzte und 90 Schwerverletzte.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat eine umfassende Aufarbeitung der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg angekündigt. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieses Verbrechen umfassend aufgeklärt wird", teilte der CDU-Politiker mit. "Das sind wir den Opfern schuldig und das erwarten zu Recht auch die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land."
Haseloff sprach von einem "menschenverachtenden Anschlag", er sei tief entsetzt. "Eine solche Tragödie an einem Ort, an dem Familien und Freunde voller Vorfreude auf das Fest gemeinsam schöne Stunden verbringen wollten, macht fassungslos." Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen, so der Regierungschef. "Ihnen muss nun unsere ganze Unterstützung und Hilfe gelten. Ich hoffe insbesondere, dass die vielen Verletzten genesen werden und es keine weiteren Todesopfer zu beklagen gibt."
Update vom 21.12.2024, 9.20 Uhr: Tag danach - Magdeburg nach Anschlag unter Schock
Nach der Todesfahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt wollen Kanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) am Samstag in die Landeshauptstadt nach Sachsen-Anhalt kommen. Am Abend soll es im Dom eine Gedenkfeier geben. Einen Tag nach der Tat mit zwei Toten und Dutzenden Verletzten sind weiterhin viele Fragen offen - allen voran nach den Motiven des festgenommenen Tatverdächtigen für den mutmaßlichen Anschlag. "Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht", sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage.
Weiterhin gehen die Ermittlungsbehörden von einem Einzeltäter aus. Hinweise, nach denen ein zweites, möglicherweise tatrelevantes Auto in der Innenstadt gesichtet wurde, hätten sich nicht bestätigt, teilte die Polizei auf X mit. "Aktuell haben wir keine Hinweise auf Mittäter", sagte eine Sprecherin. Es würden unter anderem Durchsuchungen durchgeführt. Die Sprecherin sagte am Morgen weiter, es laufe eine Durchsuchung in Bernburg. Details nannte sie nicht. Der Tatverdächtige wurde offiziellen Angaben aus der Nacht nach verhört.
Viele Fragen nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt offen - Scholz und Faeser in Magdeburg erwartet
Der 50-Jährige aus Saudi-Arabien war am Tatort von Einsatzkräften gestellt und festgenommen worden. Der Verdächtige sei Arzt, lebe und arbeite in Bernburg, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt. Der Täter raste laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. Nach Angaben der "Bild" unter Berufung auf die Polizei erstreckte sich die Fahrt auf dem Gelände über 400 Meter.
Haseloff sagte am Abend: "Der Kanzler wird morgen vorbeischauen und hier mit uns die Lage bewerten und auch sicherlich mit uns gemeinsam nicht nur trauern, sondern auch entsprechend Maßnahmen besprechen, die notwendig sind." Bundesinnenministerin Faeser teilte mit, sie werde heute mit Scholz nach Magdeburg kommen, "um unser tiefes Mitgefühl auszudrücken und den Einsatzkräften zu danken." Faeser hatte zuletzt wiederholt zu Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Konkrete Gefährdungshinweise gebe es aktuell nicht, hatte sie Ende November gesagt.
Bei der Tat - fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche - kamen ein Erwachsener und ein Kleinkind ums Leben. Nach Angaben der Polizei gab es über 60 Verletzte, darunter mehrere Schwerstverletzte. Haseloff sagte, weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden. "Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland", sagte der Ministerpräsident. Am Abend soll es eine Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen vor Journalisten. "Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen", sagte sie sichtlich fassungslos. "Wir werden das alles umfassend aufarbeiten." Stadtsprecher Michael Reif sagte, es sei "ein Anschlag" gewesen.
Große Anteilnahme aus aller Welt - "entsetzliche Attacke"
Bundeskanzler Scholz schrieb auf der Plattform X: "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden." Auch Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) zeigte sich entsetzt und sprach von einem feigen Anschlag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den Rettungskräften und schrieb: "Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen."
Nato-Generalsekretär Mark Rutte kontaktierte nach eigenen Worten Bundeskanzler Scholz und drückte ihm sein Mitgefühl aus. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien", schrieb Rutte auf der Plattform X. "Die Nato steht an der Seite Deutschlands." Die Vereinten Nationen bekundeten ebenfalls ihr Beileid. Man sei schockiert, sagte Stéphane Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte die Attacke. "Meine Gedanken sind heute bei den Opfern der brutalen und feigen Tat in Magdeburg", schrieb sie auf der Plattform X.
Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X, Frankreich teile den Schmerz des deutschen Volks. Er sei zutiefst erschüttert über "den Horror", der den Weihnachtsmarkt heimgesucht habe. Die USA versicherten ihre Solidarität. Die USA seien bereit, Unterstützung zu leisten, hieß es vom Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Der designierte US-Vizepräsident J.D. Vance zeigte sich bei X ebenfalls betroffen: "Was für eine entsetzliche Attacke so kurz vor Weihnachten." Auch Saudi-Arabien verurteilte die tödliche Attacke. "Das Königreich bringt seine Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer zum Ausdruck", schrieb das Außenministerium in einer Mitteilung auf X. In der Stellungnahme erwähnte das Land den Verdächtigen, der aus Saudi-Arabien stammt, nicht.
Eine dpa-Reporterin berichtete kurz nach der Tat, es wimmele auf dem Weihnachtsmarkt von Rettungswagen und Sanitätern. An einer großen Weihnachtspyramide wurden demnach Verletzte versorgt. Mehrere verletzte Menschen wurden weggetragen. Ein Handyvideo soll die Festnahme des Verdächtigen zeigen. In dem Clip ist zu sehen, wie ein Polizist seine Waffe auf den Verdächtigen richtet und ihm zuruft, sich hinzulegen: "Die Hände auf den Rücken!" und "Bleib liegen!" Der Mann legt sich neben einem schwarzen - sichtbar beschädigten - Auto auf den Boden und befolgt die Anweisungen. Schließlich kommt Verstärkung, mehrere Polizisten springen aus dem Einsatzwagen und umkreisen den am Boden liegenden Verdächtigen. Der Polizist weist seine Kollegen an, "nicht so nah ran" zu gehen.
Update vom 20.12.2024, 22.55 Uhr: Zwei Tote nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt - darunter ein Kleinkind
Bei dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Erwachsener und ein Kleinkind. Dies sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Außerdem seien sehr viele Menschen verletzt worden - mindestens 60, davon seien mehrere schwer verletzt worden. Weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden. "Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland", sagte Haseloff.
Bei dem festgenommenen Verdächtigen handele es sich um einen Arzt, der in Bernburg lebe und arbeite. Er sei nach bisherigen Erkenntnissen ein Einzeltäter und war den Behörden nicht als Islamist bekannt. "Nach jetzigem Stand ist es ein Einzeltäter, sodass auch für die Stadt nach jetzigem Ermessen keine weitere Gefahr ausgeht, weil wir ihn festnehmen konnten und jetzt alle Untersuchungen laufen."
Landesinnenministerin Tamara Zieschang sagte, der Mann stamme aus Saudi-Arabien, er sei 2006 erstmals nach Deutschland gekommen und habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Der Täter ist laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast. Ministerpräsident Haseloff dankte auch allen Helfern und Einsatzkräften: "Und mein tiefstes Bedauern und Mitgefühl allen Angehörigen und allen Betroffenen, die auch durch den Schock, selbst wenn sie nicht persönlich betroffen wurden, ganz aus dem Leben gerissen wurden." Es müssten nun alle gemeinsam das Geschehene verarbeiten.
Die Versorgung der Verletzten laufe mit maximalen Kapazitäten und Ressourcen, sagte der CDU-Politiker weiter. "Ich muss sagen, das läuft alles wirklich generalstabsmäßig. Und trotzdem ist immer noch eine nicht abschließend zu bewertende Lage hier zur Kenntnis zu nehmen."
Ursprungsmeldung: Ein Toter und 70 Verletzte nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt - erste Details zu Täter bekannt
Tragödie in Sachsen-Anhalt: Bei einem mutmaßlichen Anschlag mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist am Freitag, 20. Dezember 2024, mindestens ein Mensch getötet worden. Das sagte die Magdeburger Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz. Mehr als 50 Menschen seien verletzt. Ein Autofahrer war in eine Menschengruppe gefahren.
Der Mann sei festgenommen worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Abend aus Regierungskreisen in Sachsen-Anhalt. Nach Angaben von Regierungssprecher Matthias Schuppe handelt es sich "vermutlich um einen Anschlag". Auch Stadtsprecher Michael Reif sagte, nach erstem Stand sei es ein Anschlag. Der festgenommene Verdächtige ist den deutschen Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen etwa 50 Jahre alt sein und aus Saudi-Arabien stammen.
Mutmaßlicher Anschlag in Magdeburg - Verdächtiger nicht als Islamist bekannt
Sirenen überall, Blaulicht, Feuerwehr: Eine dpa-Reporterin berichtete, es wimmele auf dem Weihnachtsmarkt von Rettungswagen und Sanitätern. Es gebe eine deutlich zweistellige Zahl von Opfern. An einer großen Weihnachtspyramide wurden demnach Verletzte versorgt. Mehrere Verletzte wurden weggetragen.
Ein Sprecher des Universitätsklinikums sagte der Deutschen Presse-Agentur, die ersten 10 bis 20 Patienten würden aktuell versorgt. Man stelle sich jedoch auf deutlich mehr Verletzte ein. "Wir rüsten gerade auf", sagte der Sprecher. Intensivbetten stehen bereit. Sämtliche Krankenhäuser in Halle bereiten sich auf einen Massenunfall mit Verletzten vor, sämtliche Rettungshubschrauber im Großraum Halle fliegen in Richtung Magdeburg. "Der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt ist geschlossen", teilte die Polizei mit. Er befindet sich auf dem Alten Markt, direkt am Rathaus in der Nähe der Elbe. Unweit davon liegt ein großes Einkaufszentrum. Auf der Plattform X wurden am Abend Videos veröffentlicht, in denen zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen waren.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) reagierte mit Entsetzen auf das Geschehen. "Das ist ein furchtbares Ereignis, gerade jetzt in den Tagen vor Weihnachten", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er wolle sich jetzt selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen und sei im Auto auf dem Weg nach Magdeburg. Zu Opfern und Hintergründen des Geschehens konnte Haseloff zunächst keine Angaben machen.
"Bange Stunden" - Politiker schockiert nach mutmaßlichem Anschlag
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte zuletzt wiederholt zu Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Konkrete Gefährdungshinweise gebe es zwar aktuell nicht, sagte die SPD-Politikerin Ende November. "Aber wir haben angesichts der abstrakt hohen Bedrohungslage weiter Grund zu großer Wachsamkeit und konsequentem Handeln für unsere Sicherheit." Bundeskanzler Olaf Scholz hat (SPD) schrieb auf der Plattform X: "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden." Der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, äußerte sich ebenfalls auf der Plattform:. "Welch furchtbare Nachrichten aus Magdeburg, wo Menschen die Adventszeit in Frieden und Gemeinschaft verbringen wollten."
Auch der FDP-Vorsitzende Christian Lindner ist bestürzt über den mutmaßlichen Anschlag. "In Magdeburg wurden viele Menschen Opfer eines tödlichen Anschlags", schrieb Lindner bei X. "Die Bilder haben mich schockiert. Ich denke an die Opfer, ihre Familien und die Einsatzkräfte vor Ort."
Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden zwölf Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde. Nach dem mutmaßlichen Anschlag in Magdeburg ist die Polizei in anderen Städten mit Weihnachtsmärkten besonders achtsam. In Stuttgart sagte ein Polizeisprecher, die Polizeikräfte seien vor Ort sensibilisiert worden. In Berlin sagte ein Sprecher, man habe die Beamten aufgerufen, ein erhöhtes Augenmerk auf Weihnachtsmärkte zu richten.