22 Länder haben angekündigt die Kernkraft ausbauen. Auch die CDU will sich in ihrem neuen Grundsatzprogramm zur Atomenergie bekennen. Ist Atomkraft eine mögliche Lösung im Kampf gegen den Klimawandel?
In Deutschland sind die letzten Atomkraftwerke 2023 vom Netz gegangen - Industriestaaten wie die USA und Frankreich sehen darin hingegen die Zukunft. Sie planen die Nutzung von Kernenergie bis zum Jahr 2050 massiv auszubauen.
Der Grund: Anders seien die Klimaziele nicht zu erreichen. Wie nachhaltig Atomkraft wirklich ist.
Warum wollen einige Staaten auf Atomkraft setzen?
Industrienationen wie Kanada, Frankreich, Japan und die USA wollen zum Wohle des Klimas die Energieerzeugung aus Atomkraft deutlich hochschrauben. Bis zum Jahr 2050 sollten die Kapazitäten verdreifacht werden, hieß es in einer auf der Weltklimakonferenz veröffentlichten Erklärung. Man halte fest, dass Atomkraft eine Schlüsselrolle dabei spiele, bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen und das 1,5-Grad-Ziel, mit dem die Weltgemeinschaft die schlimmsten Folgen der Erderwärmung verhindern will, im Rahmen des Möglichen zu halten.
Hat Deutschland die Erklärung auch unterschrieben?
Nein, und das ist auch wenig verwunderlich. Deutschland hatte im April 2023 die letzten drei Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland abgeschaltet und somit den Atomausstieg vollzogen. Die ehemaligen Kraftwerke werden nun zurückgebaut.
Doch auch in Deutschland werden immer wieder Stimmen laut, die Atomkraft befürworten. In einem ersten Entwurf für das neue CDU-Grundsatzprogramm heißt es etwa, Deutschland könne zurzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten. Man wolle auf «Kernkraftwerke der vierten und fünften Generation» setzen, also Reaktortypen auf neuestem Stand, die sicherer, effizienter und sauberer sein sollen.
Ist Atomkraft denn nicht ohnehin sauberer und nachhaltiger als andere Energieformen?
Dem Umweltbundesamt (Uba) zufolge ist die Technologie nicht nachhaltig. Ein Grund ist die Wasserfrage, die von zentraler Bedeutung für den sicheren und effizienten Betrieb von Atomkraftwerken ist. «Dieser hohe Bedarf an Kühlwasser kann schlecht für die Umwelt sein, oder in Verbindung mit Hitzewellen und Klimawandel den Betrieb einschränken», mahnt das Uba. «In Zeiten von Hitzewellen oder Dürren kann die Wasserverfügbarkeit für Kühlzwecke eingeschränkt sein, was zu Problemen bei der Kühlung führen kann. Solche Extremereignisse werden durch den Klimawandel aber immer häufiger auftreten.» In Frankreich, wo ein Großteil der Kernreaktoren mit Flusswasser gekühlt wird, war es in den vergangenen Jahren bereits vermehrt zu Ausfällen gekommen.
Außerdem verursacht der Uranabbau laut Uba erhöhte Uran- und Radiumbelastung in Gewässern und kleinen Teilen von Gestein. Radioaktiver Staub und Radongas gefährden Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Anwohnerinnen und Anwohner von Uranminen.