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Krise in der Autobranche: Auch Bosch-Tochter Etas streicht Stellen - ein Standort liegt in Bayern


Autor: Stefan Lutter, Agentur dpa

Deutschland, Freitag, 06. Dezember 2024

Der Krisendruck in der Automobilindustrie wirkt sich weiter negativ auf die Beschäftigten in der Branche aus. Jetzt hat ein in mehreren Bundesländern, darunter auch Bayern, tätiges Tochterunternehmen von Autozulieferer Bosch Stellenkürzungen vermeldet.


Der Krise im Automobilsektor trifft auch den Zulieferer Bosch hart. Pläne für eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl wurden nun bei einer auf Software spezialisierten Tochterfirma bekannt. In Stuttgart teilte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa ) mit, dass die Bosch-Tochter Etas in den kommenden drei Jahren weltweit bis zu 400 Stellen streichen wird. 

Wie viele Arbeitsplätze in Deutschland davon betroffen sind, bleibt derzeit noch offen, da es von den Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern abhängt. Diese Sparmaßnahmen betreffen etwa jeden achten der global rund 3100 Mitarbeiter von Etas. Von diesen arbeiten laut dem Unternehmen mehr als die Hälfte, etwa 1650, in Deutschland. Dass die Bosch-Sparpläne den Software-Bereich des Unternehmens besonders hart trifft, wurde bereits im November berichtet. Demnach sei der Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions von den Kürzungen am stärksten betroffen, der zum Beispiel für Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren zuständig ist. 

Bosch plant Stellenabbau bei Software-Tochter Etas 

Etas ist in Deutschland an sechs Standorten tätig: Stuttgart-Feuerbach (Baden-Württemberg), Abstatt (Baden-Württemberg), Hildesheim (Niedersachsen), Bochum (Nordrhein-Westfalen), Berlin und München (Bayern). Die "Heilbronner Stimme" hatte zuvor über diese Pläne berichtet.

Grund für die Abbaupläne ist die Krise in der Autoindustrie. Insbesondere ist die Nachfrage nach intelligenten Fahrerassistenzsystemen geringer als erwartet, wodurch viele entsprechende Projekte pausiert werden. Das Unternehmen strebt an, den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.

Eine Mitte 2023 geschlossene Vereinbarung bei der Bosch-Tochtergesellschaft, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausschließt, bleibt bestehen.

499 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2023

Etas spezialisiert sich auf die Entwicklung sogenannter Basissoftware für verschiedene Autohersteller und Zulieferer, bietet jedoch auch Cybersecurity-Lösungen für Fahrzeuge an. Die zu 100 Prozent Bosch gehörende Tochtergesellschaft mit Hauptsitz in Stuttgart erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von 499 Millionen Euro.

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Seit über einem Jahr verkündet der Technologiekonzern Bosch fortlaufend Stellenabbaupläne. Bis Ende 2032 könnten weltweit über 12.000 Arbeitsplätze wegfallen, davon rund 7000 in Deutschland. Der Großteil dieser Stellenverluste betrifft die Zuliefersparte, doch auch andere Bereiche wie die Werkzeugsparte sind betroffen. In mehreren deutschen Bosch-Standorten kam es zuletzt zu Protesten gegen die geplanten Einsparmaßnahmen.

Um die Betriebskosten zu senken, verfolgt Bosch nicht nur den Abbau Tausender Stellen, sondern auch die Einführung einer kürzeren Wochenarbeitszeit für viele Mitarbeiter in Deutschland. Insgesamt sind rund 10.000 Beschäftigte betroffen, unter anderem an den Standorten Abstatt, Holzkirchen, Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen, Hildesheim, Leonberg, Renningen, Schwäbisch Gmünd und Gerlingen-Schillerhöhe, erklärte eine Unternehmenssprecherin.

Schwache Nachfrage nach E-Autos

Bosch zählt zu den bedeutenden Arbeitgebern in der Region Franken mit Standorten unter anderem in Bad Neustadt, Lohr, Schweinfurt, Haßfurt, Bamberg, Volkach und Würzburg. Zumindest für Bamberg bestehen aktuell keine Pläne für den Abbau von Arbeitsplätzen und für Restrukturierungen, versicherte ein Sprecher auf Anfrage von inFranken.de.

Im Frühjahr dieses Jahres hatte der Industrieriese Bosch Rexroth angekündigt, 240 Stellen in Volkach und Schweinfurt streichen zu wollen. Die Nachricht sorgte für Bestürzung: Der Personalabbau sei "bitter" und "schmerzt sehr", betonte Reiner Gehring von der IG Metall Schweinfurt damals in einem öffentlichen Statement. Auch der Betriebsratsvorsitzende von Bosch Rexroth, Sebastian Schierling bezeichnete die Maßnahme als "völlig überraschend". Mittlerweile sollen sich die Pläne allerdings geändert haben. 

Die Automobilbranche befindet sich aufgrund der schwachen Wirtschaftslage in einer Krise und leidet unter der niedrigen Nachfrage, vor allem im Bereich der Elektrofahrzeuge. Bei Volkswagen sind Lohnkürzungen, Werksschließungen und der Abbau von Arbeitsplätzen im Gespräch. Die IG Metall reagiert mit Warnstreiks darauf. Bei Ford in Deutschland sollen bis 2027 weitere 2900 Stellen abgebaut werden. Auch Zulieferer wie ZF, Continental und Schaeffler planen den Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen. sl/mit dpa

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