Kommission will Steuergelder für Dieselnachrüstungen - VW präsentiert Rekordzahlen

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Der Auspuff eines VW. Bei den zugesagten freiwilligen Updates von Abgas-Software zur Vermeidung von Fahrverboten sind die Autobauer bisher nur mäßig vorangekommen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Der Auspuff eines VW. Bei den zugesagten freiwilligen Updates von Abgas-Software zur Vermeidung von Fahrverboten sind die Autobauer bisher nur mäßig vorangekommen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Wegen des Diesel-Skandals sollen wohl Steuergelder für Nachrüstungen ausgegeben werden. VW präsentiert derweil neue Rekordzahlen.

Wie sollte man im Diesel-Skandal weiter vorgehen? Wie kann man für eine sauberer Luft in den Städten sorgen? Drängende Fragen - auf die es wohl keine einfache und schnelle Antworten geben wird. Denn sicher scheint: Egal wie, es wird teuer. Doch wer soll die Kosten tragen? Erst im Laufe der vergangenen Tage hatte die Diskussion um einen kostenlosen Nahverkehr hohe Wellen geschlagen.

Nach Informationen des BR und der Süddeutschen Zeitung will eine Expertenkommission des Verkehrsministeriums notwendige Hardware-Nachrüstungen mit Steuergeldern fördern. Die Kosten dafür allein auf die Autobauer abzuwälzen, erscheine aufgrund rechtlicher Probleme schwierig. Das Verständnis dafür hält sich naturgemäß in Grenzen.


SPD nimmt Autobauer in die Pflicht


So drängt die SPD auf eine Kostenbeteiligung der Autobauer bei Nachbesserungen an Motoren älterer Diesel. "Wer allgemeine Fahrverbote für Dieselfahrzeuge verhindern will, der kommt an der technischen Umrüstung nicht vorbei", sagte SPD-Faktionsvize Sören Bartol am Freitag. Viele Besitzer älterer Autos hätten nicht das Geld für einen Neuwagen. "Wer glaubt, dass die Industrie sich bei der Übernahme der Kosten für die Umrüstung komplett in die Büsche schlagen kann, ist auf dem Holzweg", sagte Bartol. "Die Finanzierung darf nicht allein beim Steuerzahler und Verbraucher hängen bleiben."

Die ARD zitiert den Geschäftsführer des Städtetags, Helmut Dedy, mit den Worten: "Ich habe den Eindruck, dass sich die Autoindustrie nicht in der Verantwortung sieht. Und das ist eindeutig falsch. Ob sie juristisch verantwortlich ist, das ist für mich eigentlich nachrangig. Die Bundesregierung muss mit der Autoindustrie sprechen und ihr sagen, das ist ein Problem, das ihr verursacht habt. Und ihr seid diejenigen, die dafür gerade stehen müssen. [...] Ich sehe auch bei der Hardwarenachrüstung die Autohersteller in der Pflicht."


Autobauer lehnen Umrüstungen ab


In ihrem Koalitionsvertrag haben SPD und Union vereinbart, solche Umrüstungen direkt an den Motoren - "soweit technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar" - zu prüfen. Hintergrund sind Zweifel daran, dass von den Autobauern zugesagte neue Abgas-Software für zusätzliche 2,8 Millionen Diesel die Schadstoffbelastung genug reduzieren kann, um Grenzwerte einzuhalten. Die Branche lehnt Hardware-Umrüstungen unter anderem mit Verweis auf zu hohe Kosten ab.


VW mit Rekordabsatz - profitiert die Marke sogar vom Dieselskandal?


Wie ein Schlag ins Gesicht mutet da der eine Mitteilung von Volkswagen an, die am Freitag neue Rekordzahlen verkündeten. Weltweit lieferten die Wolfsburger im Januar mit 898 700 Stück rund 10,1 Prozent mehr Autos und Nutzfahrzeuge an die Kunden aus als im Vorjahresmonat, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. "Das ist der beste Jahresstart in der Geschichte des Volkswagen-Konzerns", sagte Konzern-Vertriebschef Fred Kappler am Freitag. In allen Regionen sei die Zahl der Auslieferungen spürbar gestiegen.

In Deutschland erwischte Volkswagen einen guten Jahresstart - auch weil im Vorjahr die Dieselaffäre noch den Absatz belastet hatte. Insgesamt 97 900 Fahrzeuge wurden im Januar auf dem Heimatmarkt ausgeliefert, 7,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zudem trugen die Premiumtochter Audi sowie der spanische Autobauer Seat mit Zuwächsen von je gut einem Fünftel zu dem Plus bei. Audi hatte im Vorjahr einen schwachen Start in China gehabt. Auch die Lastwagen-Marken Scania und MAN erholten sich im Januar mit deutlichen Pluszeichen.


Umtauschprämie für Diesel steigert Absatz


Den Erfolg in Deutschland begründete der Konzern auch mit der Umtauschprämie für alte Diesel mit der Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4, die zwischen August und Ende Januar bereits rund 150 000 Kunden genutzt hätten. Wegen der starken Nachfrage hatten die Konzernmarken VW, Audi, Seat, Skoda und VW Nutzfahrzeuge den Bonus für Altautos bis zum 31. März 2018 verlängert. Volkswagen, Daimler, BMW und Opel hatten ihren Kunden außerdem kostenlose Updates an der Steuersoftware von potenziell bis zu 5,3 Millionen Autos der Schadstoffnormen Euro 5 und 6 zugesagt.

In den USA lieferte Volkswagen im Januar 44 300 Autos aus - ein Plus von 6,7 Prozent. In Europa kletterte der Absatz um 5,5 Prozent auf 332 600 Fahrzeuge, in Russland um 20,8 Prozent auf 11 900 und in Brasilien gar um 45,5 Prozent auf 28 100 Stück. Wichtigster Einzelmarkt war erneut China, wo die Zahl der Auslieferungen um 15,9 Prozent auf 398 600 Fahrzeuge anstieg.