Die Berliner SPD fordert mit öffentlichen Geldern produzierte Pornos, um Gleichstellung und Bildung zu dienen. Diese sollen dann auch bei ARD und ZDF zu finden sein. Warum kommt erst jetzt jemand auf diese Idee?
Feministische Pornos mit öffentlichen Mitteln finanzieren? Der Vorschlag dürfte viele erst einmal scharf einatmen lassen. Der Weg zum empörten Widerspruch ist da nicht weit.
Spätestens auf den zweiten Blick erscheint der Vorschlag der Berliner SPD sehr sinnvoll: Aufklärung findet heutzutage für viele Jugendliche teilweise durch pornografische Inhalte im Internet statt. Die Inhalte sind kostenlos und einfach zugänglich und dienen als Vorbild. Jugendliche, denen persönliche Erfahrung als Vergleichsmaterial fehlt, nehmen das gezeigte ernst und versuchen, sich daran zu orientieren.
Was also tun? Laut "Por-No!" rufen hilft wohl wenig weiter. Pornos zu verbieten ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Ein Blick in die Geschichte der Pornografie, die ja nicht erst seit dem Internet ein Massenphänomen ist, zeigt, dass solch ein Bemühen bloße moralistische Geste bleibt. An der Realität ändert es wenig, verbessern wird es diese schon gar nicht.
Frauen wie Sexpuppen
Pornos sind zudem nicht gleich Pornos. Daher ist es natürlich richtig, dass es Unmengen an pornografischem Material gibt, das ein völlig unrealistisches und schädliches Bild von Sex zeigt: Stets willige Frauen und immer bereite Männer, die stundenlang aufeinander herumturnen und mehr Leistungssport als Sex zeigen. Männer sind in aller Regel dominante Supermänner, die mit riesigen Genitalien auf unterwürfige und perfekt hergerichtete Frauen treffen. Da wird nicht geschwitzt, da wird nichts schmutzig, Körperflüssigkeiten haben nur Männer und Frauen wirken so eher wie Sexpuppen. Und es geht unglaublich ernst zur Sache. Lachen beim Sex? Noch nie gesehen.
Die Objektivierung von Frauen und ein völlig absurdes Körperbild sind sicherlich kein Vorbild für Jugendliche. Umso mehr braucht es eine Gegenbewegung. Und hier greift auch der Vorschlag der Berliner SPD: Jugendlichen (und Erwachsenen) zeigen, dass Sex anders abläuft und weder herabwürdigend sein sollte noch ein Wettbewerb ist. Dass Sex und Lust in einem Raum von Konsens und Gleichberechtigung stattfinden. Das können feministische Pornos leisten: Sie zeigen weibliche Lust in einem sexpositiven Umfeld und eine Vielzahl von sexuellen Praktiken in lustvollen Stellungen, ohne Menschen abzuwerten oder zu entwürdigen. Oft sind Frauen an der Produktion beteiligt und zwar hinter Kamera als Regisseurinnen und Produzentinnen. Bei den Darstellern variieren nicht nur Körpertypen und Alter, sondern eben auch bei sexueller Orientierung und Ethnien.
Die Forderung, feministische Pornos zu fördern, heißt aber auch, Sex aus der Schmuddelecke zu holen und gesellschaftliche Doppelmoral anzugehen.