Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat eine drastische Forderung ausgesprochen: Leute, die ihrem Arzttermin ohne Absage fernbleiben, sollen eine Ausfallgebühr entrichten - auf Kosten der Krankenkassen. Darauf folgte Gegenwind.
Sieben von zehn Arztpraxen beklagen Probleme mit verpassten Terminen ihrer Patienten. Bei 40 Prozent der betroffenen Praxen geht es um 5 bis 10 Prozent aller Termine, zu denen Patienten nicht erscheinen. Das geht aus einer Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, über die die Neue Osnabrücker Zeitung am Donnerstag (3. August) berichtete. In zahlreichen Praxen liege der Anteil sogar bei 10 bis 20 Prozent.
Es sei mehr als ärgerlich, wenn Patienten Termine buchen und diese einfach verstreichen lassen, beklagte KBV-Chef Andreas Gassen - und handelte sich damit den Vorwurf der versuchten Abzocke ein. "Die Termine sind geblockt und stehen dann für andere Patienten nicht zur Verfügung."
Gassen fordert Ausfallzahlung - Krankenkassen sollen dafür aufkommen
Um den Schaden zu begrenzen, erneuerte Gassen die Forderung der Bundesvereinigung nach einer "von den Kassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann nicht wahrnehmen".
"Es ist nicht nur ärgerlich, wenn Patienten Termine in Praxen buchen und diese einfach verstreichen lassen", sagte Gassen. "Praxen können Termine ja nicht zweimal vergeben." Die Termine seien geblockt und stünden dann für andere Patienten nicht zur Verfügung. Lächerlich seien von daher Forderung nach schnelleren und mehr Terminen. "Angemessen wäre vielmehr eine von den Kassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann nicht wahrnehmen."
Der Spitzenverband der Krankenkassen wies die Forderung umgehend zurück. "Ein immer tieferer Griff in die Taschen der Beitragszahlenden löst keine Probleme", sagte Helge Dickau vom GKV-Spitzenverband der dpa.
Wartezeit auf Arzttermine teilweise sehr lang - lieber eine Ausgleichszahlung für Wartende?
"Stattdessen wäre es nur ein weiterer Zusatzverdienst für eine Berufsgruppe, die schon jetzt zu den Spitzenverdienern gehört." Dickau sagte: "Wie wäre es denn mit einem finanziellen Ausgleich für Patientinnen und Patienten, die viele Stunden Lebenszeit in Warteschleifen und Wartezimmern ärztlicher Praxen verbringen?"
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz sparte nicht mit Kritik an Deutschlands oberstem Kassenarzt. "Der Kassenärztechef sollte sich zunächst um die Überprüfung der Präsenzzeiten seiner Mitglieder kümmern", sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. "Schließlich ist die mangelnde Erreichbarkeit für Patientinnen und Patienten das größte Problem."
Die Strafgebühr sollten nicht die Kassen, sondern die Patienten selbst zahlen müssen, die scheinbar dann doch nicht soooo krank sind, wenn sie vergessen zum Arzt zu gehen....
25 Euro pro Nichterscheinen und ab dem 3. Mal 50 Euro!
Es ist unverschämt und asozial, Termine zu blockieren und andere, die den Termin dringend bräuchten, müssen ewig warten
Eine Strafgebühr wird das Problem nicht lösen. Facharzttermine brauchen in der Regel wochenlange Vorlaufzeiten - aber nur für gesetzlich Versicherte, Privatpatienten konnen deutlich früher dran. Oft gibt es sogar zwei Wartezimmer - für privat und gesetzlich. Damit soll die unterschiedliche Abfertigung der beiden Gruppen vertuscht werden. Trotz Termin werden private Patienten gerne zwischen geschoben und man warten ewig. Aus der Not bucht bei mehreren Ärzten einen Termin - da kann es schon mal vorkommen, dass man vergisst abzusagen