Kanzler Scholz mit gewaltigem Vorstoß: Was ist der "Deutschland-Pakt" und worauf zielt er ab?

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Haushaltsdebatte im Bundestag
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), spricht bei der Generaldebatte des Bundestags.
Haushaltsdebatte im Bundestag
Kay Nietfeld/dpa
Digitalisierung der Verwaltung - Scholz stellt neuen "Deutschland-Pakt" vor
Im Ausbildungsbürgeramt hängen alte Stempel aus Holz.
Digitalisierung der Verwaltung - Scholz stellt neuen "Deutschland-Pakt" vor
Sebastian Gollnow/dpa

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angekündigt, die Modernisierung Deutschlands schnell vorantreiben zu wollen. Noch 2023 sollen Gesetze verabschiedet werden, die unter anderem weniger Bürokratie, großflächige Digitalisierung und mehr Chancen für Start-ups bedeuten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Ländern, Kommunen und der demokratischen Opposition einen "Deutschland-Pakt" zur Modernisierung des Landes vorgeschlagen - und das, nachdem zuerst eine Kürzung der Fördergelder für Kommunen in Bayern angekündigt wurde.

Alle staatlichen Stellen sollten mehr Tempo und Mut zeigen, um das Land von Grund auf schneller, moderner und sicherer zu gestalten, heißt es in einem Positionspapier zur Generaldebatte am Mittwoch (6. September 2023) im Bundestag. "Tempo statt Stillstand, Handeln statt Aussitzen, Kooperation statt Streiterei. Das ist das Gebot der Stunde!", so Scholz.

"Mehltau aus Bürokratismus" - Scholz stellt Modernisierungsplan vor

"Zu viel ist in den vergangenen Jahren auf die lange Bank geschoben worden", kritisierte Scholz. "Die Bürgerinnen und Bürger sind diesen Stillstand leid. Und ich bin es auch", betonte er. "Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung. Also lassen Sie uns unsere Kräfte bündeln."

Nur gemeinsam lasse sich der Mehltau aus Bürokratismus, Risikoscheu und Verzagtheit abschütteln, der sich über Jahre hinweg auf das Land gelegt habe. Die Menschen wollten, dass Deutschland wieder ordentlich funktioniere. "Immer, wenn ich in den letzten Monaten in Deutschland unterwegs bin, höre ich die Botschaft: Sorgt dafür, dass wir unser Land auf Vordermann bringen und dass wir schneller werden, unkomplizierter, und weniger bürokratisch", sagte Scholz

Um Genehmigungsverfahren stark zu beschleunigen, sollen Bund und Länder demnach ein umfassendes Paket an Maßnahmen erarbeiten und noch in diesem Jahr auf den Weg bringen. Dazu gehörten eine Beschleunigung des allgemeinen Verfahrensrechts, eine Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und Vereinfachungen beim Wohnungsbau. Auch Großraum- und Schwertransporte sowie wichtige Straßen- und Schienenprojekte sollen vereinfacht werden.

Digitalisierung und Vereinfachung - Ziele des "Deutschland-Pakts"

Das Onlinezugangsgesetz werde die flächendeckende Digitalisierung vorantreiben. 15 Leistungen, die für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen besonders wichtig seien, sollten bis Ende 2024 digital zur Verfügung stehen. Dazu gehöre die Ummeldung des Wohnsitzes, das digitale Beantragen des Wohngeldes, des Führerscheins, des Personalausweises, des Elterngeldes sowie des Bürgergeldes. Auch die Anmeldung eines Unternehmens und einer Handwerksgründung sollten online erfolgen können.

Neue Impulse setze der "Deutschland-Pakt" mit dem Wachstumschancen-Gesetz, das ein Volumen von mehr als 32 Milliarden Euro habe, heißt es in dem Papier weiter. Mit dem Klima- und Transformationsfonds werde der Bund Investitionen in klimaneutrale Produktion und die Versorgung Deutschlands und Europas mit strategisch wichtigen Technologien und Rohstoffen sicherstellen.

Zudem müsse es einfacher werden, Start-ups zu gründen und erfolgreich zu machen. Dazu werde das Zukunftsfinanzierungsgesetz die Rahmenbedingungen für Start-Ups und Wachstumsunternehmen verbessern.

Bürokratie als großes Problem in Deutschland - Scholz will etwas dagegen tun

Auch das neue Gesetz für eine leichtere Einwanderung von Fachkräften soll nun weiter beschleunigt werden, indem die Verfahren dafür digital ablaufen und nicht an der Bürokratie scheitern. Gleichzeitig soll "irreguläre" Einwanderung besser gesteuert und Abschiebungen sollen schneller durchgeführt werden.

Der Begriff "Deutschland-Pakt" ist nicht unbelastet. Unter dem Schlagwort haben rechtsextreme Parteien in Deutschland vor fast 20 Jahren gemeinsame Sache gemacht. Im Jahr 2005 vereinbarten die Parteien NPD und DVU miteinander, bei Wahlen in den Bundesländern nicht zugleich antreten und sich stattdessen gegenseitig unterstützen zu wollen. Kandidaten der einen Partei konnten auf Kandidatenlisten der anderen auftauchen. Damit sollten Wähler und Wählerinnen vom rechten Rand gebündelt werden.