EU-Politik auf dem Teller: Wieso ein Verbot pflanzlicher Produktnamen gerade Deutschlands Firmen und Kunden besonders treffen würde. Die Verhandlungen gehen in eine entscheidende Phase.
Begriffe wie «Tofu-Wurst», «Soja-Schnitzel» oder «Veggie-Burger» könnten bald der Vergangenheit angehören. Denn die vom EU-Parlament geforderten Verbote für solche Begriffe könnten am heutigen Mittwoch von Unterhändlern des Parlaments und der EU-Staaten beschlossen werden.
Die EVP-Fraktion, zu der auch CDU und CSU gehören, hatte den Vorstoß im EU-Parlament eingebracht. Deutsche Unionsabgeordnete stimmten in einer ersten Verhandlungsrunde mit wenigen Ausnahmen zwar gegen ein Verbot – eine ausreichende Mehrheit gab es aber trotzdem. Begründet wird die Änderung damit, Verbraucher und Landwirte zu schützen.
Konkret sollen Begriffe wie «Steak», «Schnitzel», «Burger» und «Wurst» nur noch für Tierprodukte verwendet werden dürfen. Bislang dürfen solche Begriffe sowie andere typische Bezeichnungen für Fleischprodukte auch für pflanzliche Alternativen verwendet werden.
Deutschland könnte überstimmt werden
Damit ein Verbot in Kraft treten kann, muss auch eine ausreichende Mehrheit der EU-Staaten zustimmen. Obwohl sich Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) bereits gegen ein Verbot ausgesprochen hat, ist eine Mehrheit für Einschränkungen nicht ausgeschlossen. Das Verbot könnte also gegen den expliziten Willen Deutschlands beschlossen werden.
Aus Kreisen der EU-Staaten heißt es, man wolle keine ungewollten Konsequenzen für Unternehmen erzeugen. Auf die Frage, ob für die EU-Staaten ein Verbot in den Verhandlungen eine rote Linie darstellen würde, heißt es lediglich, man sei grundsätzlich für den Kommissionsvorschlag. In diesem war kein Verbot für Begriffe wie «Burger» und «Wurst» vorgesehen.
Deutsche Unternehmen gegen Verbot
Für deutsche Konzerne wäre ein Verbot eine schlechte Nachricht. Deutschland ist nach Angaben von Wirtschaftsvertretern der größte Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa.
Firmen müssten Produkte umbenennen und könnten sie womöglich nicht mehr so einfach vermarkten. Mehrere Handelsunternehmen – darunter die Discounter Aldi Süd und Lidl, die Burgerkette Burger King sowie Hersteller wie Beyond Meat – haben sich in einem gemeinsamen Brief dagegen ausgesprochen.