"Hat er sich offensichtlich gar nicht angeschaut": Experten sprachlos nach Lauterbach-Tweet

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Karl Lauterbach pries auf Twitter eine Studie zum Maskentragen an. Diese sei laut Experten jedoch von zweifelhafter Qualität ...
Virologe teilt gegen Lauterbach aus: "Sollte keine Arzt-Zulassung haben"
Michael Kappeler (dpa)

Mit diesem Tweet könnte er Maskengegnern erneut Munition geliefert haben: Karl Lauterbach teilte auf Twitter eine amerikanische "Mega-Studie", die eigentlich die Wirksamkeit von Masken im Zusammenhang mit Corona bescheinigen sollte. Das Problem: Experten zufolge sei diese "von unterirdischer Qualität".

Es ist bekannt, dass Karl Lauterbach nachts gern Studien liest, auswertet und seine Erkenntnisse mit der Netzwelt teilt - so auch Ende Juli, als der Bundesgesundheitsminister einen Beitrag auf seinem "privaten" Twitter-Account veröffentlichte.

Darin verlinkte er eine Studie über die Wirksamkeit von Masken gegen Corona. „Für alle, die noch immer im Unklaren sind, ob Masken gegen Covid schützen: hier eine neue amerikanische Mega-Studie, die über 1.700 Studien auswertet. Der Nutzen der Masken ist sehr groß, unumstritten und gilt für viele Bereiche", kommentierte Lauterbach in seinem Post. Doch genau der brachte ihm jetzt scharfe Kritik von internationalen Gesundheitsexperten ein.

Wissenschaftler vermutet: "Lauterbach hat sich die Arbeit offensichtlich gar nicht angeschaut"

Wie der Medizinstatistiker Gerd Antes gegenüber FOCUS online berichtete, seien von den angeblichen 1700 Studien, die in der "Mega-Studie" ausgewertet sein sollen, lediglich 13 tatsächlich in die Endanalyse eingeflossen. Schon in der Vorauswahl seien die meisten Studien gescheitert, da man sie als nicht qualifiziert eingestuft hätte. Von allen Studien schafften es 61 in die engere Auswahl, von denen final dann nur 13 für die Analyse verwendet wurden. Die Anzahl der Corona-Patienten, die aussagekräftige Werte lieferten, läge demnach bei gerade einmal 243 Personen.

Bereits in der Einleitung der Studie - wissenschaftlich "Abstract" genannt - wird dies offenbar. "Ein Klick und ein Blick in die Studie" würden daher ausreichen, um das zu erkennen. Daher äußert der Experte die Vermutung, dass "Lauterbach sich die Arbeit offensichtlich gar nicht angeschaut habe". Außerdem handle es sich bei der Studie um eine Pre-Print-Studie, wie t-online berichtete. Das bedeutet, dass die Studie noch nicht von Fachleuten bewertet worden ist. 

"Offensichtlicher Müll": Irischer Epidemiologe über Post erstaunt

Antes, der Professor an der Universität Freiburg ist, bezeichnete Lauterbachs Aussagen demzufolge als "indiskutabel" und warf der Studie vor, "von unterirdischer Qualität" zu sein. Doch nicht nur dem Experten aus Deutschland ist Lauterbachs Fettnäpfchen aufgefallen. Auch von internationaler Seite wird harsche Kritik geübt. Darren Dahly, ein irischer Epidemiologe, äußerte sich ebenfalls auf Twitter. Es sei "ziemlich erstaunlich, dass Deutschlands Bundesgesundheitsminister nicht sehen kann, dass diese Preprint-Studie offensichtlicher Müll ist."

Beide Experten betonten, dass ihre Kritik sich auf Lauterbachs Handlungsweise beschränke, nicht auf die Maskenpflicht per se. Es dauere laut Antes im Schnitt zwei bis drei Stunden, bis man eine umfangreiche Studie gelesen hätte. Wie die Welt schreibt, werfe er Lauterbach nicht vor, für diese Lesearbeit keine Zeit zu haben. "Viel mehr aber, dass er sich dann dazu so ungefiltert äußert." Die Wissenschaftler befürchten nun, dass Maskengegner solche Tweets von Lauterbach als Anlass zur Hetze nehmen könnten.

Lesetipp: Es ist nicht das erste Mal, dass Lauterbach mit seinen Tweets für Aufregung und Verwirrung sorgt: Erst kürzlich postete Lauterbach verwirrende Aussagen zur vierten Corona-Impfung.