Druckartikel: Galeria Karstadt Kaufhof ist schon wieder insolvent - doch Chef spricht von "Befreiungsschlag"

Galeria Karstadt Kaufhof ist schon wieder insolvent - doch Chef spricht von "Befreiungsschlag"


Autor: Agentur dpa, Redaktion

Essen, Dienstag, 09. Januar 2024

Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut Insolvenz. Es ist das dritte Mal innerhalb weniger Jahre. Was mit den gut 90 Warenhäusern und mehr als 15.000 Beschäftigten passiert, ist unklar. Trotzdem zeigt sich die Chefetage optimistisch.
Die Beschäftigten von Galeria - auch in Franken - müssen erneut um ihre Jobs bangen.


Die angeschlagene Kaufhaus-Kette Galeria Karstadt Kaufhof hat beim Amtsgericht Essen erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag (9. Januar 2024) in Essen mit. Galeria sucht demnach einen neuen Eigentümer. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, Ziel sei die Fortführung von Galeria.

Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein."

Galeria zum dritten Mal binnen weniger Jahre insolvent - Hintergrund ist Signa-Pleite

Für GKK ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren. Vorausgegangen war die Schieflage des Mutterkonzerns Signa. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des österreichischen Unternehmers René Benko Insolvenz angemeldet - darunter die Signa Retail Selection AG, zu der GKK gehört. Sie hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von GKK bedeutet.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte erst Ende 2022 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu. Signa hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fließen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar.

Ob GKK mit der Zahlung rechnen kann, ist weiter unklar. Der österreichische Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze von der Gläubigerschutzorganisation KSV1870 geht nicht davon aus. Er kenne jedoch die entsprechenden Zahlungsvereinbarungen nicht, betonte Götze, dessen Organisation im Gläubigerausschuss der Holding-Insolvenz vertreten ist. Der Insolvenzverwalter von Signa Holding wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.

Galeria Karstadt Kaufhof stellt Insolvenzantrag - mehr als 15.000 Jobs bedroht

Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht. Galeria betreibt aktuell 92 Warenhäuser und beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 15.000 Menschen. Bereits im März des vergangenen Jahres kündige der Konzern an, bis Januar 2024 52 Warenhäuser schließen zu wollen. Auch Franken war davon betroffen. Während in Nürnberg eine Kaufhof- und eine Karstadt-Filiale geschlossen wurden, stand der Bamberger Galeria-Standort nicht auf der Liste der Schließungen.

Was die neue Insolvenzanmeldung für die Beschäftigten bedeutet, lässt sich noch nicht sagen. Der Gesamtbetriebsrat war zunächst nicht für ein Statement zu erreichen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wird den Beschäftigten Insolvenzgeld zahlen. "Die BA hat nach intensiven Beratungen mit dem Unternehmen und einer detaillierten Prüfung der Voraussetzungen festgestellt, dass bei einer erneuten Insolvenzeröffnung die Beschäftigten Insolvenzgeld erhalten können", heißt es in einer Mitteilung der Behörde vom Dienstag. Auch während des letzten Insolvenzverfahrens hatte die Bundesagentur für Arbeit den Galeria-Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld gezahlt.

Die Bundesagentur für Arbeit wird den Beschäftigten der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenzgeld zahlen, wenn das am Dienstag beantragte Insolvenzverfahren eröffnet wird. "Die BA hat nach intensiven Beratungen mit dem Unternehmen und einer detaillierten Prüfung der Voraussetzungen festgestellt, dass bei einer erneuten Insolvenzeröffnung die Beschäftigten Insolvenzgeld erhalten können", heißt es in einer Mitteilung der Behörde vom Dienstag. 

Trotz Insolvenzantrag: Galeria-Geschäftsführung bleibt im Amt 

Insolvenzgeld wird nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens für bis zu drei Monate rückwirkend bezahlt, in der Regel in der Höhe des letzten Nettoeinkommens. Die Beschäftigten müssten derzeit nichts unternehmen, heißt es in der Mitteilung. Diesmal hat die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Das Amtsgericht Essen bestellte Rechtsanwalt Stefan Denkhaus (Essen, Hamburg) zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

Die Geschäftsführung bleibt zwar im Amt, aber alle Geschäfte bedürfen der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters. Der muss ein Gutachten erstellen, ob die Insolvenzantragsgründe gegeben und die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Sind die Voraussetzungen erfüllt, wird das Verfahren eröffnet.

Die Erstellung eines Insolvenzplans kann entweder schon jetzt durch die Geschäftsführung oder nach der Verfahrenseröffnung durch den Insolvenzverwalter erfolgen.