EU-Beschluss: Das ändert sich beim Zahnarzt

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Grau-silbrige Füllungen tragen etliche Menschen in einigen ihrer Zähne. Neu hinzukommen werden aber nur noch wenige. Ein EU-Gesetz schreibt den Umstieg auf Alternativen vor - mit einer Ausnahme.

Über die möglichen gesundheitlichen Folgen von Amalgam-Zahnfüllungen wird seit Jahren diskutiert. Seit Beginn des neuen Jahres ist die Verwendung von Dentalamalgam nun weitgehend verboten - allerdings nicht aus gesundheitlichen Gründen. Vielmehr geht es bei dem EU-Beschluss darum, das in Amalgam enthaltene schädliche Quecksilber aus der Umwelt zu entfernen. Das Amalgam-Verbot betrifft ausschließlich neue Füllungen. Wenn der Zahnarzt die Verwendung von Dentalamalgam als medizinisch notwendig erachtet, bleibt dies nach wie vor gestattet.

Bislang galt eine Amalgamfüllung für gesetzlich Krankenversicherte als die einzige Kassenleistung für die Behandlung eines durch Karies geschädigten Zahnes. Künftig sind jedoch auch selbsthaftende Füllungen, wie zum Beispiel die sogenannten Glasionomerzemente, zuzahlungsfrei. Diese kommen ohne zusätzliche Klebemittel aus, wie der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) erklärte.

Aus für Amalgam-Zahnfüllungen - was ist Hintergrund des EU-Beschlusses?

Die Europäische Union setzt damit Beschlüsse um, die im sogenannten Minamata-Übereinkommen von 2017 festgelegt wurden. Dieser internationale Vertrag hat das Ziel, die Risiken von Quecksilberemissionen zu minimieren. Dabei soll die Nutzung von Quecksilber in verschiedenen Produkten erheblich reduziert werden, um die Umweltverschmutzung zu minimieren. So ist geplant, dass ab 2026 die Produktion, der Import und der Export von quecksilberhaltigen Lampen eingestellt wird. In der Vergangenheit fand Quecksilber auch Anwendung in Batterien, Leuchtstoffröhren und Thermometern.

Amalgam ist ein Stoffgemisch, das aus hauptsächlich aus Quecksilber und weiteren Metalle wie Silber, Zinn und Kupfer besteht. Schon seit mehr als einem Jahrhundert wird Amalgam in Zahnfüllungen eingesetzt, da es preisgünstig, haltbar und leicht formbar ist. 

Quecksilber ist ein weltweit natürlich in der Umwelt vorkommendes Metall. Das in Deutschland vorhandene Quecksilber resultiert aus jahrhundertelanger Kohleverbrennung und aus der einstigen Einleitung aus Industrieanlagen.

Quecksilber kann Gesundheit beeinträchtigen

Die Substanz ist für Menschen und Tiere giftig und kann in höheren Dosen tödlich sein. Eine Quecksilberbelastung kann das zentrale Nervensystem, die Lunge, die Nieren und das Immunsystem beeinträchtigen. Da es nur schwer ausgeschieden werden kann, sammelt sich aufgenommenes Quecksilber im Körper an.

Menschen nehmen Quecksilber durch die Atmenluft und den Verzehr von Meerestieren wie Fisch auf. Aus Zahnfüllungen wir das Metall nur in sehr geringen Mengen freigesetzt. Eine Gefahr gehe von Dentalamalgam aber nicht aus, sagte Dr. Rüdiger Schott, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns, dem BR. "Alle medizinischen Produkte sind zertifiziert, das ist von der Verarbeitung her absolut sicher". Eine Amalgamfüllung solle nur entfernt werden, wenn sie nicht mehr intakt ist.

Studien zufolge ist die aufgenommene Menge in Deutschland meist zu gering, um schädlich zu wirken. Verschiedene Analysen, unter anderem eine bereits 2007 vom Robert Koch-Institut (RKI) und eine 2008 von der TU München veröffentlichte, kamen zu dem Schluss, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für einen Zusammenhang zwischen Amalgamfüllungen und chronischen Erkrankungen gibt. Es gebe auch keine wissenschaftlichen Beweise für ein Krebsrisiko durch Amalgamfüllungen, heißt es beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Einsatz von Dentalamalgam rückläufig

Die Belastung eines Organismus mit Quecksilber lässt sich zuverlässig durch Urin- und Bluttests bestimmen. Im Falle einer Quecksilbervergiftung, die beispielsweise durch die Aufnahme von Quecksilber aus einem zerbrochenen Fieberthermometer entsteht, wird eine sogenannte Ausleitungstherapie angewandt. Dabei verabreicht der Arzt ein Medikament, das Selen enthält.

In den vergangenen Jahrzehnten war der Einsatz von Dentalamalgam stark rückläufig. Ein Hauptgrund dafür ist, dass viele Menschen die grauen Füllungen als unästhetisch empfinden. In Bayern waren laut BR zuletzt weniger als 0,5 Prozent aller Füllungen aus Amalgam. Als Alternative zu Amalgam werden bestimmte Kunststoffe, nicht-metallische Legierungen aus Keramik sowie Metalllegierungen aus Edelmetallen wie Gold verwendet. 

Zu möglichen gesundheitlichen Risiken etwa der verwendeten Kunststoffe gibt es bisher kaum Ergebnisse aus Langzeitstudien. Zudem gelten Zahnfüllungen ohne Amalgam teils noch immer als weniger haltbar. ami/mit dpa

Vorschaubild: © Markus Scholz/dpa