In einem Krankenhaus in Essen ist ein Streit vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Mehrere Besucher attackierten das Klinik-Personal. Eine 26-Jährige erlitt erhebliche Verletzungen.
Ein schockierender Vorfall: Mindestens sechs Mitarbeiter eines Krankenhauses in Essen sind von Angehörigen eines Patienten angegriffen und verletzt worden, eine 23-Jährige schwer. Ein 41 Jahre alter Tatverdächtiger sei festgenommen worden, teilte eine Sprecherin der Polizei mit. Die 23-Jährige wird demnach noch im Krankenhaus behandelt, befindet sich jedoch nicht in Lebensgefahr.
Der Vorfall ereignete sich bereits am Freitag im Stadtteil Huttrop. Ein Team habe sich um die Versorgung des schwer kranken Patienten gekümmert und versucht, ihn zu reanimieren, teilte das Elisabeth-Krankenhaus mit. Trotz aller Bemühungen sei der Patient gestorben - nahezu gleichzeitig sei es zu dem Angriff der Angehörigen auf das Reanimationsteam und weitere Kollegen gekommen, hieß es weiter.
Patient stirbt in Klinik - Angehörige gehen auf Krankenhauspersonal los
Der 41 Jahre alte Tatverdächtige wurde laut Polizei noch am Abend wieder freigelassen. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und wegen der Beschädigung von Krankenhaus-Inventar. Geprüft werden den Angaben zufolge auch Verbindungen zur Clankriminalität. Die Polizei sucht nach einem weiteren Krankenhausbesucher, der an der Auseinandersetzung beteiligt war und flüchtig ist. Zeugen sind aufgerufen, sich zu melden.
Die Bezeichnung Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert. Aufgrund des Angriffes führte das Krankenhaus noch am Freitag einen kontrollierten Einlass am Haupteingang und weitere Sicherheitsmaßnahmen ein. Der Tag sei eine Zäsur, "denn hier hat eine bisher noch nie dagewesene Aggressivität und Gewalt gegenüber Mitarbeitenden unseres Hauses stattgefunden", sagte Geschäftsführer Peter Berlin.
Auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) äußerte sich am Wochenende zu den Ereignissen. "Auch der Verlust eines nahen Angehörigen entschuldigt oder rechtfertigt nicht ein solches Verhalten oder gar einen Angriff auf Krankenhauspersonal und ein Krankenhaus. Ich verurteile das aufs Schärfste und habe für ein solch asoziales Verhalten überhaupt kein Verständnis", sagte er. Staatsanwaltschaft und Gerichte seien nun gefordert, darauf eine klare Antwort zu geben.
"Asoziales Verhalten" - Politik schockiert über Krankenhaus-Vorfall
Beschäftigte von Krankenhäusern sind nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) immer häufiger von gewalttätigen Übergriffen betroffen. Laut einer im Auftrag des Interessenverbandes im April durchgeführten repräsentativen Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts gaben 73 Prozent der Krankenhäuser an, dass die Zahl der Übergriffe in den Häusern in den vergangenen fünf Jahren mäßig (53 Prozent) oder deutlich (20 Prozent) gestiegen ist. Nur vier Prozent verzeichneten weniger Gewalt.
Am stärksten betroffen ist demnach der Pflegedienst. Als eine der Hauptursachen für Gewalt nannten die Kliniken "einen allgemeinen Respektverlust" gegenüber Krankenhauspersonal. Die Krankenhäuser versuchen der Umfrage zufolge den Übergriffen mit Deeskalationstrainings und baulichen Maßnahmen wie Zutrittsbeschränkungen und Videoüberwachung vorzubeugen. 28 Prozent der Kliniken setzen einen Sicherheitsdienst ein. Mehr als 90 Prozent der Krankenhäuser fordern angesichts der zunehmenden Gewalt eine Strafverschärfung.