Seit seinem noch verhaltenen Jungfernkonzert im Winter vergangenen Jahres ist der Chor wirklich bei sich angekommen.
Ein Vorwurf hat Giuseppe Verdis Messa da Requiem für Soli, Chor und Orchester seit ihrer Uraufführung 1874 in Mailand begleitet, und sie ist ihn auch nie wieder losgeworden: der Vorwurf der Opernhaftigkeit. Tatsächlich hatte Verdi den Inhalt des Textes ernst genommen und in ihm eine Emotionalität entdeckt, die er mit seinen Mitteln in Musik übersetzte.
Das machte auch jetzt die Aufführung im Joseph-Keilberth-Saal deutlich. Juraj Valcuha am Pult der Bamberger Symphoniker reizte die Möglichkeiten des In-die-Vollen-Greifens konsequent aus. Er ließ seine Sänger und Musiker immer wieder von der Leine und verdeutlichte so die starken Gegensätze zwischen den Aussagen und Bitten der Christen im Allgemeinen im Chor und deren persönlichen Äußerungen der vier Solisten, der himmlischen Gewalten und der irdischen Empfänger.
Herausragend war da das dreimal auftauchende, über die Welt hereinbrechende "Dies irae" - dazu einmal hintergründig im Frauenchor als leises Memento mori - das durch seine Wucht durchaus Angst und Schrecken verbreiten konnte.
Emotionaler Sog
Nicht nur für die Paukisten waren diese Takte eine vitale Kraftdemonstration.
Das ganze Orchester steigerte sich in einen Klangrausch, blieb aber in der dynamischen Strukturierung immer höchst kontrolliert und konzentriert - wie auch in den leisten Passagen, die nicht nur durch ihren emotionalen Sog, sondern auch durch ihre Genauigkeit große Spannung schufen. Gerade das "Dies irae" verdeutlichte aber auch ein Problem von Juraj Valcuha. Er hätte bei diesem Großwerk auch etwas mehr Regisseur sein müssen. Er sah die einzelnen Teile mehr als Bilderbogen denn als dramaturgische Einheit, vergab dadurch Spannung.
Geheimnisvolle Stimmung
Die Aufführung wurde zu einem Triumph für den neu gegründeten Symphonischen Chor Bamberg. Seit seinem noch verhaltenen Jungfernkonzert im Winter vergangenen Jahres wirklich bei sich angekommen.