Auch einige Nutzer auf Twitter reagierten empört auf die Löschung von Nuhrs Beitrag. So schreiben manche, dass es unmöglich sei, auf Kritik mit der „Zensur“ von Kabarettisten zu reagieren.
Aus einem Statement der DFG, das in der „Welt“ veröffentlicht wurde, ist zu entnehmen, dass die Forschungsgemeinschaft inzwischen wohl die Zusammenarbeit mit Nuhr bereut: Man sei „offensichtlich zu einer falschen Gesamteinschätzung seiner Haltung gegenüber Wissenschaft und der Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse“ gekommen.
Dieter Nuhr als Fürsprecher der Vernunft? Ein schlechter Witz – ein Kommentar
Das Statement von Dieter Nuhr zu löschen ist ein Schritt, den man kritisieren kann – im Nachhinein einzugreifen ist immer schwierig. Vielmehr kritikwürdig ist aber die Entscheidung, zu dem Thema Wissenschaft und Gesellschaft den Kabarettisten überhaupt auszuwählen.
Die Aussagen von Dieter Nuhr der letzten Monate böten eigentlich genug Gelegenheit, sich ein Urteil darüber zu bilden und gehörigen Abstand dazu zu nehmen, ihn zum Thema Wissenschaftlichkeit zum Gesicht einer Kampagne zu machen. Denn was Dieter Nuhr zur Corona-Pandemie und vor allem zum Verhältnis zwischen Politik und Wissenschaft zu sagen hatte, war im besten Fall zum Fremdschämen und vor allem sehr ärgerlich.
Angela Merkel sei dem Virologen Christian Drosten verfallen, raunte Nuhr da zum Beispiel und brachte einen Ton in die Debatte um die richtigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, der alles andere als wissenschaftlich und seriös war. Was das mit Satire zu tun hat, mag auch jemand anders verstehen – flache Witzchen und um Aufmerksamkeit am rechten Rand heischende Häme mag vielleicht zuweilen so wirken, ist aber letztlich genau das: schäbiges Betteln um Aufmerksamkeit um jeden Preis.
Doch wer glaubt, das sei neu, irrt: Bereits in der Vergangenheit war Dieter Nuhr alles andere als ein satirischer Verfechter von Vernunft und Wissenschaftlichkeit. Bei einigen Themen hatte Nuhr nur sachlich unbegründete Häme übrig und bekam erwartungsgemäß viel Applaus von den Gegnern des angeblichen „linksliberalen Mainstreams“. Wohlfeile Witzchen über die Klimaproteste auf dem Niveau eines von einigen Herrengedecken angeheiterten Altherren-Stammtischs über Schenkelklopfer zu Unisex-Toiletten: Wenn es ein Thema gibt, bei dem sich Wissenschaft und Gesellschaft weiterentwickelt haben, kann man sicher sein – Dieter Nuhr hat ein paar wohlfeile Herrenwitze übrig.
Niemand behauptet, dass Dieter Nuhr ein Verschwörungstheoretiker ist und generell der Vernunft abgeneigt, aber bei einem Thema wie der Klimakrise zu behaupten, es gebe da nicht eine einhellige wissenschaftliche Meinung, sondern „viele Ansichten“, ist angesichts der überwältigenden Mehrheit von unabhängig voneinander forschenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rund um die Welt, die dringend, ja verzweifelt drastische Maßnahmen gegen die drohende Katastrophe fordern, an Absurdität kaum zu überbieten. Sicher – Dieter Nuhr ist der Wissenschaft und ihren Erkenntnissen verbunden. Die Frage ist nur, aus welchem Jahrhundert.