Die Luisenburg ist unterminiert

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Intendant Michael Lerchenberg in einem der Gänge unter der Naturbühne Fotos: Ronald Rinklef
Intendant Michael Lerchenberg in einem der Gänge unter der Naturbühne Fotos: Ronald Rinklef
Ein Gemisch aus gewachsenem Fels und Bauwerk Foto: Ronald Rinklef
Ein Gemisch aus gewachsenem Fels und Bauwerk  Foto: Ronald Rinklef
 
Die Affenmaske aus "Cabaret" Foto: Ronald Rinklef
Die Affenmaske aus "Cabaret" Foto: Ronald Rinklef
 
Ein Requisit aus "Cabaret" Foto: Ronald Rinklef
Ein Requisit aus "Cabaret" Foto: Ronald Rinklef
 
Wikingerschiff am linken Rand außerhalb der Bühne Foto: Ronald Rinklef
Wikingerschiff am linken Rand außerhalb der Bühne Foto: Ronald Rinklef
 
Der Hintereingang mit Lastenaufzug Foto: Ronald Rinklef
Der Hintereingang mit Lastenaufzug Foto: Ronald Rinklef
 
Die Maske Foto: Ronald Rinklef
Die Maske Foto: Ronald Rinklef
 
Eine Turbo-Absauganlage, um z. B. Kostüme lackieren zu können Foto: Ronald Rinklef
Eine Turbo-Absauganlage, um z. B. Kostüme lackieren zu können  Foto: Ronald Rinklef
 
Ein Schakals-Kostüm Foto: Ronald Rinklef
Ein Schakals-Kostüm  Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Die Handschuhe der Schakale Foto: Ronald Rinklef
Die Handschuhe der Schakale Foto: Ronald Rinklef
 
Das gehört zum "Brandner Kaspar" und lagert auf der Bühne! Foto: Ronald Rinklef
Das gehört zum "Brandner Kaspar" und lagert auf der Bühne! Foto: Ronald Rinklef
 
Eine der vielen Leitern am Hang Foto: Ronald Rinklef
Eine der vielen Leitern am Hang Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
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Ein Requisitenlager Foto: Ronald Rinklef
Ein Requisitenlager Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Ein Messpunkt für den Laser - nötig, um Verschiebungen und Risse zu erfassen! Foto: Ronald Rinklef
Ein Messpunkt für den Laser - nötig, um Verschiebungen und Risse zu erfassen! Foto: Ronald Rinklef
 
Eine Stützmauer für 350 000 Euro! Foto: Ronald Rinklef
Eine Stützmauer für 350 000 Euro! Foto: Ronald Rinklef
 
Der Aufgang zur Bühnenklappe Foto: Ronald Rinklef
Der Aufgang zur Bühnenklappe Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Ronald Rinklef
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Auf, hinter und unter der Naturbühne im Fichtelgebirge wurde eine Theatermaschinerie vom Feinsten installiert. Sie ist im Kern über 100 Jahre alt und wurde immer wieder modernisiert. Erster Teil unserer Serie "Einblicke in Franken".

Eben stand der Tod alias Boandlkramer noch auf der Spitze der in den steilen Fichtelgebirgs-Hang sich schmiegenden Freilicht-Bühne, gleich darauf erscheint er ebenerdig an deren Seite, oder ein drolliger Troll verschwindet zwischen Granitfelsen. Wie das?

125 Jahre - und mit Vorläufern noch viel länger - gibt es nun die Luisenburg-Festspiele nahe Wunsiedel mitten im Fichtelgebirge. Ihre programmatische Mischung aus Volks- und Musiktheater, Klassikern und Familienstück kommt beim Publikum gut an und verschafft dem durch Wirtschaftsflaute und Bevölkerungsrückgang gebeutelten Städtchen auch einmal positive Schlagzeilen. In der Tat wabert um die Naturbühne eine ganz eigene Atmosphäre, die von einem professionellen Team, seit 2004 angeführt von Intendant Michael Lerchenberg, auch gekonnt eingesetzt wird.

Natürlich ist keine Zauberei im Spiel, wenn die große Illusion das Publikum erfasst. Ein Wasserfall, Grotten, ein Wikingerschiff, ein Drache wie aus dem Nichts: Auf, neben und vor allem unter der Bühne waltet eine Theatermaschinerie ohnegleichen. Freilich gehört auch zu anderen Theatern vergleichbarer Größe ein Apparat aus Technik und Magazinen. Doch nur hier sind gewachsener Fels und Gebäude zu einem Bauwerk vereint. Das Felsenlabyrinth mit übereinander getürmten Granitblöcken nannte ein österreichischer Tiefbauingenieur eine "Pyramide aus Billardkugeln". Das war während der Ausbauphase von 2010 bis 2015, als mit großer Unterstützung der Stadt Wunsiedel (der Intendant erwähnt es dankbar), die ja Träger der Festspiele ist, rund 16,5 Millionen Euro investiert worden sind. Seither sind Schauspieler und Statisten aus drangvoller Enge befreit, führt ein Lastenaufzug vom Hintereingang mehrere Stockwerke hinauf zur Bühne, aber auch zu den eigenen Werkstätten. Alles - ein neues Betriebs- und ein Technikgebäude sind entstanden - in den Granit hineingesprengt.

Doch das war nur der letzte Streich in einer langen, langen Luisenburg-Geschichte. Die Spuren der Pioniere im Gefolge des Professors Hacker sind ganz unten zu sehen. Vermutlich 1912 ist die Bühne mit katakombenähnlichen Gängen unterminiert worden. Aussparungen in den Wänden für Karbidlampen zeugen noch davon. Denn Elektrizität gab es ja noch keine im Felsengarten. Das hat sich geändert, denn Stränge von Versorgungsleitungen durchziehen die engen Gänge; insgesamt kostete die Licht- und Tonanlage, installiert seit 2005, 900 000 Euro. Seither sind ungeahnte Lichtstimmungen möglich und auch die von Lerchenberg neu ins Fichtelgebirge gebrachten Musicals.

Doch das ist Neuzeit und bei allem Aufwand so spektakulär nicht. Interessanter sind die Gänge. Exakt eine Minute und 40 Sekunden dauert es, bis ein Schauspieler sich vom linken zum rechten Bühnenrand bewegt hat oder umgekehrt - unterirdisch, versteht sich. Der Aufgang zur Klappe auf der Bühne wirkt fragil und irgendwie retro; arme Schauspieler, die sich da durchwinden müssen! Da haben es in Felsspalten verschwindende Kinder wie die Trolle in "Der kleine Wikinger" doch leichter.

Halsbrecherische Bühne
Man sieht so vieles nicht vom überdachten Zuschauerraum aus (übrigens ein Vorläufer des Münchner Olympia-Zeltdachs von 1972). Nicht die steilen Metalltreppen, nicht die Rohre des "Wasserfalls", viele kleine Scheinwerfer nicht, nicht den Teppich auf der obersten Tribüne. Es bleibt die Illusion der freien Natur. Was sie trotz aller Modifikation auch ist und bleibt. Mit jeder Minute im Hang wächst der Respekt vor den Schauspielern. Während sich der Besucher vorsichtig steilste Stufen hinabtastet, rasen und schlittern die Profis im Eifer des Theatergefechts den Hang hinunter, rutschen gar auf dem blanken Fels, den Hintern als Schlitten nutzend, auf einen Baum zu, der notdürftig gepolstert ist. So geschehen im "Sommernachtstraum" dieses Jahr.

Klar, dass das den Kostümen nicht gerade zuträglich ist. 150 sind es alleine für den "Brandner", 280 brauchten die "Blues Brothers". Sie - die Kostüme, nicht die Blues Brothers - hängen wohl geordnet in diversen Arsenalen. Da sieht man den Federmantel des Oberon, die Masken der abscheulichen Schakale aus dem "Wikinger", die Schaumstoff-Bäuchlein der Trolle, die Flügel des Erzengels Michael. Zum Großteil in der eigenen Schneiderei gefertigt, im "wunderbaren Waschsalon" im Granit gereinigt oder in einer Turboanlage getrocknet. Denn es wird ja auch bei Regen gespielt. So sind die Festspiele Arbeitgeber für rund 60 Menschen.

Bei aller Technik, aller Raffinesse: Die Luisenburg ist und bleibt eine Naturbühne. In dieser Spielzeit beherbergt sie Siebenschläfer, weiß der Intendant, Eidechsen und Mäuse flitzen über den Bühnenboden. Und eines Nachts saß ganz oben ein Luchs. Ob er auf den Spielbeginn wartete?

Das Team der Luisenburg-Festspiele bietet Führungen für Gruppen bis zu 20 Personen durch die Katakomben und Betriebsgebäude der Freilichtbühne an. Kontakt Bettina Wilts, Tel. 09232/602203, E-Mail jubilaeum@luisenburg-aktuell.de. Führungen für Einzelpersonen sind nicht möglich!