Doch das muss Annette Dasch auch gar nicht, denn die Erinnerung an die letztjährige Besetzung der Elsa ist naheliegender als ein virtueller Abgleich mit der erst gar nicht erschienenen Netrebko.
Wer den schrillen Gesang von Anja Harteros noch in den Ohren hat, durfte sich am Mittwoch glücklich schätzen, bei Daschs Auftritt endlich wieder Gesangskultur erleben zu dürfen. Die Sängerin wiederholte ihre stimmlich etwas heruntergedimmte Version der Elsa, so wie man sie aus der Neuenfels-Inszenierung noch in Erinnerung hat.
Fehlende Durchschlagskraft
Schon ihre ersten Laute sind ein Wagnis, denn sie passen in ihrer gespielten Verunsicherung zum kläglichen Auftritt der geschundenen Protagonistin.
Doch dann zeigt sich, dass Annette Dasch auch ganz andere Töne gestalten kann, und dies ohne jenes ansatzlose Flackern, unter dem so viele andere Stimmen leiden. Dass es ihr in den großen Ensemble-Szenen etwas an Durchschlagskraft gebricht, muss man dafür in Kauf nehmen. Elena Pankratova (als Ortrud) taugt da mit ihrem markanten Mezzosopran schon eher als Bayreuth-Heroine und würde einen Zickenkrieg mit dieser Elsa allemal gewinnen, aber dafür gilt es, eine größere Prise Tremolo zu verdauen. Piotr Beczala (als Lohengrin) knüpfte an sein gefeiertes Debüt vom vergangenen Jahr an, musste aber einige Spitzentöne etwas zurücknehmen.
Sein großes Solo in der Enthüllungsszene wurde zum Glanzpunkt des Abends. Besser denn je taugt Tomasz Konieczny zum Bösewicht: sein Telramund verfügt über eine grobe, schneidende Stimme; eigentlich unschön, aber eben passend. Kassierte er voriges Jahr noch einige Buhs, so wurde er diesmal gefeiert. Großer Beifall auch für Georg Zeppenfeld (als König Heinrich) und Egils Silins (als Heerrufer).
Für das kommende Jahr ist bei den Bayreuther Festspielen wieder ein neuer "Ring des Nibelungen" angekündigt, der von Valentin Schwarz inszeniert und von Pietari Inkinen musikalisch geleitet wird. "Tristan und Isolde" sowie "Parsifal" fallen weg, während "Tannhäuser", "Lohengrin" und "Die Meistersinger von Nürnberg" wieder aufgenommen werden. Das kurze Gastspiel Valery Gergievs ist beendet, stattdessen dirigiert Axel Kober die Aufführungen des "Tannhäuser".
Unter den Sängern der Tetralogie sind zunächst der fabelhafte Günther Groissböck als Wotan sowie Stefan Vinke und Arnold Bezuyen als ideale Verkörperungen von Loge und Mime zu nennen. Klaus Florian Vogt wird aus dem Siegmund sicherlich eine Glanzrolle machen, während Andreas Schager zum viel versprechenden Siegfried avancieren dürfte.
Rätselhaft bleibt freilich, warum man ausgerechnet Petra Lang die Rolle der Brünnhilde zumuten will.