Der Gaspreisdeckel kommt: Wie funktioniert er - und was bringt er uns Verbrauchern?

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Gaspreisdeckel
Die Bundesregierung will den Gaspreis für die Endverbraucher drücken.
Gaspreisdeckel
Steve Buissinne/pixabay | Axel Heimken/dpa

Die Bundesregierung hat sich auf einen Gaspreisdeckel geeinigt. Möglichst schnell sollen die Menschen und Betriebe in Deutschland so Gas zu vergünstigten Konditionen bekommen. Wie das Ganze aussehen soll, ist aber noch nicht klar. Ein kleiner Überblick, wie der Gaspreisdeckel aussehen könnte.

Einen großen "Wumms" nannte ihn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) - den Gaspreisdeckel. Am Donnerstag hatte die Bundesregierung ihn beschlossen. Die derzeit rasant steigenden Gaspreise sollen damit gedeckelt - und die Haushalte sowie Betriebe entlastet werden. Die Maßnahme soll mit einer Art Sondervermögen finanziert werden, womit die bisher geplante und hochumstrittene Gasumlage unnötig wird. 

Wie der Gaspreisdeckel genau aussehen könnte, das ist noch unklar. Eine Kommission soll bis Mitte Oktober ein Konzept ausarbeiten. Immerhin soll es laut Kanzler Scholz schnell gehen.  Dabei ist es der Regierung wichtig, dass der Anreiz zum Sparen nicht verloren geht durch einen möglicherweise günstigeren Preis - denn Gas ist ein knappes Gut und eine Mangellage gilt es zu verhindern. 

Was ist ein Gaspreisdeckel?

Wie der deutsche Gaspreisdeckel aussehen wird, das wissen wir noch nicht. In Europa gibt es aber bereits mehrere Staaten, die den Gaspreis für ihre Bürger begrenzt haben. Dabei haben sich zwei Modelle etabliert, die den Gaspreis jeweils anders anpacken. Eines davon ist die Regulierung des Marktes, wie es sie beispielsweise in Spanien gibt. Der andere Weg ist wiederum die Regulierung der Kunden-Tarife - den ist unter anderem Großbritannien gegangen.

  • Regulierung des Marktes
    Dafür wird in den Handel der Produzenten und Anbieter untereinander eingegriffen. So dürfen die Produzenten ihr Gas nur zu einem zulässigen Höchstpreis anbieten. 
  • Regulierung der Tarife
    Dabei wird die Preispolitik der Anbieter reguliert. Diese dürfen von ihren Kunden nur noch einen maximal zulässigen Preis verlangen.    

Das Geheimnis des Gaspreisdeckels ist, dass er die absehbaren Verluste der Erzeuger oder Anbieter auffängt, und so den festgelegten Maximalpreis ermöglicht. Denn in beiden Fällen wird der Gaspreis zum Weltmarktpreis bezogen - somit entsteht eine Differenz, wenn das Gas zu einem "unverhältnismäßig" günstigen Preis an die Endverbraucher abgegeben wird. Und genau diese Differenz muss der Staat ausgleichen, damit die Produzenten und Anbieter nicht ins Straucheln kommen.

Wie viel wird der Gaspreisdeckel kosten?

Wie hoch diese Differenz ausfallen wird, ist bei der derzeitig dynamischen Entwicklung nicht abzusehen. Die Ampel-Koalition hat zunächst einen groben, aber großzügigen Finanzrahmen festgelegt und ihn mit bis zu 200 Milliarden Euro beziffert. Das Geld stammt übrigens nicht aus dem Staatshaushalt, sondern aus dem sogenannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Dieses Sondervermögen war in der Corona-Krise zur Rettung größerer Unternehmen gebildet worden und wird nun wiederbelebt.

 Wie teuer der Gaspreisdeckel am Ende wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits ist das natürlich der Weltmarktpreis für Gas. Nach derzeitiger Rechnung dürfte es den Staat 2,5 Milliarden Euro kosten, um den Preis für die Endverbraucher um einen Cent pro Kilowattstunde zu drücken. Andererseits ist es die Ausgestaltung des Deckels selbst - also, wie hoch ist er angesetzt und bis zu welchem Grundverbrauch wird er gewährt.

Denn eines gilt als sicher: Der vergünstigte Preis wird nicht für den Gesamtverbrauch der Haushalte gelten. Es soll nach wie vor ein Sparanreiz bestehen. "Die Verbräuche müssen weiter runter", meinte dazu Wirtschaftsminister Robert Habeck. Laut dem Business Insider ist eine Anwendung auf 70 bis 80 Prozent des Verbrauchs realistisch.  Dazu gibt es bereits Modellrechnungen der Expertenkommission, unter anderem könnten Verbrauchskontingente pro Person im Haushalt festgelegt werden.

Was bedeutet der Gaspreisdeckel für Verbraucher?

Ganz einfach: Das Gas wird für den Endkunden günstiger, als wenn er den regulären Marktpreis zahlen würde. Um wie viel, das erschließt sich aber erst nach der endgültigen Ausgestaltung des Gaspreisdeckels. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete, bringen Experten einen Standardwert aus dem Jahr 2021 ins Spiel - das wären 7,5 Cent pro Kilowattstunde. Dies fordert unter andrem auch der Deutsche Gewerkschaftsbund. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sprach wiederum von einem realistischen Preis von 8 Cent pro Kilowattstunde

Wie viel man dabei sparen könnte, kann man im Vergleich zum derzeitigen Marktpreis abschätzen. Demnach dürfte die Kilowattstunde unter heutigen Umständen 21,9 Cent kosten. Laut dem Vergleichsportal Check24 würde sich die Kosten für einen Musterhaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Verbrauch fast vervierfachen im Vergleich zum Jahr 2021.

Immerhin dürfte ein weiterer Faktor positiv auf die Gaspreise für Endverbraucher wirken. Die Bundesregierung hat nämlich parallel zum Preisdeckel eine Senkung der Mehrwertsteuer für Gas beschlossen. Diese soll von derzeit 19 auf sieben Prozent fallen.