Das E.T.A-Hoffmann-Theater serviert mit dem "Weißen Rössl" einen Kracher des musikalischen Lachtheaters.
Operette oder Singspiel im Sprechtheater, das findet häufig per Gastspiel statt, denn die eigenen Schauspieler können zwar singen, sind aber keine Profis. Hört man jedoch solch frischen Gesang wie den von Stefan Herrmann, dann kommt Freude auf über unverbrauchte Stimmtugenden.
Der Würzburger spielte die Hauptrolle in der Inszenierung des Klassikers "Im weißen Rössl" am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater, das am Samstag in der Fassung der Geschwister Pfister Premiere hatte und weitgehend mit dem eigenen Ensemble gewagt wurde. Und gewonnen!
Frivole Umdeutungen
Gleich eingangs erklingen erste Jodler von der Postbotin, und das laszive Gehabe eines Stubenmädchens stellt die kaum tot zu kriegende Behauptung "Auf der Alm, da gibt's koa Sünd" schon mal auf die Probe.
Als beim ersten Song des Zahlkellners Leopold "Oaber meine Herrschaften" die Trinkgeldverweigerer fluchtartig das Lokal verlassen, sind wir beim Thema: Reisen auf preußisch, was frei nach Tucholsky heißen muss, dass in der Fremde alles so zu sein hat wie zu Hause, aber bitte billiger.
Da kommt er auch schon hereingeplatzt, der miesepetrige Berliner Trikotagenfabrikant Giesecke (umwerfend: Bertram Maxim Gärtner), dem der Wannsee eigentlich lieber ist als der Wolfgangsee, und fängt das Mosern an. Bald entwickelt sich Wortwitz, angefangene Sätze werden frivol umgedeutet, und als auch noch der von der Wirtin Josepha (virtuos wie immer: Katharina Brenner) herbeigesehnte Stammgast Dr. Siedler eintrifft, ist die Zeit reif für den Evergreen "Im weißen Rössl am Wolfgangsee".
Wenn die anderen einstimmen, passt die Intonation zwar nicht mehr so recht, und das Glück steht auch noch nicht "vor der Tür", aber die Szene ist erfrischend. Sobald aber die heikle Zimmerfrage geregelt ist, darf es heißen: "Die ganze Welt ist blau!" Ein goldbronzener Gartenzwerg kommentiert das beschirmte Regenlied und lenkt den Blick auf die gelungene Choreographie (Tatiana Diara).
Der liebestolle Leopold
Dann wird es Nacht, und Giesecke, der natürlich mit "Powidltatschkerln" nichts anfangen kann, fischt sich verzweifelt aus dem Mülleimer etwas zum Essen.