"Dann darf man Schulen nicht öffnen": Virologe warnt und zieht Vergleich zu Frankreich

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Der Virologe warnt vor zu schnellen Öffnungen der Schulen. Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa
Coronavirus -Leerer Klassenraum

In der Corona-Krise wurden bereits einige Lockerungen beschlossen. Auch über die Wiedereröffnung der Schulen wird gesprochen. Virologe Christian Drosten warnt nun vor zu schnellen Maßnahmen.

In Deutschland drücken erste Schüler bereits wieder die Schulbank, doch nicht alle. Die Debatte um die Wiedereröffnung der Schulen ist derzeit in vollem Gange. 

In diese mischt sich nun Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité ein. In seinem NDR-Podcast warnt der Mediziner vor einer zu schnellen Öffnung der deutschen Schulen: Als Vergleich zieht er die Lage in Frankreich heran. 

Corona-Lockerungen: Virologe warnt vor zu schnellen Schulöffnungen

Dort haben Wissenschaftler in einer Studie die unerkannte Ausbreitung von "Sars-CoV-2" an einer Schule rekonstruiert, an der das Coronavirus teils schwere Krankheitsverläufe hervorrief. 660 Menschen, darunter Schüler, Lehrer und Eltern wurden dafür getestet. In der Schule konnte sich das Virus über mehrere Wochen befreit ausbreiten. Die Ansteckungsrate war dabei sehr hoch: 38,3 Prozent der Schüler steckten sich an, unter Lehrern lag der Wert bei 43,3 Prozent.

Die Situation an der französischen Schule wurde erst eingedämmt, als sie wegen den Ferien geschlossen wurde - nicht etwa wegen eines "Lockdowns", wie in Deutschland. Virologe Drosten wählt dieses Beispiel, um vor dem Ausbreitungsrisiko des Virus bei zu schnellen Lockerungen im Schulbereich zu warnen. Die Gefahr an Gymnasien mit mehr als 1500 Schüler sei beispielsweise hoch: "Wenn man sich vorstellt, innerhalb von ein paar Wochen haben wir plötzlich 800 neue Fälle [...], da kann man sich natürlich vorstellen, dass das einen Ausbruch treibt", sagt er. 

"Wenn das in Schulen passiert, dann darf man Schulen nicht öffnen." - Christian Drosten im NDR-Podcast

Der Virologe zeigt dennoch Verständnis dafür, dass die Bevölkerung auf schnelle Wiederöffnungen drängt: "Ich kann das schon verstehen, dass man jetzt die Abiturprüfungen schnell durchziehen will und andere Abschlussprüfungen. Aber dann haben wir grundsätzlich auf einem Pausenhof mit älteren Schüler, die im Bereich von 17, 18 Jahren sind und dort dicht gedrängt stünden, eine Situation wie in einer Kneipe in Ischgl. Und das müssen wir vermeiden", so Drosten im Podcast.

Schnelle Schulöffnungen fordert auch der "Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte". Kitas und Schulen müssten schneller wieder geöffnet werden, sagte Präsident Thomas Fischbach der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Das mag Lehrern und Erziehern einiges abverlangen. Aber es ist allemal besser, als die Kinder in ihren vier Wänden verkümmern zu lassen. Und das würde passieren", so Fischbach.

Fazit zu Drostens Warnungen: Die Lage in Deutschland ist vergleichsweise unter Kontrolle. Szenarien wie in Frankreich drohen nicht, da bereits zahlreiche Maßnahmen getroffen wurden, wie beispielsweise die Abstands- und Hygieneregeln, Mundschutz-Regelungen oder flexible Unterrichtsformen.