In der Saison 2017/18 grassierte eine ungewöhnlich starke Grippewelle in Deutschland. Laut RKI gab es damals geschätzt 25.100 Grippetote. Im Vergleich dazu wirken die aktuell 10.930 Corona-Toten (Stand: 5.11.2020) in Deutschland niedrig, doch die Berechnungsgrundlage ist falsch.
Fast 11.000 Corona-Tote stehen 1676 Grippetoten gegenüber
Bei den 25.100 Todesfälle aus der Grippewelle 2017/18 handelt es sich um eine reine Schätzung. Denn in einer Grippesaison berechnet das RKI die Übersterblichkeit, also wie viele Menschen mehr als in einem vergleichbaren Zeitraum gestorben sind. Nachweislich an der Grippe gestorben sind laut RKI in der Grippesaison 2017/2018 allerdings 'nur' 1674 Menschen, dagegen stehen die 10.930 nachgewiesenen Corona-Toten seit März 2020.
Alleine an den Sterbezahlen lässt sich die Gefahr durch das Coronavirus nicht ablesen. Zwei weitere Faktoren kommen dazu. Erstens, die exponentielle Ansteckung. Während sich laut RKI fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung während einer Grippewelle infizieren, könnten sich laut Experten - ohne geeignete Gegenmaßnahmen - 60 bis 70 Prozent der Deutschen mit dem Coronavirus infizieren. Von circa 83 Millionen Menschen wären das über 50 Millionen Infizierte.
Zweitens, die Spätfolgen: Auch bei einer Grippe kann es zu schweren Verläufen kommen. Vor allem für ältere Menschen kann eine Lungenentzündung in Folge einer Grippeerkrankung gefährlich werden, in seltenen Fällen kann auch das Herz oder Gehirn in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Unterschied zum Coronavirus: Die meisten Grippe-Erkrankten sind nach ein paar Wochen komplett ausgeheilt.
Nach einer Corona-Infektion drohen belastende Spätfolgen
Die Erfahrungen der letzten Monate mit dem Coronavirus zeigten aber, dass selbst Patienten mit milden Symptomen unter belastenden Spätfolgen leiden können. Dazu gehören zum Beispiel der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, dauerhafte Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, aber auch Herz, Gehirn und andere Organe können betroffen sein.
Die Erkrankung scheint selbst Diabetes auslösen zu können. Das Problem: Selbst bei jungen Leuten mit nur milden Symptomen kann eine Infektion mit dem Coronavirus das Schlaganfallrisiko erhöhen, darauf deuten mehrere Fallbeispiele aus den USA hin. Daher verglichen Neurologen und Neurowissenschaftler bei Weill Cornell Medizin in New York City die Schlaganfall-Häufigkeit von Corona- und Influenza-Patienten. Während nur 0,2 Prozent von 1500 Grippekranken einen Schlaganfall erlitten, waren es bei 1900 Covid 19-Patienten 1,6 Prozent.
Fazit: Man sollte weder eine Infektion mit dem Coronavirus noch mit der Grippe verharmlosen. Beide Erkrankungen können gerade für Ältere und gesundheitlich Vorbelastete gefährlich werden. Dennoch bleibt der größte Unterschied, dass es wirksame Medikamente und eine Impfungen gegen die Grippe gibt, während Ärzte und Pharmaunternehmen weltweit seit Monaten an Behandlungsmethoden gegen Covid 19 arbeiten.
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