ChatGPT: Lässt künstliche Intelligenz Schüler und Studenten verdummen?

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Die Software ChatGPT bildet das menschliche Denken erschreckend genau nach.
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Markus Spiske/ Pixabay (Symbolfoto)

Schon länger sind Begriffe wie "ChatGPT", "Open AI" und "künstliche Intelligenz" in aller Munde. Das Tool kann eine Hilfe für viele verschiedene Anwendungsbereiche sein. Befürchtet wird jedoch auch, dass Lernende sich zu stark auf den Chatbot verlassen.

ChatGPT ist eine Software, die anhand von riesigen Datenmengen trainiert wurde, das menschliche Denken möglichst genau nachzuahmen. Mittlerweile performt die Software so gut, dass sie Schülern und Studenten in Bildungseinrichtungen viele Arbeiten abnehmen kann. Nun wird befürchtet, dass Lernende sich von dem Chatbot abhängig machen - und keine eigene Anstrengung in die zu erledigenden Arbeiten stecken könnten. Ist diese Angst berechtigt?

In einem Experiment stellte sich heraus, dass nicht einmal Experten auf einem Gebiet eine Arbeit eines Menschen von einer vom Chatbot gefertigten unterscheiden können. Bestimmte Prüfungsformen wie das Schreiben von literaturbasierten Seminararbeiten sind also demnächst wohl nicht mehr zukunftstauglich.

ChatGPT: Mögliche Anwendungsfelder künftig in allen Arten von Bildung

Gerade eigne sich das Anfertigen von Arbeiten mit dem Chatbot eher bei sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern. In der Zukunft werden sich die Möglichkeiten jedoch auf alle Formen von Bildung übertragen, so Robert Lepenies, Präsident der Karlsruher Karlshochschule, im Gespräch mit der c't. Dazugesagt werden muss: Perfekte Arbeit leistet der Chatbot noch lange nicht. Wissenschaftliche Quellen sollen vom Tool also häufig falsch zitiert oder plump ausgedacht werden. 

Welche Möglichkeiten gibt es dann noch, Leistungen von den Prüflingen adäquat abzufragen? Lepenies plädiert für "kreative und plurale Prüfungsformen". Ohnehin sei ein angemessenes Feedback für Lernende viel wichtiger, als eine einfache Notenvergabe. ChatGPT muss aus pädagogischem Blickwinkel nicht nur kritisch beäugt werden, es tun sich auch neue Möglichkeiten für die Lehre auf: Beispielsweise kann der Chatbot ganze Modulbeschreibungen liefern oder bei der Literaturrecherche behilflich sein, ohne zu viel vorwegzunehmen.

Auch bei der Benotung von Studenten können Lehrende im Zukunft vielleicht auf von der künstlichen Intelligenz erstellte Bewertungsraster zugreifen. Bei Gruppendiskussionen kann ChatGPT als aktiver und vermeintlich intelligenter Gesprächsteilnehmer fungieren. Wie Wikipedia oder die Autokorrektur kann also auch die technische Neuerung ChatGPT in der Lehre eine große Hilfe sein: Nur muss an Hochschulen gelehrt werden, wie man mit den neuen Möglichkeiten umgeht und wie die Ausgaben von ChatGPT zu interpretieren sind, schlägt Lepenies vor.

Das Ende der Hausaufgaben? Wie es in der Schule aussieht

Auch Kinder haben längst Entdeckung von dem kostenfreien Tool gemacht. Ist nun das Ende der Hausaufgaben gekommen? ChatGPT muss nicht unbedingt eine Bedrohung sein: Aufgaben wie Kapitelzusammenfassungen können schon lange mithilfe von Google zu einer erheblichen Aufwandsminimierung für den Schüler führen und seien deshalb unnötig, so Gymnasiallehrer und Didaktikdozent Philippe Wampfler im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung. Auf persönliche Fragen hat der Chatbot oft keine passende Antwort parat: "Welche Szene im zweiten Kapitel hat dich persönlich berührt und warum?" - Mit so einer Fragestellung ist die KI schlichtweg überfordert

Wie Lehrer künftig mit dem Tool umgehen sollen, ist noch nicht vollständig geklärt. Das Schulministerium NRW hat hierzu einen Handlungsleitfaden zum Umgang mit textgenerierenden KI-Systemen veröffentlicht. 

Eltern wird geraten, das Tool weder zu ignorieren, noch zu verbieten: Viel mehr sollen sie sich mit ihrem Kind gemeinsam mit den Möglichkeiten und Risiken des Chatbots beschäftigen. Allerdings ist für die Nutzung des Tools eine Registrierung erforderlich - und die ist erst ab 18 Jahren.

Was kann ChatGPT noch? 

Über die Lehre hinaus wird künstliche Intelligenz vermutlich auch die Arbeitswelt und sonstige Lebensbereiche revolutionieren. "Schreibe mir in folgenden Sprachen ein Kinderbuch zu meiner Masterarbeit, verfilme es und komponiere die Filmmusik dazu": Solche Befehle werden in der Zukunft alltäglich sein, so der Experte.

Seit Kurzem gibt es von der Software auch eine Bezahlversion, durch die Nutzer schnellere Ergebnisse auch bei voller Auslastung erhalten können.

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