Noch ist die Reform des veralteten Postgesetzes nicht abgeschlossen, aber schon jetzt wird klar: Verbraucher müssen sich auf Veränderungen einstellen.
Der Briefversand wird in Deutschland ab dem nächsten Jahr länger dauern als bisher. Das zuständige Vorstandsmitglied des Post-Konzerns DHL, Nikola Hagleitner, sagte am Mittwoch in Bonn, dass man ab Januar 2025 mit neuen staatlichen Regeln rechne. Diese Regeln sollen den Zeitdruck bei der Briefbeförderung abschwächen. Man werde aber nicht sofort umstellen auf eine «maximale Laufzeitverlängerung», sondern dies schrittweise tun. Bisherige Betriebsabläufe würden entsprechend geändert. «Wir wollen die Flexibilität über die nächsten Jahre ausdehnen.»
Veraltete Regeln für Briefbeförderung
Bisher ist die Deutsche Post, wie sich der global operierende Konzern DHL in seinem inländischen Stammgeschäft nennt, dazu verpflichtet, mindestens 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag zuzustellen, inklusive Samstag. 95 Prozent müssen am übernächsten Werktag beim Empfänger sein. Diese Regel stammt noch aus den 90-er Jahren, als das Internet nur eine Nebenrolle spielte. Inzwischen ist die Nachfrage nach Briefen rapide gesunken, da die Menschen auf digitale Kommunikation setzen, ob Mails oder Chats.
Derzeit sitzt die Politik an der Reform des Postgesetzes, das in wesentlichen Teilen seit 1998 unverändert gilt. Die Novelle soll zwar erst im Frühjahr abgeschlossen sein. In der Politik ist es aber schon jetzt weitgehend Konsens, die Brief-Zeitvorgaben angesichts der veränderten Nachfrage abzuschwächen. Künftig sollen 95 Prozent der heute eingeworfenen Briefe erst drei Werktage später da sein.
Die neuen Laufzeitvorgaben würden aber nicht schon bei Inkrafttreten des Gesetzes gelten, vielmehr hängen sie mit dem üblichen, alle drei Jahre durchgeführten Portoverfahren der Bundesnetzagentur zusammen - und das greift zum Januar 2025. Ab diesem Zeitpunkt darf die Post aller Voraussicht nach ein höheres Porto nehmen und den verminderten Laufzeitvorgaben folgen. Es wird also teurer, einen Brief zu verschicken, und es wird im Schnitt länger dauern, bis das Schreiben im Briefkasten ist.
Wem es wichtig ist, dass ein Brief möglichst schnell da ist, der kann allerdings einen sogenannten Prio-Brief aufgeben. Den gibt es schon jetzt, er führt aber ein Nischendasein und kostet einen Aufschlag von 1,10 Euro. Was diese Sendungsart künftig kostet, ist noch unklar.
Vorständin Hagleitner machte nun klar, dass man bezüglich der Umsetzung der neuen Vorgaben nichts überstürzen wolle. «Wir haben noch einiges an Betriebsabläufen anzupassen, darum wird es keine harte Umstellung von einem Tag auf den anderen werden.»
Durchwachsene Konzernzahlen
DHL veröffentlichte am Mittwoch Jahreszahlen für 2023, die wegen der schwachen Weltkonjunktur durchwachsen ausfielen. Der Konzernumsatz sank im Vergleich zum Rekordjahr 2022 um 13,4 Prozent auf 81,8 Milliarden Euro, und der Konzerngewinn sackte sogar um knapp ein Drittel auf 3,7 Milliarden Euro ab. Die Aussichten sind mäßig, eine baldige Erholung ist nicht in Sicht - an der Börse waren die DHL-Papiere am Mittwoch tief im Minus.