Eingesetzt würden dafür sogenannte «Low-Level-Agenten», erklärt Willems. So nennt der Verfassungsschutz Menschen, die im Auftrag ausländischer - meist russischer - Nachrichtendienste Straftaten in Deutschland begehen, ohne selbst Mitarbeiter des ausländischen Geheimdienstes zu sein. Die zumeist über Soziale Medien rekrutierten Handlanger machten sich «zum willigen Werkzeug fremder Mächte». Im Falle einer Verurteilung drohten ihnen erhebliche Freiheitsstrafen.
Polizei kontrollierte Mietfahrzeug
Ins Rollen gekommen war der Stein, als einer Polizeistreife in Schönefeld im Dezember ein Transporter mit drei jungen Männern auffiel, die mehrere Kartuschen mit Bauschaum bei sich hatten, wie er etwa zum Abdichten von Fenster- und Türrahmen verwendet wird. Kurz nach der Kontrolle des in Ulm angemieteten Mietfahrzeugs gingen die ersten Anzeigen von Autobesitzern ein.
Das Trio - ein 17 Jahre alter bosnisch-herzegowinischer Jugendlicher aus dem bayerischen Kreis Günzburg, ein 20-Jähriger mit serbischer und kroatischer Staatsangehörigkeit aus dem Alb-Donau-Kreis und ein 18 Jahre alter deutscher Mann aus Ulm - hatte bei einer Kontrolle in Tatortnähe mehrere Bauschaumdosen bei sich. Die jungen Männer konnten aus Sicht der Polizei nicht überzeugend erklären, warum sie die Dosen mit sich trugen.
Dutzende Beweisbilder auf dem Handy
Bei allen Beschuldigten gab es Hausdurchsuchungen. Auf einem Handy wurden 74 Tatbeweisbilder entdeckt. Bei einem der Beschuldigten fanden die Ermittler weitere Dosen mit Bauschaum sowie eine Kassenquittung vom 9. Dezember 2024 über den Einkauf weiterer Bauschaumdosen.
Im Laufe der weiteren Ermittlungen gerieten laut Staatsanwaltschaft zwei rumänische Staatsangehörige - eine 19 Jahre alte Frau und ein 29 Jahre alter Mann aus dem Alb-Donau-Kreis - ins Blickfeld. Den Angaben zufolge wurden vom Handy des 29-Jährigen, das auch die Frau genutzt haben soll, in der Nacht des 9. Dezembers über 50 Tatbeweisbilder auf den Mobilfunkanschluss eines der drei Männer, die bei der Kontrolle aufgefallen waren, geschickt. Der 29-Jährige gab demnach an, das Handy sei von der 19-Jährigen, einer Verwandten, genutzt worden, was sich nach Angaben der Ermittler auch verifizieren ließ. Der Verdacht gegen den 29-Jährigen sei dadurch weitgehend entkräftet, hieß es.
Sämtliche Beschuldigte befinden sich laut Staatsanwaltschaft auf freiem Fuß. Die Finanzermittlungen dauerten noch an. Angaben dazu, wer womöglich welchen Tatbeitrag geleistet habe, könnten derzeit nicht gemacht werden.
Warnung vor Anwerbeversuchen
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte zuletzt öffentlich vor Versuchen russischer Geheimdienste, für Spionage und Sabotage in Deutschland sogenannte Wegwerf-Agenten zu rekrutieren, gewarnt. Deren Taten werden von den Sicherheitsbehörden als Teil der hybriden Bedrohung, der sich Deutschland vor allem seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ausgesetzt sieht, eingeschätzt.
Unter hybrider Kriegsführung wird eine Kombination aus militärischen, wirtschaftlichen, geheimdienstlichen und propagandistischen Mitteln verstanden, mit der auch die öffentliche Meinung beeinflusst werden kann - bis hin zur Destabilisierung ganzer Gesellschaften.