Im kommenden Winter reisen illustre Schriftstellerinnen und Schriftsteller in die Region: Das allerdings nicht unumstrittene "Bamberger Literaturfestival" macht's möglich.
Eigentlich kann niemand etwas gegen eine Veranstaltungsreihe haben, die Künstler in die Region bringt, deren Namen großen Glanz ausstrahlen: eine veritable Nobelpreisträgerin darunter, Martin Walser, Donna Leon. Dazu regional verankerte Säulen des Literaturbetriebs wie Tanja Kinkel und Paul Maar. Dazu auch noch ein opulentes Kinder- und Jugendprogramm.
Eigentlich. Doch als die Initiatoren des "Bamberger Literaturfestivals" in den Räumen der Mediengruppe Oberfranken das Programm der Lesungs-Serie vorstellten, war deutlich zu spüren, dass die vornehmlich von Grünen-Politikern in Stadt und Land geäußerte Kritik vernommen worden war. Die hatten moniert, dass die Region wenig profitiere, dass nur bekannte und etablierte Namen unterstützt würden Dabei hatte alles harmlos angefangen. Paul Maar, renommierter Kinderbuchautor ("Sams") und nach eigener Aussage meistgespielter lebender deutscher Theaterautor, kam beim jüngsten Neujahrsempfang der Stadt die Idee, ein Literaturfestival ins Leben zu rufen. Ein großes mit literarischen und kommerziellen Schwergewichten, denn bescheidenere Initiativen dieser Art wie die von der Collibri-Buchhandlung veranstaltete "Herbstlese" oder Martin Beyers "Bamberg liest" gab und gibt es bereits.
Im Laufe des Jahres fügten sich die Komponenten des veranstaltenden Trägers zusammen: An einer eigens gegründeten Unternehmergesellschaft (UG), einer Art Mini-GmbH, beteiligen sich der Verein Stadtmarketing Bamberg, der Bamberger Veranstaltungsservice und das Bamberger Buch- und Medienhaus Hübscher. Die sorgen fürs organisatorische Korsett, Kurator und künstlerischer Leiter ist Thomas Kraft, gebürtiger Bamberger Schriftsteller, Verbandsfunktionär und seit 20 Jahren Organisator literarischer Veranstaltungen. Der Etat von 110 000 Euro wird von Sponsoren sowie aus öffentlichen Fördermitteln von EU, Stadt und Landkreis Bamberg bestritten. Der Kreis ist auch mit vielen Veranstaltungsorten vertreten, wovon sich Landrat Johann Kalb ein Leuchtturmsignal erhofft. Zumal ein vom St.-Michaels-Bund, der Bibliotheksorganisation der katholischen Kirche, betreutes Kinder- und Jugendprogramm mit Lesungen bekannter Autoren in Schulen, für die Kinder gratis, soll dafür sorgen.
Und in der Tat hat Kraft aufgrund seiner langjährig aufgebauten Kontakte beeindruckende Protagonisten gefunden. Stars wie Martin Walser, der letzte Überlebende des großen BRD-Autoren-Quartetts Böll - Grass - Lenz - Walser, die Nobelpreisträgerin Herta Müller, der Büchner-Preisträger Durs Grünbein oder die viel gelesene Verfasserin von Venedig-Krimis Donna Leon sind das Skelett eines Programms, das alle ansprechen soll. Literarische Connaisseurs affizieren sicher Namen wie Thomas Hettche, Ralf Rothmann oder Zoë Beck. Die populärere Schiene wird bedient mit Iny Lorentz, Konstantin Wecker, Doris Dörrie oder Wladimir Kaminer. Und natürlich fehlen die lokalen Hero(in)en Paul Maar und Tanja Kinkel nicht, die auch als Schirmmenschen des Festivals fungieren.
Illusorisch sei es, so Kraft und Stadtmarketing-Manager Klaus Stieringer, mit einer derartigen Veranstaltungsreihe Geld verdienen zu wollen. Von solchen Vorwürfen sehen sie sich also nicht getroffen. Eventuelle Überschüsse etwa aus dem Kartenverkauf würden reinvestiert. Denn das Festival soll zur Dauereinrichtung werden. Konkurrenz zu ähnlichen Veranstaltungen wie "Herbstlese" oder "Bamberg liest" schließen sie aus. Allenfalls die Bamberger Kurzfilmtage kollidieren mit dem Bamberger Literaturfestival. Die Initiatoren der Kurzfilmtage haben sich auch schon bitter beklagt. Diese Termine, verspricht Landrat Kalb, wolle man noch abstimmen.
Veranstaltungen und Informationen
Eröffnung mit Thomas Kraft, Musik Johannes Öllinger. 21. Januar, 20 Uhr Kulturboden Hallstadt
Herta Müller 22. Januar, 20 Uhr Harmonie Bamberg.
Paul Maar mit Capella Antiqua Bambergensis. 23. Januar, 19 Uhr E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg
Tanja Kinkel 25. Januar, 20 Uhr Unteres Schloss Bischberg
Donna Leon mit Ensemble Il Pomo d'Oro und Tanja Kinkel. 26. Januar, 20 Uhr Konzerthalle Bamberg
Iny Lorentz 27. Januar, 20 Uhr Altenburg Bamberg
Doris Dörrie mit Arnd Rühlmann. 28. Januar, 20 Uhr Kulturboden Hallstadt
Durs Grünbein 29. Januar, 20 Uhr Gemeindebücherei Stegaurach
Andreas Englisch 30. Januar, 20 Uhr Lechnerbräu Baunach
Martin Walser 31. Januar, 20 Uhr Harmonie Bamberg
Wladimir Kaminer 1. Februar, 20 Uhr Kulturboden Hallstadt
Dirk Rohrbach mit Smoke-stack Lightnin' 2. Februar, 20 Uhr Kulturboden Hallstadt
Thomas Hettche 3. Februar, 20 Uhr Schloss Sassanfahrt
Zoë Beck 4. Februar, 20 Uhr Altes E-Werk Bamberg
Ralf Rothmann 5. Februar, 20 Uhr Hübscher Bamberg
Konstantin Wecker 6. Februar, 20 Uhr Lechnerbräu Baunach
Kinder- und Jugendprogramm mit u. a. Fabian Lenk u. Kirsten Boie. Details ebenso wie
Infos und
Karten (ab 30. 10.) unter
www.bamlit.de