Der Energiekonzern RWE plant die Transformation des ehemaligen Hambacher Tagebaus. Dieser soll durch eine Befüllung mit Wasser zum tiefsten See Deutschlands werden.
In Nordrhein-Westfalen wird zurzeit an einem ambitionierten Projekt gearbeitet, das den Bodensee als tiefsten See Deutschlands ablösen könnte. Geplant ist, den ehemaligen Hambacher Tagebau, bekannt als das "größte Loch Europas", in einen künstlichen See zu verwandeln.
Hinter dem Vorhaben steht der Energiekonzern RWE, der angibt, dass der zukünftige Erholungssee eine Fläche von 42 Quadratkilometern und eine Tiefe von 365 Metern erreichen soll. Damit wäre der See über 100 Meter tiefer als der derzeit tiefste See Deutschlands, der Bodensee, mit einer Tiefe von 251,4 Metern.
Naherholungsgebiet mit Wald-See-Landschaft geplant: Darum geht es beim Bauprojekt
Bis zur Eröffnung des Hambacher Sees wird es noch einige Zeit dauern. Der aktuelle Plan von RWE sieht vor, dass die Befüllung im Jahr 2030 beginnt, wobei Wasser aus dem Rhein genutzt werden soll. Um das geschätzte Volumen von 3,6 Milliarden Kubikmetern zu erreichen, wird der See voraussichtlich bis etwa zum Jahr 2080 benötigen. Der Grund für den späten Beginn der Befüllung ist, dass der Tagebau Hambach noch bis 2030 in Betrieb bleibt.
Zwischenziel der Projektleitung ist es, bereits im Jahr 2033 ein Drittel der Zielhöhe zu erreichen. Bis 2040 soll die Wasseroberfläche dann eine Größe von 1200 ha haben und die tiefste Stelle des Sees 200 Meter betragen. Der Bodensee wird trotz dieses Projekts weiterhin der größte und wasserreichste See Deutschlands bleiben, jedoch nicht mehr die tiefste Stelle unter Wasser haben.
Das Wasser wird über Rohre, die 45 Kilometer lang sind, aus dem entfernten Elsdorf gebracht. Die drei geplanten Rohre sind so dimensioniert, dass ein erwachsener Mensch problemlos mit dem Fahrrad hindurchfahren könnte. Diese Größe ist von Bedeutung, da so eine Wasserzufuhr von 18.000 Litern pro Sekunde gewährleistet wird – was in etwa einem Olympiaschwimmbecken entspricht, das in zwei Minuten gefüllt wird. Diese Wassermenge ist notwendig, damit die Befüllung des Sees nach etwa 60 Jahren abgeschlossen werden kann.
Nicht nur Begeisterung: Diese Kritik gibt es am Vorhaben von RWE
Die Idee eines Naherholungsgebiets mit Wald-See-Landschaft wird von vielen begrüßt, während andere Kritik üben. Insbesondere deshalb, da RWE zum Braunkohleabbau mehrere Tausend Hektar des Hambacher Forst gerodet und somit ein bereits bestehendes Naherholungsgebiet zum Zweck der Braunkohlegewinnung zerstört hat.
Dokumentation über Hambacher Forst - Alle Infos über den ''Trees of Portest'' Film
Der BUND Naturschutzverband kritisiert zudem die Pläne, den Rhein als Wasserquelle zu verwenden. In diesem seien laut Bund verschiedene Rückstände von Chemikalien und Arzneimitteln nachgewiesen worden. Stoffe, die auch im Rheinwassergütebericht des Landes Nordrhein-Westfalen aufgelistet sind. Der BUND fordert daher, das Wasser zunächst zu filtern, bevor es in den Tagebau gelangt.