Ursprüngliche Meldung: Neue Hoffnung für Hund "Chico"
Nach der tödlichen Beißattacke auf zwei Menschen prüft die Stadt Hannover jetzt eine Alternative zur ursprünglich geplanten Einschläferung des Tiers. "Chico" könnte womöglich in einer Spezialeinrichtung unterkommen.
Chico könnte in einer Spezialeinrichtung untergebracht werden
Das Tierheim, in dem Chico derzeit untergebracht ist, habe vorgeschlagen, den Hund in einer speziell gesicherten besonderen Einrichtung für auffällig gewordene Tiere unterzubringen. Die spezielle Einrichtung befinde sich außerhalb Niedersachsens. Ob diese Alternative gewährleisten kann, dass der Hund keinem Menschen mehr Schaden zufügt, werde geprüft.
Mit dem Tierheim solle erörtert werden, wie es mit Chico weitergeht, erklärte Stadtsprecher Udo Möller. Der Hund bleibe bis zu einer Entscheidung im Tierheim.
Online-Petition: Lasst Chico leben knackt die 200.00er-Marke
Auf der Onlineplattform change.org haben bis zum Sonntagabend mehr als 235.000 Menschen mit dem Ziel unterschrieben, Chicos Leben zu retten. Ihn einzuschläfern, nütze keinem und verhindere gar nichts argumentiert Initiatorin Tanja Wagner. Sie bezweifelt nicht, dass es sich bei dem Vorfall um eine Tragödie handelt, sieht Hund Chico allerdings nicht als den Schuldigen. Die liege "am anderen Ende der Leine", also bei den Haltern. Wagner fordert: "Lasst Chico leben! Gebt ihm eine Chance! Er hatte nie ein gutes Hundeleben!"
Womöglich gab es auch einen weiteren Versuch, das Leben des Hundes zu retten: In der Nacht auf Samstag haben Unbekannte versucht, in das Tierheim Hannover einzubrechen, in dem Chico untergebracht ist. Ein Zusammenhang zwischen dem Einbruch und einem möglichen Befreiungsversuch militanter Tierschützer sei jedoch reine Spekulation, sagte ein Sprecher der Polizei. Der Staffordshire-Terrier-Mischling soll nach Anordnung der der Stadt Hannover eingeschläfert werden.
Einbrecher im Tierheim Hannover
Die Einbrecher haben in der Nacht zu Samstag nach Angaben des Sprechers einen Zaun des Tierheims überwunden. Anschließend versuchten sie demnach eine Zugangstür aufzuhebeln, hinter der sich mehrere Hundezwinger befinden. In einem dieser Zwinger sei auch Chico untergebracht gewesen. Die Unbekannten schafften es allerdings nicht, die Zugangstür aufzuhebeln.
Tierschützer wollen mit einer Petition verhindern, dass der Hund eingeschläfert wird, und fordern eine neue Chance für den Hund."Bitte lasst Chico leben! Er hatte nie ein gutes Hundeleben!" heißt es in einem Internet-Aufruf. Bis Sonntag hatte die Online-Petition mehr als 210.000 Unterschriften gesammelt.
Besitzerin und Sohn totgebissen
Chico hatte am Dienstag seine 52 Jahre alte Besitzerin und ihren 27 Jahre alten Sohn totgebissen. Die Stadt Hannover räumte am Freitag ein, dass der Hund den Behörden bereits 2011 aufgefallen sei. Eine angeordnete Begutachtung sei damals unterblieben. Nach jetzigen Erkenntnissen hätte dies zu einem Haltungsverbot geführt. Über die genauen Umstände für dieses Versäumnis und mögliche Konsequenzen will die Stadt am Montag informieren.
Hund war den Behörden schon 2011 aufgefallen
Der Hund ist den Behörden bereits 2011 aufgefallen. Nach einem Hinweis des Amtsgerichtes hätte das Tier damals begutachtet werden müssen, was aber unterblieben sei, teilte die Stadt mit.
Nach jetzigen Erkenntnissen hätte eine Begutachtung dazu geführt, dass dem Besitzer die Haltung des Tieres verboten worden wäre.
Obduktion bestätigt Hundeattacke
Eine Obduktion der 52 und 27 Jahre alten Besitzer hat inzwischen den Verdacht einer tödlichen Hundeattacke bestätigt: Staffordshire-Terrier-Mischling "Chico" hat seine Besitzer in ihrer Wohnung totgebissen. Das habe sich bei der rechtsmedizinschen Untersuchung bestätigt, teilte die Polizei am Freitag mit. Warum der Hund seine beiden Bezugspersonen angriff und tötete, ist weiterhin unklar.
Bei den Opfern seien die "durch den Staffordshire-Terrier-Mischling verursachten Bissverletzungen todesursächlich" gewesen, hieß es. Der Hund war nach der Attacke am Dienstagabend in ein Tierheim gebracht worden. "Chico" soll nun getötet werden. "Nachdem das Obduktionsergebnis nun bekannt ist, steht fest: Der Hund wird definitiv zeitnah eingeschläfert", sagte der Sprecher der Stadt Hannover, Udo Möller.
Mutter war pflegebedürftig, Sohn schwer krank
Die 52-Jährige war pflegebedürftig, der 27-jährige Sohn schwer krank. Er hatte den Hund in einem Metallkäfig in seinem Zimmer gehalten und Nachbarn zufolge nur selten ausgeführt. Ein Rentnerpaar hatte in der Vergangenheit den Tierschutzverein informiert, der bei zwei Besuchen 2014 und 2016 allerdings keine Vernachlässigung des Terrier-Mischlings feststellte.
Chico" war angemeldet und nicht als gefährlicher Hund eingestuft.
Derartige Attacken kommen höchst selten vor. Jährlich sterben in Deutschland im Schnitt drei bis vier Menschen durch Hunde. Nach der Attacke in Hannover war umgehend der Ruf nach strengeren Kontrollen für Hundebesitzer laut geworden. Auch eine neue Diskussion über sogenannte Kampfhunde kam auf.