Warum findet das Oktoberfest eigentlich im September statt?

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Es ist das größte Volksfest der Erde - und versetzt Millionen von Besuchern in bierselige Ekstase. Doch warum findet das Oktoberfest trotz seines Namens vor allem im September statt?

Am Samstag ist es wieder so weit: Münchnerinnen und Münchner werden wie gebannt auf das Podest im Schottenhammel schauen und mitfiebern, wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter das erste Fass Wiesnbier ansticht. Wie viele Schläge wird er diesmal brauchen, bevor er das legendäre "O'zapft is!" durchs Festzelt brüllen darf?

Doch eine Sache kann so manchen Besucher des Oktoberfestes stutzig machen. Auch wenn das weltweit größte Volksfest den zehnten Monat des Jahres im Namen hat - der Anstich findet traditionell Mitte September statt. Und vom Oktober nimmt die Wiesn eigentlich nur die ersten paar Tage mit. Woher kommt also dieser Bier-Jetlag auf der Münchner Theresienwiese?

Oktoberfest im September? Das Münchner Sauwetter ist schuld

Tatsächlich fand das erste Oktoberfest noch einen ganzen Monat später statt. Und zwar schon 1810 - lange bevor der Nürnberger Wirt Georg Lang mit seiner "Bierburg" das erste Festzelt unter den strengen Blicken der Bavaria aufstellte. Seine Wurzeln hat das Volksfest in der Hochzeit des Kronprinzen Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese. Die beiden heirateten mit viel Pomp schon am 12. Oktober, Höhepunkt war dann ein Pferderennen am 17. Oktober. Dies war schließlich die Geburtsstunde der heutigen Wiesn.

Doch schnell wurde klar: Der Termin ist nicht ganz so günstig für ausgelassene Feierlaune. Denn das Wetter kann in München um die Zeit schon richtig greislich werden. "Über das Clima Münchens verlauten vielfache, theils schlimme Gerüchte", zitiert das Wiesn-Portal der Münchner Lokalzeitung tz einen Reiseführer aus den 1860er Jahren. Und auch der damalige Hauptsternwart der bayerischen Hauptstadt schrieb Mitte des 19. Jahrhunderts resigniert: "Vollkommen heiter Tage haben wir in München jährlich nur 17, vollkommen trübe 127 und gemischte 221".

Von einer Vorverlegung des Festes wollten die Münchner Stadtoberen aber lange nichts wissen. Die Theresienwiese war nämlich noch bis Ende des 19. Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzte Fläche. Und die Bauern wären wenig begeistert davon gewesen, wenn ihnen torkelnde Festbesucher die Ernte zertrampeln. Also mussten die Wiesngänger noch lange in dicken Mänteln ihr Märzen genießen, im Jahr 1829 fegte gar einer der garstigsten Schneestürme der Münchner Geschichte über das Festgelände. 

Keine Garantie für schönes Wetter - Oktoberfest manchmal mit Christkindel-Flair

Die Erlösung kam schließlich 1872. Damals wurden die Äcker auf der Theresienwiese in Bauland umgewandelt. Offiziell wurde der Hauptsonntag des Oktoberfestes aber erst 1904 auf die letzte September- und die erst Oktoberwoche gelegt. Seitdem findet der Anstich traditionell schon Mitte September statt.

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Eine Garantie für schönes Wetter hat man trotz Altweibersommer aber auch im Münchner September nicht. 2008 und 2022 waren die Temperaturen so eisig, dass man sich für eine radikale Maßnahme entschloss. Da erlaubte man den Eisverkäufern auf dem Festgelände den Glühweinausschank. Anders wären sie wohl pleite gegangen, Lust auf Gelato hatte da wirklich keiner. Dass manche Budenbetreiber dann sogar "Merry Christmas" aus den Lautsprechern trällern ließen, fand Wiesn-Chef Clemens Baumgartner aber doch etwas neben der Spur.

Ob September oder Oktober - denn richtigen Münchnerinnen und Münchnern dürfte das eigentlich egal sein. Denn im Volksmund sagt kaum einer "Oktoberfest" zu der Veranstaltung. Bei den Alteingesessenen ist und bleibt das bunte Treiben auf der Theresienwiese schlicht und einfach die "Wiesn".

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Vorschaubild: © Matthias Balk/dpa/Archiv