Die Abschlussfahrt des diesjährigen Voloprojekts wurde zu einem nassen und rasanten Vergnügen. Foto: Matthias Hoch
In den flacheren Abschnitten konnte die Natur genossen werden. Foto: Matthias Hoch
Zum Lohn gab's das Flößerdiplom. Foto: Matthias Hoch
Zum Lohn gab's das Flößerdiplom. Foto: Matthias Hoch
Vor dem Start Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Die Highlights sind die Wehre. Nur knapp passen unsere Flöße hindurch. Wasser spritzt in alle Richtungen auf. Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
Wir haben ein eigenes Floß bauen dürfen, haben uns über Geschichte und die Bedeutung der Flößerei informiert. Und dann wurden wir ganz schnell nass gemacht.
Mehrere Tonnen schwer, 16 Meter lang. Was soll auf so einem Ungetüm von Floß schon Aufregendes passieren, dachten wir uns. Bis, ja, bis es tatsächlich losging. "Wir", das sind die Volontäre der Mediengruppe Oberfranken. Und jeder von uns, der Bilder vom gemütlichen Schippern auf dem Main im Kopf hatte, war nach spätestens 30 Sekunden eines Besseren belehrt.
Gleich zum Start hieß es: Festhalten, Kopf einziehen - und ganz eintauchen in die Floßtour auf der Wilden Rodach. Und zwar im wörtlichen Sinne. Es dauert kaum einen Wimpernschlag, dann steht uns das Wasser schon bis zum Hals. All jene, die sich beim morgendlichen Ankleiden für feste Schuhe, Jeans und feines Oberteil entschieden haben, wissen spätestens in diesem Moment: Es war die falsche Wahl.
Junggesellen und "Zeitungsfuzzis"
Rund 500 Menschen sind an diesem Samstag nach Wallenfels gepilgert, um die knapp fünf Kilometer lange Strecke vom Schnappenhammerwehr bis zum Flößerhaus auf einem der 23 Flöße hinter sich zu bringen. Familien, junge und alte Leute von nah und fern. Mit dabei natürlich auch die obligatorische Junggesellenabschiedsgruppe - und eben die neun Volontäre oder "Zeitungsfuzzis " wie der Vorsitzende der Wallenfelser Flößergemeinschaft Andreas Buckreus uns im Vorfeld mit einem süffisanten Lächeln begrüßt hatte.
Schon beim Start wird klar: Die Fahrt ist nur für die Gäste ein ungetrübtes Vergnügen. Für die Flößer ist es vor allem schwere Arbeit. Hochkonzentriert müssen sie sein. Gleich zum Start muss das Schnappenhammerwehr geöffnet werden. Mit Flößerhaken und reiner Köperkraft hieven die Männer die schweren Bretter aus den Fluten. Unter dem Druck der Wassermassen bricht ein Holz. Die Männer schreien, Hektik bricht aus. Mit vereinten Kräften gelingt es, dass Wehr komplett zu öffnen.
Unser Floß ist schnell. Zu schnell. Vor uns treiben die Männer vom Junggesellenabschied. Singen, klatschen, schunkeln. Ihr Floß liegt tief im Wasser, ist träge. Wir fahren auf. Michael Mähringer stößt sie mit seinem Flößerhaken an, schiebt sie vorwärts. Unser Flößer muss richtig schuften.
In den flacheren Abschnitten können wir die Natur genießen. Die Felswände an der Wilden Rodach, das dichte Blätterdach der Bäume über uns. Am Ufer stehen viele Schaulustige, einige fahren mit dem Fahrrad nebenher. Währenddessen drückt Mähringer das Floß mit dem Haken immer wieder vom Rand weg, steuert das Ungetüm um die engen Kurven. Trotz des kalten Wassers: Man sieht Schweiß auf seiner Stirn. Enorme Kräfte sind am Werk. Mit einem Ächzen bricht der Haken - glücklicherweise ist Ersatz an Bord.
Der Tanz auf dem Floß
Die Highlights sind aber sicherlich die Wehre. Nur knapp passen unsere Flöße hindurch. Wasser spritzt in alle Richtungen auf. Sechs Mal insgesamt. Wir müssen uns an unseren Sitz klammern, um vom Wasserdruck nicht heruntergerissen zu werden. Michael Mähringer und seine Kollegen stehen währenddessen am Bug des Floßes - ohne Sicherung. Spätestens jetzt wird klar, was Helmut Müller im Vorfeld meinte, als er sagte: "Ein Flößer muss ein guter Tänzer sein."
Nach etwa einer halben Stunde ist der Spaß vorbei - und unser Flößer Michael Mähringer kann sich ausruhen. Während es für die "normalen" Gäste ins Flößerhaus geht, dürfen wir mit den Wallenfelsern in den Flößerkeller. Bei einer zünftigen Brotzeit und kühlem Bier wird sich ausgetauscht. Michael Mähringer schüttelt den Kopf. "Starke Strömungen heute", sagt er. Die Fahrt sei jedes Mal eine neue Herausforderung. "Das Wasser ist immer anders." Wie Schnee auf der Piste. Mal ist es schnell, mal eher langsam, mal wild und dann wieder eher gemächlich. Heute war es eine schnelle Fahrt.
Woran das liegt? Die Flößer zucken mit den Schultern. Die Wasserhöhe spiele eine Rolle und die Temperatur. Letztlich müsse man es einfach fühlen. Die Wallenfelser Flößer fühlen es noch. Für die vielen Touristen, die jedes Jahr einen Ritt auf der Wilden Rodach wagen, ist die Fahrt eine schöne Abwechslung, mal etwas Neues. Bei den Flößern schwingt hingegen eine ganze Kultur mit. Auch wenn die Zeiten der professionellen Flößerei in Franken Mitte des letzten Jahrhunderts zu Ende gingen - die Tradition lebt in Wallenfels weiter.
Zum Abschluss wird das Flößerlied angestimmt. "Zum Tralala, Tralala, lustig sind die Flößer da." Beim Refrain singen wir alle mit, die Bierkrüge knallen auf die Tische. In diesem Moment fühlen wir uns ein klein bisschen so, als seien wir selbst Flößer. Zumindest können wir nun ein bisschen verstehen, wie viel Arbeit und Anstrengung hinter der Flößerei steckt.