Markus Söders Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung wurden im Bayerischen Landtag still und aufmerksam verfolgt. Doch als er das Thema Lehrermangel ansprach, erhitzten sich die Gemüter.
Einen Lehrermangel habe es bereits vor der Corona-Pandemie gegeben - nicht nur in Bayern, sondern in der gesamten Bundesrepublik, betonte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner Regierungserklärung am Mittwoch. Als Söder erläuterte, was die Gründe für diesen Zustand seien, ging ein Raunen durch den Bayerischen Landtag.
Söder sagte: "Dies ist weder die Schuld der Lehrer, noch des Landtages und der Staatsregierung. Denn die Stellen sind zur Verfügung gestellt, es fehlen aber die Personen, die es machen können."
Die Opposition tat ihrem Unmut kund: Laute Zwischenrufe unterbrachen den Ministerpräsidenten am Pult.
Söder versprach anschließend Prämien für Schulleiter und für besonders im digitalen Unterricht engagierte Lehrer. Eine Maßnahme, die viele Kommentatoren in sozialen Netzwerken für Zugeständnisse einer verfehlten Bildungspolitik halten.
"Eine Leistung bei Lehrkräften ist nicht vor allem Engagement beim digitalen Unterricht, sondern jeden Tag die Herausforderungen im Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen und Lehrermangel zu stemmen", argumentiert eine Kommentatorin.
Piazolo zu Schulstart in Corona-Krise: "Der Präsenzunterricht funktioniert"
Ihrer Meinung stimmt Simone Fleischmann, Präsidentin des "Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes", zu: "Wir haben noch nie so einen Notbetrieb erlebt, wie jetzt." Der dramatische Lehrermangel und die Corona-Krise würden derzeit für große Herausforderungen und enorm viele Zusatzaufgaben sorgen. Ein Lehrergipfel müsse her, so Fleischmann - insbesondere, um zukünftige personelle Lücken unter Lehrern zu vermeiden. Dem Bayerischen Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wirft sie vor: "Schulverwaltung und Politik wollen weiter irgendwie diesen Schein wahren, und anstatt das Problem ehrlich zu benennen und anzugehen, eiern sie rum."
Die Problematik des Lehrermangels habe sich über Jahre aufgestaut. Nun decke die Corona-Krise Missstände auf, die es bereits seit geraumer Zeit gebe. Als Beispiel nannte Fleischmann, dass Corona verhindere, dass zwei Klassen zusammengelegt würden, sobald ein Lehrer krank sei. "Sagt denn einfach mal einer die Wahrheit und benennt die zweite Krise? Den Lehrermangel", forderte sie deutlich. Dies warf sie jedoch lediglich Piazolo vor, Söder nicht.