Kommentar: Lockert die Ladenschlusszeiten in Bayern - dann rettet ihr die "kleinen" Läden

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"Tante Emma"-Läden sterben aus: Die Ladentür nicht um 20 Uhr absperren zu müssen, könnte dabei helfen diese Entwicklung aufzuhalten. Symbolfoto: Steven Kamps/unsplash.com
"Tante Emma"-Läden sterben aus: Die Ladentür nicht um 20 Uhr absperren zu müssen, könnte dabei helfen diese Entwicklung aufzuhalten. Symbolfoto: Steven Kamps/unsplash.com

Die FDP hat zuletzt vorgeschlagen die Ladenschlusszeiten in Bayern zu lockern. Damit treffen die Liberalen den Nerv der Zeit - und zeigen, wie sehr der Freistaat hinterherhinkt.

Zeitgemäße Ladenschlusszeiten in Bayern? - Nein auf keinen Fall!

"Es wird Zeit, dass Bayern beim Ladenschluss im 21. Jahrhundert ankommt", fordert Martin Hagen, Fraktionsvorsitzender der FDP im bayerischen Landtag. Recht hat er - Bayern hinkt der Entwicklung hinterher und hat als einziges Bundesland noch eine Ladenschlussregelung aus den 90er-Jahren.

Um 20 Uhr ist aktuell Schluss - aber warum eigentlich?

Edmund Stoiber setzte einst durch, dass es Ländersache sei, wie lange Läden im jeweiligen Bundesland geöffnet sein dürfen. Seitdem haben alle Bundesländer sich für kundenfreundlichere Öffnungszeiten entschieden. Alle? - Nein ein Bundesland in Süddeutschland leistet eisern Widerstand und besteht darauf, spätestens um 20 Uhr die Ladentüre abzusperren: Bayern.

Doch dies entspricht längst nicht mehr der Lebensrealität vieler Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Bayern. Die Kellnerin im Straßencafé, der Arzt im Krankenhaus oder der Polizist im Streifenwagen - einige Arbeitnehmer arbeiten länger als 20 Uhr am Abend. Von vielen dieser Menschen wird ein hohes Maß an Flexibilität im Alltag erwartet. Diese Flexibilität sollte auch für Ladenbesitzer möglich sein. Mit einer Ausdehnung der Ladenschlusszeiten, wäre kein Selbstständiger im Einzelhandel gezwungen länger offen zu haben. Damit wäre jedoch die Möglichkeit geschaffen, dass Menschen auch nach 20 Uhr ihre Wurst beim örtlichen Metzger, das Brot beim Bäcker um die Ecke oder das Gemüse beim Händler des Vertrauens kaufen können.

Rettet die "kleinen" Läden - sonst sind sie dem Online-Handel ausgeliefert

"Tante Emma"-Läden sterben aus. Der Online-Handel boomt. Dieses Ungleichgewicht ist auch den veralteten Ladenschlusszeiten in Bayern geschuldet. Dass Lebensmittelketten wie Rewe oder Edeka logischerweise ebenfalls länger als 20 Uhr geöffnet hätten, schmälert die neuen Möglichkeiten für "kleinere" Geschäfte nicht.

Nur Vorteile: Arbeitsplätze könnten entstehen

Abgesehen von neuen Optionen für "Tante Emma"-Länden, wäre eine Verschiebung der Schlusszeiten in den späteren Abend auch für größere Geschäfte, wie Supermarkt-Ketten schmackhaft. Neue Neben- beziehungsweise Aushilfsjobs könnten entstehen: Die gesetzliche Höchstarbeitsdauer würde zwar weiterhin gelten - jedoch könnten neue Arbeitszeitmodelle interessant werden, da mehr Arbeitszeit zur Verfügung stünde.

Mein Vorschlag: Dehnt die Ladenschlusszeiten um zwei Stunden aus! 22 Uhr als spätmöglichster Zeitpunkt den Laden zu schließen wäre spät genug, um lang arbeitenden Arbeitnehmern die Chance zu geben, noch einkaufen zu können. Zudem müsste kein Arbeitnehmer länger als 22 Uhr hinter der Ladentheke stehen oder an der Supermarktkasse sitzen.

Der Vorschlag der FDP, die Ladenschlusszeiten an Werktagen komplett freizugeben, um so faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber dem Online-Handel zu schaffen, ist unrealistisch. Rein theoretisch könnten Geschäfte damit rund um die Uhr geöffnet haben. Das wäre vor allem für kleinere Läden jedoch nicht zu stemmen.

Ladenschlusszeiten in Bayern: Was ist ihre Meinung?

Im Video: Deshalb ist die FDP mit ihrem Antrag gescheitert

Welcher ist eigentliche der günstigste Supermarkt? Das hat sich auch inFranken.de gefragt und es getestet: Dabei wurden Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Kaufland verglichen: Das ist das Ergebnis.