Impfung ab 12 Jahren? Söder erhöht Druck auf "Amateure" bei der Stiko - Aiwanger spricht von "Apartheid"

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Impfung ab 12 Jahren? Söder erhöht Druck auf "Amateure" bei der Stiko - Aiwanger spricht von "Apartheid"
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) steht im Impfzentrum der Eyüp-Sultan-Moschee in Nürnberg. Söder erhöht den Druck auf die Stiko, Impfungen ab 12 Jahren zu empfehlen.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) steht im Impfzentrum der Eyüp-Sultan-Moschee in Nürnberg. Söder wünscht sich eine Fortführung der Impfzentren über den 30. September hinaus.
Daniel Vogl/dpa

Aus Sorge vor einer neuen Coronawelle am Ende der Schulferien, erhöht Söder den Druck auf die Stiko, Impfungen für Jugendliche ab 12 Jahren zu empfehlen. Eine Impfpflicht will er nicht. Sein Wirtschaftsminister fällt derweil mit gewagten Vergleichen auf.

Die Impfkampagne in Deutschland verliert an Schwung. Ein Grund mehr für den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, den Druck auf die Stiko, die Ständige Impfkommission in Deutschland, zu erhöhen. Denn Söder möchte möglichst bald viele Jugendliche ab 12 Jahren impfen.  

Wie Söder im Politmagazin kontrovers des BR erklärte, schätze er die Stiko zwar, aber "das ist eine ehrenamtliche Organisation". Im Gegensatz dazu seien bei der EMA, der Europäischen Arzneimittel-Agentur, Profis am Werk. "Die haben entscheiden: Ja, der Impfstoff ist zugelassen." Söder wünschte sich, dass die Stiko der Empfehlung der EMA und auch verschiedener Kinderärzte folge.

Söder drückt aufs Tempo - Aiwanger bremst

Der Hintergrund von Söders Forderung ist klar: Er befürchtet eine ähnliche Entwicklung wie im vergangenen Jahr, als die Infektionszahlen mit den Reiserückkehrern nach den Schulferien stark anstiegen. Hinzu kommt, dass die Delta-Variante wohl deutlich ansteckender ist, als die Ursprungstypen des Coronavirus. Die Sommerferien in Bayern beginnen am 30. Juli und enden am 13. September.

Söder befürchtet durch die Zurückhaltung der Stiko eine ähnliche Entwicklung wie beim Impfstoff von Astrazeneca, welcher erst durch das ständige hin und her und teils widersprüchliche Aussagen zum "Ladenhüter" geworden sei. Zudem ginge es ihm nicht darum, die Impfung zur Pflicht zu machen, sondern vielmehr "ein breites Impfangebot" zu machen. Es gebe eine Schulpflicht und daher müsse man "alles tun, um die Schule zu ermöglichen". 

Einen Impfzwang lehnt insbesondere auch Söders Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ab. "Wir dürfen nicht unter dem Eindruck von Corona von Grundrechten abweichen", sagte der Freie-Wähler-Chef am Dienstagabend in München. "Eine Impfung ist ein medizinischer Eingriff, die Entscheidung darüber ist ein elementares bürgerliches Freiheitsrecht."

Vergleich mit Apartheidregime

Aiwanger hat sich bislang nicht impfen lassen und will sich dabei auch nicht von der CSU unter Druck setzen lassen, obwohl Ministerpräsident Markus Söder und die CSU nach Kräften für Impfungen werben. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Apartheidsdiskussion kommen", sagte der Minister der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Dazu bemerkte Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) laut Mitteilung: "Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Schüsse auch auf Kinder waren Kennzeichen der Apartheid. Dies mit Corona-Schutzmaßnahmen gleichzusetzen ist unerträglich."

Aiwanger führte weiter aus: "Jetzt die Torschlusspanik zu bekommen, weil wir bisher 50 Prozent vollständig Geimpfte haben und nicht 60 oder 70 Prozent, halte ich für übertrieben." Zwang sei das falsche Rezept, weil dies nach seiner Überzeugung nur die Widerstände in Teilen der Bevölkerung verstärken würde.

Der stellvertretende Ministerpräsident wies Kritik zurück, dass seine Haltung Impfgegner befeuere, die grundsätzlich gegen jegliche Impfungen sind. Denn diese würden nach Aiwangers Überzeugung die Corona-Impfung auch ohne ihn ablehnen. "Der harte Kern der Impfgegner braucht mich nicht", sagte Aiwanger dazu. Ungeachtet der jüngsten Reibereien pro und kontra Impfen sagte er: "Die Koalition in Bayern funktioniert, läuft gut." Über Söder und die CSU beschwerte Aiwanger sich nur leicht: "Ich sage mal, das erschwert es unnötig."

rowa/mit dpa